Sonntag, 7. Mai 2017

Echoes zelebrieren Pink Floyd im Colos Saal

Pink Floyd waren eine der größten Bands in der Geschichte der Rock Musik. Nach dem Ende der Gruppe gibt es aber auch heute noch viele Tribute Bands, die den alten Helden Ehre erweisen, indem sie ihre Musik weiterhin auf die Bühnen dieser Welt bringen. Eine davon ist Echoes, benannt nach einem monumentalen Stück aus dem Back Katalog der legendären Briten.

Dem Colos Saal Newsletter hatte ich wenige Tage zuvor entnommen, dass es nur noch einige Resttickets geben würde, also war klar, dass der Live Club im Herzen Aschaffenburgs wieder einmal picke packe voll sein würde. Als ich um 20 nach Sieben im Rossmarkt eintraf, stand auch schon eine Schlange Einlasswilliger vom Eingang des Colos Saal bis hin zur benachbarten Aloha Bar. Etwa zehn Minuten später war ich drin im Allerheiligsten eines jeden Musik Fans in der Untermain Region. Eben ein Bier gekauft, wählte ich schließlich einen Platz links vor der Bühne mit kurzer Anbindung zur Theke. Autofahren musste ich ja nicht mehr, da ich die Dienste der Bahn AG in Anspruch genommen hatte.

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Personen auf einer Bühne, Musiker, Konzert, Menschenmasse und Nacht

Ein Konzert Abend ohne Vorgruppe ist auch mal was Schönes und so ging es beinahe pünktlich um 20:05 mit Echoes los. Oliver Hartmann, der in der Umgebung von Aschaffenburg lebt und den Musik Fans von Formationen wie Avantasia, seiner eigenen Band Hartmann, Rock Meets Classic oder früher von At Vance bekannt ist, und seine Mitstreiter Martin Hofmann (bs), Paul Kunkel (kb) und Steffen Maier (dr) eröffneten ihr Set mit "Shine On You Crazy Diamond Pt. 1 - 5". Inzwischen hatten sich auch die Gastmusiker Carolin Riehemann (voc) und Michael Unger (sax) dazugesellt. Beide sollten im Verlauf des Abends noch wichtige Rollen einnehmen.

Danach ging es mit drei weiteren Stücken des 1975er Albums "Wish You Were Here" weiter, nämlich "Welcome To The Machine", dann "Have A Cigar", welches nun nicht originaltreu interpretiert wurde, und dem Titelsong, also exakt jene Reihenfolge, wie auf der Platte. Ich hatte damit gerechnet, dass nun auch noch "Shine On You Crazy Diamond Pt. 6 - 9" folgen würde, damit hätte man das Album in seiner Ganzheit abgearbeitet, doch ich sah mich getäuscht. Denn mit "One Of These Days" griffen Echoes nun auf ein Instrumentalstück aus der LP "Meddle" (1971) zurück. Einen Zeitsprung von 23 Jahren erlebten die Fans mit dem anschließenden "High Hopes" aus "The Division Bell", ein Album aus der Ära ohne Roger Waters.

Nun folgte ein Dreierpack aus dem Meilenstein Album "The Dark Side Of The Moon". Tickende Uhren, schrillende Wecker - klar, es war Zeit für "Time" und das dort eingeschlossene "Breathe Reprise", welches gerne mal unter den Tisch gekehrt wird. Wie auf dem Album schloss sich auch hier "The Great Gig In The Sky" an. Gelegenheit also für Carolin Riehemann, ihre stimmlichen Qualitäten an vorderster Front unter Beweis zu stellen. Das Abschlußstück der Platte, "Eclipse" beendete den ersten Teil der Show, die nun von einer Pause unterbrochen wurde. 20 Minuten waren angekündigt, doch am Ende dauerte es 27 Minuten, ehe es um 21:37 Uhr weiterging.

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Konzert, Menschenmasse und Nacht

In dieses Set stieg man mit dem Stück ein, welches der Tribute Band aus dem Raum Aschaffenburg den Namen gegeben hatte: "Echoes", somit der zweite Abstecher aus "Meddle". Und nun wendete man sich dem Doppelalbum "The Wall" aus dem Jahre 1979 zu. "Another Brick In The Wall Pt.1", "The Happiest Days Of Our Lives" und "Another Brick In The Wall Pt.2", letzteres lautstark vom Publikum (mit) intoniert, kamen in der Reihenfolge die man vom Album kennt. Mit dem folgenden "Young Lust" wurde es wieder flotter und rockiger, ehe das Tempo mit "Hey You" und "Nobody Home", solo von Keyboarder Paul Kunkel dargeboten, zurückgefahren wurde.

Danach wieder ein Monumentalstück: "Pigs (Three Different Ones)" aus "Animals" von 1977, von der Band genüßlich auf etwa 20 Minuten ausgedehnt (gefühlt, nicht gestoppt). Schließlich kündigte Oliver Hartmann das vielleicht schönste Lied von Pink Floyd als letztes Stück des regulären Sets an: "Comfortably Numb" aus "The Wall". 

Aber natürlich kamen Echoes noch einmal für zwei Zugaben zurück: Zuerst ratterten die Registrierkassen von "Money", womit man nochmal das "Dark Side..." Album streifte, ehe die "Wall" Nummer "Run Like Hell" das Konzert um kurz vor 23 Uhr beendete. 

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Personen auf einer Bühne, Nacht und Konzert

Noch ein Wort zur visuellen Umsetzung der Show. Im Colos Saal sind Backdrops und sonstige Elemente von Haus aus limitiert, denn die Decke ist doch recht niedrig und so können die meisten Showeffekte nicht so eingesetzt werden, wie in größeren Hallen. Dennoch wurde jeder Song mit Einspielungen auf der runden Leinwand unterstützt.

Echoes haben an diesem Abend den Musikfreunden, fast ausschließlich älteren Jahrgangs, wie das zu erwarten war, ein paar wunderbare Stunden beschert. Für mich blieb noch ein Small Talk mit Oliver Hartmann und die Vorfreude darauf, diese Band voraussichtlich im August in Hanau wieder erleben zu dürfen. 

Montag, 12. Dezember 2016

Metal zur Weihnacht - Christmas Bash in Geiselwind

Christmas Bash 2016 Eventzentrum Strohofer Geiselwind, 09. + 10. Dezember 2016

Nach der erfolgreichen Premiere vor einem Jahr mit Top Acts wie Edguy, HammerFall oder Accept, lud das Eventzentrum Strohofer nun zum zweiten Mal zum Christmas Bash auf den Autohof an der Autobahn A3 zwischen Frankfurt und Nürnberg. Und auch das Line Up dieser Ausgabe konnte sich sehen lassen, waren doch u.a. Blind Guardian, Saxon oder Iced Earth am Start. Doch der Reihe nach.
Am Freitagmöffneten sich um 16:30 Uhr die schweren Tore der Eventhalle, die Platz für mehr als fünftausend Feierwütige bietet. Ab 17:00 Uhr durften zunächst die beiden lokalen Bands Delirium und Dieversity den Fans einheizen, beide waren, wie auch die beiden Support Acts des Samstags, wenige Wochen vorher via Facebook Voting ermittelt worden.
Die erste professionelle Band waren Hämatom, die um kurz nach halb Sieben ihr Set begannen. Die Oberfranken begeisterten mit glasklarem Sound und einer auch visuell ansprechenden Show. Sie dürften an diesem Abend viele neue Freunde gewonnen haben - mich inklusive.



Danach wurden die Besucher des Events Teil der MTV Headbanger's Ball Tour 2016. Nach vielen Jahren hat man diese Veranstaltung, die auf der in den 1980er Jahren sehr populären Sendung "Headbanger's Ball" bei dem Musik TV Sender beruht, zu neuem Leben erweckt. Die Tour läuft seit Anfang Dezember, beinhaltet 17 Shows in acht europäischen Ländern und machte im Rahmen des Christmas Bash eben auch Station in Geiselwind.

Die erste Band des Packages waren die US - amerikanischen Metalcore Urgesteine Unearth, die sich mächtig ins Zeug legten und den schätzungsweise 3.000 Metalheads ihre ultra - harten Sounds um die Ohren klatschten.  

Als nächste Band waren die Franko - Kanadier Kataklysm an der Reihe. Wie bei ihnen üblich dreschten sie ihren Death Meal mit aggresiven Drums den Headbangern ins Gesicht. Da blieb wahrlich kein Auge trocken. Meine Kehle, und die meiner drei Begleiter übrigens auch nicht, labten wir uns doch auf dem angrenzenden Metal Weihnachtsmarkt am heißen Met.

Pünktlich zu Ensiferum waren wir aber wieder mittendrin im Geschehen. Die Finnen verstehen es, ein ohnehin schon enthusiastisches Publikum bis zur Extase zu pushen. Ihr Folk- oder Pagan Metal reißt auch den letzten Muffel mit. Besonders geil fand ich es, dass sie auch "Two Of Spades" aus ihrer letzten Platte "One Man Army" auf der Setlist hatten, denn der Mittelteil des Songs mit seinem 70er Jahre Disco Sound hat einfach was.



Als Headliner der MTV Headbanger's Ball Tour hatte man Iced Earth eingekauft. Die Amerikaner um Jon Schaffer überzeugten musikalisch auf voller Länge, nicht nur auf mich wirkten sie an diesem Abend aber lustlos. Das Ganze hatte etwas von zu viel Routine, die einem den Spaß am Job schon mal rauben kann. Auch in Sachen Interaktion hätte da mehr kommen können. Schade, hier haben Iced Earth eine Chance nicht genutzt.



Der Samstag begann mit der Öffnung des Weihnachtsmarktes um 13:30 Uhr, bevor es um 15:00 Uhr Doors Open für die Halle hieß. Auch diesen Tag eröffneten zwei gevotete Bands, Oversense und Noctura.

Danach war es an den Engländern Hell, die Menge anzuheizen. Ihr traditioneller Heavy Metal, gepaart mit epischen Momenten, war dazu auch bestens geeignet.

Als nächstes waren die schottischen Power Metaller Gloryhammer gefordert. Und sie machten ihre Sache perfekt. Und wer sich fragte, wieso man den Sänger einer schottischen Combo bei seinen Anmoderationen so gut verstehen konnte, dem sei gesagt, dass Gloryhammer über einen Schweizer Vokalisten verfügen. Auch den bereits zahlreich in der Halle vertretenen Blind Guardian Fans dürfte dieser Slot gefallen haben.



"The Devil Strikes Again" - der Titel ihrer neuen LP ist Programm für Rage. Peavey Wagner kehrt darauf mit seinen beiden neuen Mitstreitern zu den Zeiten von "Black In Mind" zurück, als die Musik der Ruhrpott Combo nur ein Ziel kannte: voll auf die Fresse. Auch auf der Bühne ging die Mucke des Trios nur nach vorne los. Das macht Spaß, das hat Klasse. Wer die Chance hat, Rage live zu sehen, sollte sie sich nicht entgehen lassen.   



Eine ihrer letzten Shows der Ravenhead / Book Of Ogan Phase spielten danach Orden Ogan. Die Sauerländer (Zitat Drummer Dirk: "Ich komme aus Soest, das ist lediglich das Tor zum Sauerland") bereiten derzeit ihr nächstes Album vor, für das Christmas Bash reisten sie aber gerne nach Franken an. Spielfreude pur und eine Setlist, die mit Höhepunkten ihres Katalogs gespickt war, sorgten dafür, dass das Publikum, an diesem Tag deutlich zahlreicher verteten als am Vortag, die Band bedingungslos abfeierte. Ein ganz starker Auftritt der vier Metal Mönche.



Mit J.B.O., der nächsten Band, ist es so eine Sache. Entweder man mag die Erlanger, oder man mag sie nicht. Klar, ihre Songs und die Ideen dahinter sind witzig, was mir persönlich aber auf den Zeiger geht, ist dieses ganze rosafarbene Gehabe. Das kann mal lustig sein, auf die Dauer nervt es aber - zumindest mich. Stimmung machten sie aber allemal.   

Die vorletzte Band des Bash 2016 sollte eine echt Legende sein. Eine Legende der New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM): Saxon. Alt, aber gut. Die Gruppe um Sänger Biff Byford kann sich auf einen Backkatalog verlassen, der zahlreiche Hits abgeworfen hat. Ob "Dallas, 1 pm", "Crusader" oder "Wheels Of Steel" - diese Nummern zünden auch noch rund 35 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung. Emotionales Highlight ihrer Show war aber sicher nicht nur mich ihr Tribut an den unvergessenen Lemmy (Byford: "Our good friend Lemmy, who passed away last year, while we were on tour with Motörhead"). "Ace Of Spades" wurde von den Metal Freaks in Geiselwind denn auch frenetisch abgefeiert.



Über jeden Zweifel erhaben sind natürlich auch Blind Guardian, Samstags Headliner und somit krönender Abschluß des Indoor Festivals. Sie spielten eine Special Show, mit der sie nun auch auf Tournee gehen. "Imaginations From The Other Side", ihr Konzeptalbum zur Artus Sage aus dem Jahre 1995, wird in Gänze aufgeführt. Sie hatten die Halle natürlich im Handstreich im Griff, schon den ganzen Tag über hatte man ja überall Fans der Krefelder gesehen, die ihre Idole natürlich begeistert feierten. Ein würdiger Abschluß für ein Festival, welches prima angenommen wurde und am ersten Dezember Wochenende 2017 in seine dritte Runde geht.   

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Die Antwort lautet: Tote Gänseblümchen

Was für ein Package besuchte am Abend des 7. Dezember den Colos Saal in Aschaffenburg. Eine aus alten Haudegen bestehende Hard Rock Band namens THE DEAD DAISIES und eine nordirische Rock Formation mit dem Namen THE ANSWER. Angekündigt als Co - Headliner Show tourten sie zunächst im Vereinigten Königreich, um im zweiten Teil der Tour auch den europäischen Kontinent zum beben zu bringen. Dabei wechseln sich die beiden Bands allabendlich ab, wenn es darum geht, wer als Erstes und wer als Zweites seine jeweils 75minütige Show abfeuert. In Aschaffenburg waren es nun THE ANSWER, die den Abend eröffneten.  

Um 20:11 Uhr erklang aus dem Off die irische Volksweise "The Irish Rover" in der Version von "The Pogues" und "The Dubliners", ein kleiner Fingerzeig auf die Herkunft der Formation, die das Live Programm einleiten sollte: THE ANSWER.

Drummer James Heatley und Bassist Michael Waters waren die ersten beiden Musiker auf der Bühne, sie stiegen gleich mit ihrer Rhythmus Arbeit ein, bevor Gitarrist und Geburtstagskind Paul Mahon und Sänger Cormac Neeson das Line Up komplettierten.




Ihre Musik lässt sich grob vielleicht als Contemporary Hard Rock einordnen, ich selbst fragte mich während ihres Sets immer wieder mal, ob das denn nun Modern Rock mit einem classic Touch sei, oder doch eher Classic Rock mit einem modern Touch. Obgleich das Outfit ihres Fronters eher an 70er Jahre Style erinnerte, ist die Musik immer wieder mal von Alternative Elementen durchzogen. Dabei wechseln sie gerne mal zwischen den Tempi hin und her, was ihre Songs manchmal in die Nähe von Künstlern wie den "Rival Sons", Rory Gallagher oder sogar den "Rolling Stones" rückt.

Mit dem Hinweis auf ihre Heimat Belfast kündigte Cormac Neeson etwa zur Hälfte des Sets eine Folk Nummer an. Mit Mahon an der Mandoline, Waters an der akustischen Gitarre und Heatley mit dem Tamburin boten sie "In This Land" dar, welches man in dieser Version als Bonus Track auf ihrem Ende Oktober erschienenem neuen Longplayer "Solas" findet, und welches sich stark von der elektrifizierten Version unterscheidet, die ebenfalls dort vertreten ist. Auch dieser Song dient als Querverweis auf die Heimat von THE ANSWER.




Sänger Neeson wagte zwischendurch auch mal einen Ausflug ins vollbesetzte Auditorium, was ihm und seiner Band sicher weitere Sympathie Punkte einbrachte. Um 21:26 Uhr waren sie mit ihrem Gig durch, zufriedene Gesichter reihum bedeuteten, dass sie einen guten Job gemacht hatten.

Nach einer knapp 25minütigen Umbaupause läuteten THE DEAD DAISIES mit etwas "Black Sabbath" Mucke um 21:50 Uhr ihren Set ein, in den sie mit "Long Way To Go", der ersten Single ihres aktuellen Longplayers "Make Some Noise" auch gleich mächtig einstiegen. Sofort war die Menge im Colos Saal da, um die "alten Herren" (alle fünf Musiker wurden in den 1950er bzw 60er Jahren geboren) lautstark abzufeiern. Exakt die Hälfte der 14 Song umfassenden Setlist ihres Gigs bestritten die "toten Gänseblümchen" mit Stücken aus der neuen Platte, drei weitere Tracks finden sich auf der 2015 veröffentlichten zweiten Scheibe "Revolucion".




THE DEAD DAISIES darf man getrost als "All - Star - Band" titulieren, hinterließen die Jungs ihre Spuren doch schon bei allerhand einschlägigen Top Acts: Sänger John Corabi war mal bei "Mötley Crüe", Gitarrist Doug Aldrich kennt man von "Dio" und "Whitesnake", Tieftöner Marco Mendoza war u.a. bei "Thin Lizzy"und "Whitesnake" aktiv, Drummer Brian Tichy trommelte schon für Billy Idol, Ozzy Osbourne, "Foreigner" oder - wie gehabt - "Whitesnake" und der australische Bandgründer David Lowy, neben Aldrich der zweite Sechssaiter der Formation, spielte zuvor bei "Mink" und "Red Phoenix".

Besonders erfreulich für mich war, dass sie mit "Fortunate Son" das "CCR" - Cover von "Make Some Noise" auch in ihrem Live Repertoire haben. In der ersten Hälfte des Sets hatte ich das Gefühl, dass sie ihre Songs ohne sich lange aufzuhalten ins Publikum abfeuerten. Doch mit zunehmender Dauer erzählte Corabi zwischen den Stücken immer mehr und entertainte das Publikum mit Witz und Charme. Seine Ankündigung, dass alle Deutschland Shows von ihrer Crew für eine spätere Live Veröffentlichung aufgezeichnet würden, schien die Fans noch mehr anzustacheln. Auch die Versionen der nun anstehenden Songs wurden immer länger, wobei sich vor allem Aldrich und Rampensau Mendoza immer wieder hervor taten. 




Ebenso darf das obligatorische Drum Solo von Brian Tichy als Highlight gelten, verbrauchte er dabei doch rund 15 bis 20 Drumsticks, die er sehenswert durch die Luft wirbeln ließ. Auch der Bassmann warf häufig Plektrons in die Menge. Und gegen Ende des Gigs ließ er seinen Bass sogar durch die Menge wandern. Auch ich hatte somit die Möglichkeit, den Viersaiter zu berühren und kurz mal zu zupfen. 

Irgendwie konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die DAISIES doch irgendwie mehr Headliner waren, als ihre nordirischen Freunde. Obwohl jene auch völlig überzeugt hatten, setzten die DEAD DAISIES doch nochmal einen drauf. Wie mag es wohl sein, wenn die Reihenfolge andersrum ist. Doch wie auch immer, als um 23:11 Uhr das Licht wieder anging, sah man überall lachende, zufriedene Menschen, die den Mittwoch Abend im Colos Saal zu einem gefühlten Samstag gemacht hatten.




Fazit: Mit diesen beiden großartigen Live Bands hatte man nichts verkehrt machen können. Die dürfen gerne wiederkommen...                 

Mittwoch, 7. September 2016

Promis, Bier, Musik - Wilsberg's Promikellnern am Aasee

Seit 1995 flimmert die Serie "Wilsberg" beim ZDF über die Bildschirme. Darin geht es um einen klammen Antiquar in Münster, der sich auch als Privatdetektiv verdingen muss, um die zumeist leere Kasse aufzubessern. Die Serie hat längst Kultstatus erreicht und selbst die Wiederholungen bei ZDFneo zu später Stunde gegen 22 Uhr erreichen schon mal mehr als zwei Millionen Zuschauer. Klar, dass auch die Hauptdarsteller der Serie zu den beliebtesten Schauspielern in Deutschland zählen. Leonard Lansink, Oliver Korittke, Ina Paule Klink, Rita Russek und Roland Jankowsky sind in ihren Rollen als Georg Wilsberg, Ekki Talkötter, Alex Holtkamp, Kommissarin Anna Springer und Kommissar Overbeck aus der hiesigen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken.




Seit 2003 gibt es in Münster, wo die Serie spielt, die Benefizveranstaltung "Wilsberg's Promikellnern". Wie der Name schon sagt, betätigen sich bei diesem Freiluft Event Prominente als Kellner. Zu allererst sind dabei natürlich die Darsteller der Serie zu nennen, aber auch der Wilsberg Erfinder, Schriftsteller Jürgen Kehrer, Regisseure und Produzenten der Folgen und lokale Münsteraner Prominenz beteiligen sich, um ordentlich Geld in die Kasse der Krebsberatung Münster zu spülen.   




Zu 14. Male ging diese Veranstaltung am 4. September an den Aaseeterrassen in Münster über die Bühne. Der Aasee ist ein künstlich angelegter See am Rande der Münsteraner Innenstadt, der aufgrund seiner günstigen Lage als Naherholungsgebiet den Städtern ein maritimes Flair nur wenige Minuten von der Hektik der Stadt bietet.

Auch meine Frau Kirsten und ich wollten dieses "Promikellnern" mal erleben und so machten wir uns am Morgen des 4. September aus dem Spessart auf in das rund 350 Kilometer entfernte Münster. Die Fahrt am Sonntag Morgen verlief ruhig und entspannt, lediglich die zahlreichen Baustellen auf der A 45 können mit der Zeit schon mal nerven. Am Westhofener Kreuz ging es auf die A 1 und gegen 11:40 Uhr hatten wir Münster erreicht.

Das im Vorfeld gebuchte Hotel befand sich am Stadtrand von Münster im Ortsteil Gievenbeck. Nach dem Einchecken gönnten wir uns ein wohlschmeckendes Mittagessen im Hotel, bevor wir mit dem Stadtbus zum Aasee fuhren. Dort trafen wir gegen 14 Uhr ein, eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung.




Die Aaseeterrassen sind ein am Nordufer des Sees gelegener Platz mit einer kleinen Marina, gastronomischen Betrieben und - wie es der Name schon sagt - terrassenförmig angelegten Stufen und Podesten. Dort waren bereits verschiedene Wagen und Stände aufgebaut, die sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmern sollten.

Um kurz nach 15 Uhr wurde der Event offiziell eröffnet. "Wilsberg" Darsteller Leonard Lansink und Münsters OB Lewe besorgten gemeinsam den Fassanstich, beobachtet von. u.a. den Filmfiguren "Overbeck" (Roland Jankowsky) und "Grabowski" (Vittorio Alfieri) und  der Bierkönigin Natalie I. 




Moderator Adam Riese bat hernach Leo Lansink für ein erstes Interview auf die Bühne, bevor jener sich am Fässchen den ersten Fotos mit den angereisten Fans stellte. Overbeck und Grabowski stürzten sich gleich ins Getümmel, wie dem weiteren Verlauf des Tages zu entnehmen war, sorgt "Ovi" Jahr für Jahr für den größten Umsatz. Dem sportlichen Roland Jankowsky, Hobbyläufer, kommt seine ausgezeichnete Kondition zugute, denn er fährt während des Promikellnerns gleich die Doppelschicht von sechs Stunden, während die meisten anderen Promis nur jeweils drei Stunden bedienen. 




Unter der Prominenz befinden sich lokale Politiker, Kabarettisten, Künstler und auch Sportler wie die Fußballer des SC Preußen oder die Volleyballdamen des USC. Es handelt sich bei den Kellnern und Kellnerinnen also um Laien des Fachs, die ihre Sache aber souverän bewerkstelligen.

Zwischen den musikalischen Vorträgen, die hauptsächlich von Jazz und Blues bestimmt sind, werden immer wieder Promis auf die Bühne geholt, die etwas über sich und natürlich auch ihr soziales Engagement erzählen. Im Rahmen dieser Interviews holte Adam Riese auch eine junge Sängerin in das Rampenlicht, die er als Van de Forst vorstellte. Da wurde ich gleich hellhörig, denn auf der Fahrt nach Münster hatte ich bei WDR 4 den Song "The Radio" von eben jener Künstlerin gehört, über die es im Radio hieß, sie sei eine Country Pop Sängerin, eben aus dem Münsterland. Da mir das Lied so gut gefallen hatte, sprach ich die junge Dame danach an. Sie erwies sich als äußerst nett und sympathisch, so erfuhr ich das ein oder andere über sie und ihre Musik. Sie hatte als Bedienung auch den Slot "zweite Schicht", kellnerte also von sechs bis neun.    




Unter den sicherlich gut zweitausend Zuschauern waren natürlich auch welche, die, wie meine Frau und ich, der Gruppe "Wilsberg Fans" bei Facebook angehören. Ziel war es natürlich auch, den ein oder anderen aus jener Gruppe persönlich zu treffen. Kirsten und Ich verbrachten schließlich einige Zeit mit Stephan, einem der Admins der Gruppe, und Petra, die extra für die Veranstaltung aus dem wunderschönen Wien angereist war. Mit Hubertus lernten wir auch den Gründer der Facebook'schen Wilsberg Fans kennen. Außerdem mit Elisabeth eine der aktivsten Userinnen der Gruppe.

Das Fachsimpeln unter Gleichgesinnten bringt natürlich viel Spaß und so wurde viel gelacht an unserem Tisch. Auch zwischenzeitliche Regenschauer brachten die Menschen nicht aus der Ruhe, bis schließlich am frühen Abend ein doch starker Regen, begleitet von heftigen Windstößen, dafür sorgte, dass fast alle Besucher sich nun einen Unterstand suchten.   




Als der Regen vorüber war, begann das Personal, angeführt vom immer noch vorbildlich fleißigen Overbeck, die Bänke und Tische abzutrocknen. Schließlich war das Live Programm noch nicht beendet und für den Abend war mit der Preview eines neuen "Wilsberg" Krimis ja auch noch ein weiteres Highlight angesagt. Dazu wurde die Seebühne geräumt und mit Beamer und Leinwand bestückt.

Petra, Kirsten, Stephan und ich hatten uns einen Tisch besorgt und schauten schließlich gemeinsam "In Treu und Glauben". Dieser Film wird im ZDF am 17. Dezember zu sehen sein. "Alex" und "Grabowski" schauten sich die Folge nur wenige Meter von uns entfernt an und auch "Overbeck" saß nicht weit weg. Sie alle sahen den Film an diesem Abend auch zum ersten Mal in voller Länge.  




Um kurz vor 23 Uhr war der Film, und somit die Veranstaltung, zu Ende. Bei überwiegend sonnigem und trockenem Wetter gab es aber auch den ein oder anderen Tusch von oben, und so waren die Menschen nun doch ausgekühlt und froh, sich nun in warme vier Wände zurück ziehen zu können. Kirsten und Ich gingen zu Fuss zum Hauptbahnhof, wo wir einen Nachtbus bestiegen, der uns fast bis vor die Haustüre des Hotels brachte. Rein in Trockene, bequeme Klamotten an und noch ein Absacker Bierchen - der Tag war lang, aber ereignisreich. Und somit von A bis Z gelungen.




Nach einem kräftigen westfälischen Frühstück und dem Auschecken fuhren wir in die Innenstadt. Schließlich wollten wir uns die Stadt noch ein wenig ansehen. Den Prinzipalmarkt, den Dom, die Lamberti Kirche und selbstverständlich das Antiquariat Solder, welches im Film Antiquariat Wilsberg heißt und somit quasi die Hauptzentrale des Privatdetektives bildet.   




Nach dem Stadtbummel verließen wir Münster, um über die B 54 ins benachbarte Holland zu fahren, wo wir uns noch ein wenig in Hengelo, einem Städtchen in der Nähe von Enschede, umsahen. Auf dem Rückweg tankten wir in Gronau, der Heimatstadt von Udo Lindenberg, wo der Liter Diesel 20, 23 Cent weniger kostet als in Holland, was zur Folge hatte, dass in dem Städtchen, nur etwa zwei Kilometer vom Oranje Land entfernt, von zehn Autos, die an der Tanke befüllt wurden, acht gelbe Kennzeichen hatten...

Über die A 31 ging es zur A 3, die von Baustellen ebenso übersät ist wie die A 45 und für uns rund um Köln (wo auch sonst?) einen veritablen Stau von 10 Kilometern bereit hielt. Aber wir hatten ja Zeit und nachdem wir noch ein paar Besorgungen gemacht hatten, waren wir gegen 20:45 Uhr wieder daheim. Reicher um die Erfahrung von "Wilsberg's Promikellnern".   

Fotos: Roland Ehrlich, Stephan Rautenberg, Hubertus Soll
(Zum vergrößern die Bilder anklicken)

Samstag, 16. Juli 2016

Von Seebären, 'ner rockenden Oma und Töchtern, die ihren Papa entführen - Santiano live und Open Air

Seit einigen Jahren mischt eine Gruppe die deutsche Musiklandschaft auf, die es schafft, Schlagerfans, Volksmusikanhänger und Headbanger unter einen Hut zu bringen. Sie spielen und singen im ZDF "Fernsehgarten" oder bei  "Immer wieder sonntags", begeistern aber auch Abertausende von Metalheads beim Wacken Open Air. Ach ja, auch die "Normalos", die sich musikalisch nicht festlegen wollen, liegen ihnen zu Füßen. Wer es schafft, all diese Strömungen auf sich zu vereinigen? Klar, da muss man nicht lange überlegen. Die Rede ist natürlich von SANTIANO, einer Band aus Flensburg, die mit norddeutschem Charme und Seemannsliedern ("Shantys"), einer gehörigen Portion Folk, gerne irisch beeinflusst, und rockigen Sounds Musik - Deutschland im Handstreich genommen hat.

Ich hatte meinem Sohn Hendrik zum Geburtstag ein Santiano Konzert geschenkt, eben das Open Air der Band im Rahmen des "Kissinger Sommers", denn wir wollten die Nordlichter schon lange mal live sehen. Nach einer nicht ganz störungsfreien Anreise waren wir gegen halb Sieben in Bad Kissingen und orientierten uns zunächst an den Hinweisschildern mit der Aufschrift " P - Open Air". Es sollte sich allerdings herausstellen, dass die ausgewiesenen Parkplätze nicht einmal ansatzweise in der Nähe des Luitpoldparks, mithin also des Veranstaltungsgeländes, gelegen waren. Somit stand uns nun ein gut halbstündiger Fussmarsch bevor, noch dazu ohne so recht zu wissen, wohin genau man denn nun laufen müsse. Doch auch eine Menge anderer Menschen liefen mit fragenden Gesichtern durch die Stadt, sodass man zumindest wusste, dass man mit seinem Problem nicht allein war. Also, dachten sich wohl auch andere, immer der Meute nach. Irgendwann würde man irgendwie schon irgendwo ankommen...




Auf etwa halbem Weg wurden Hendrik und ich mit den Worten "Entschuldigung, wissen Sie, wie man hier zum Konzert kommt" von einer kleinen Gruppe mit drei Personen angesprochen. Nein, so richtig wussten wir das natürlich auch nicht, aber schon waren wir mit den Dreien im Gespräch. Es stellte sich alsbald heraus, dass hier zwei Töchter mit ihrem Vater unterwegs waren, die ihrem Erzeuger das Konzert zu dessen 50. Geburtstag geschenkt hatten. Das machte mir die drei gleich sympathisch, bin ich doch selbst in diesem Jahr fuffzich geworden. Den letzten guten Kilometer zum Einlass marschierten wir dann also gemeinsam. Nach dem "einchecken" verloren wir uns zwar zunächst kurz aus den Augen. Doch schon bald begegneten wir uns auf der großen Wiese wieder und beschlossen, den Abend gemeinsam zu fünft zu verbringen.

Das gegenseitige Kennenlernen geht natürlich leichter mit 'nem Becher Bier in der Hand, und nachdem Hendrik und ich einen leichten Heimvorteil gegenüber den mehr als 300 Kilometern angereisten Mädels und ihrem alten Herrn (ich mag das gar nicht so schreiben, schließlich bin ich ebenso alt) hatten, konnten wir diesbezüglich mit unserem Wissen über das heimische Bier, und von welchem man besser die Finger lassen sollte, glänzen. Aber natürlich stießen wir trotzdem miteinander an und so verging die Zeit bis zum Konzertbeginn doch recht flott.




Um Punkt 20 Uhr ertönte laut ein Schiffsnebelhorn von der Bühne her und im Anschluß lief (früher hätte man an dieser Stelle geschrieben: vom Band, heute muss es heißen: vom Laptop) "Over The Rainbow" von Israel Kamakawimo'ole. Danach der Sound von Meereswogen, die am Strand anlanden und schließlich fiel der riesige Vorhang und Santiano legten mit "Lieder der Freiheit" los. Sofort waren die (lt. dem Internetportal infranken.de) mehr als viertausend Musikfans voll da und sangen und klatschten begeistert mit. Schon gleich zu diesem frühen Zeitpunkt gab Sänger und Bassist Björn Both nach dem Anschlag von Nizza ein politisch motiviertes Statement ab ("Wir lassen uns den Spaß am Leben nicht von islamistischen Idioten verderben"), wofür er einstimmig Applaus erhielt.  

Jedermann und jede Frau scheint die Lieder von Santiano zu kennen. Unmittelbar neben uns feierte u.a. eine gut betagte Dame, ich möchte sie hier einmal respektvoll - frech Rock - Oma nennen, die meist schwungvollen Seemannslieder und irischen Traditionals ebenso ab, wie ihre (Ur) Enkelin, die ebenso im Kreise tanzte wie auch viele andere Besucher dieses Konzertes. Fans mit T Shirts verschiedener Metal Events wie Summer Breeze, Metal Hammer Paradise oder WOA tummelten sich neben Geschäftsfleuten in Schlips und Kragen oder schick gekleideten Damen, die in ihren High Heels über die Wiese stöckelten. Fee, die jüngere der beiden Töchter unseres Allgäuer Trios, hatte davon erzählt, dass sie einige Wochen zuvor beim Iron Maiden Konzert war. Doch sie zeigte sich auch bei den Gassenhauern von Santiano ein ums andere Mal textsicher. Ebenso wie ihre Schwester Nina sang sie die Hits wie "Salz auf unserer Haut", "Frei wie der Wind", "Santiano" oder "Auf nach Californio" begeistert mit. Und Arthur, der Herr Papa, war total happy, dass seine Mädels ihm diesen Tag geschenkt hatten, denn als selbständiger Geschäftsmann kommt er nach eigenen Worten "nicht oft raus" und so sind für ihn Events wie dieses Open Air eher die Seltenheit.




Auf der Bühne zündeten Santiano derweil ein Feuerwerk ab. Allein im regulären, 22 Lieder umfassenden, Set fanden sich zehn Songs der aktuellen Santiano Langrille "Von Liebe, Tod und Freiheit", die das gleiche Hitpotential haben wie die Stücke der beiden vorherigen Alben "Mit den Gezeiten" und "Bis ans Ende der Welt". Hervorzuheben sind hier vielleicht das hymnenhafte "Walhalla (Bis in alle Ewigkeit)", die eingedeutschte Fassung des Hooters Hits "All You Zombies", die fetzigen "Sieben Jahre" oder "Gott muss ein Seemann sein", natürlich aber auch die Balladen und mit irrsinnig viel Inbrunst dargebotenen "Weh mir" und "Die letzte Fahrt". Erst nach rund 105 Minuten war der reguläre Teil des Konzertes beendet.




Nachdem die Menge lautstark "Zugabe" gefordert hatte, kamen Björn Both, Pete Sage, Axel Stosberg und "Timsen" Hinrichsen, flankiert von ihren drei Gastmusikern, darunter der frühere Truck Stop Gitarrist Dirk Schlag, auf die Bühne zurück. Nun nahmen sie alle auf Hockern Platz, selbst der Drummer rückte mit nach vorne in die erste Reihe und Timsen kündigte als erste Zugabe ein Stück des nordfriesischen Liedermachers Knut Kiesewetter an. "Fresenhof" leitete dann ein Zugaben Set ein, welches aus vier quasi unplugged gespielten Stücken bestand. Es folgten "Blow Boys Blow" und die beiden unverwüstlichen Irish Folk Kracher "Whiskey In The Jar" und "Irish Rover". Müssig zu sagen, dass die Stimmung nun ihren Zenit erreichte. Ganz und gar unpassend war allerdings, dass die Dame vor uns zum Refrain von "Whiskey In The Jar" (Musha ring dum - a - do dum - a - da, Whack for my Daddy - o, whack for my Daddy - o, there's Whiskey in the jar) jeweils in den 35 Jahre alten "Ententanz" - Move verfiel.    




Aber die Menge hatte noch nicht genug und Santiano hätten wohl jetzt auch noch gar nicht Feierabend machen wollen. Denn natürlich hatten sie auch noch einen zweiten Zugabe Block vorbereitet. Und so kamen sie abermals auf die Bühne zurück und Axel stimmte mit "Kinder des Kolumbus" das mittlerweile siebenundzwanzigste (!) Lied des Abends an. Im Anschluss feierten Band und Fans mit "Hoch im Norden" ein stimmungsvolles Finale, umrahmt von einer imposanten Lightshow und auch der Mond schien freudig auf die Open Air Besucher herab. Hach, war das schön. Fast zweieinhalb Stunden lang hatten Santiano die Besucher in der Kissinger Musikarena im Luitpoldpark bestens unterhalten. Da war wohl niemand dabei, der unzufrieden nach Hause ging.

Nina, Fee, Arthur, Hendrik und ich brachen ebenfalls auf, wir hatten ja noch ein gutes Stück des gemeinsamen Wegs vor uns. Durch das mondäne, stimmungsvoll illuminierte Kurviertel der Stadt mit seinen imposanten Gebäuden wie dem Hotel "Kaiserhof Victoria" oder dem Regentenbau strebten wir unseren jeweiligen Parkplätzen entgegen. Die drei Allgäuer und wir zwei Spessarter hatten zusammen jede Menge Spaß an diesem Abend und wenn alles klappt, haben wir uns nicht zum letzten Mal gesehen. 

Hendrik und ich waren nach einer guten Stunde Fahrt gegen zwanzig nach Zwölf wieder zuhause angekommen. Reicher um die Erfahrung unseres ersten Santiano Konzertes. Aber sicher nicht des Letzten...

Die Setlist zum Konzert gibt es im nachfolgenden Pic: (zum vergrößern auf das Bild klicken)      



Sonntag, 19. Juni 2016

Monsters of Rock - Rainbow auf der Loreley

                      Monsters of Rock - Ritchie Blackmore's Rainbow @Loreley, 17.06.16
                                Special Guests: Thin Lizzy, Manfred Mann's Earth Band

Die Nachricht schlug im Herbst 2015 ein wie eine Bombe: Ritchie Blackmore, der 1995 nach der "Stranger In Us All" Tour seinen (Rock)Hut nahm um fortan nur noch Mittelalter Musik mit seiner holden Angetrauten Candice Night in der neuen Formation "Blackmore's Night" zu spielen, kündigte für 2016 einige Rock Shows unter dem Banner Rainbow an. Zunächst war die Rede von vier Terminen, alsbald stellte sich jedoch heraus, dass es lediglich drei Konzerte geben würde. Zwei davon in Deutschland, eins in England.



Am 17. Juni war es nun endlich soweit. Ritchie Blackmore's Rainbow kehrten nach 21 Jahren auf die Bühne zurück. Die Loreley, eines der Lieblings Venues des auf Long Island lebenden Engländers, sah die Premierenshow der neuen Rainbow.   
Neu gilt in diesem Fall vor allem für die Besetzung der Band. Denn der Meister hatte im Vorfeld kein Mitglied der früheren Rainbow Line Ups angesprochen. Er wollte frische, hungrige Musiker haben, mit denen niemand rechnen würde. Kein Joe Lynn Turner, der sich ja selbst wiederholt in Gespräch gebracht hatte, keinen Roger Glover, keinen Doogie White oder Tony Carey usw.
In Spanien fand er Ronnie Romero, argentinischer Sänger in Diensten der Madrider Heavy Metal Band "Lords Of Black". Aus Schweden kommt Jens Johansson, Keyboarder der finnischen Symphonic Power Metal Band "Stratovarius", die ich im April 2016 beim Metal Franconia Festival gesehen hatte. Am Tieftöner fand sich Bob Noveau, eigentlich Bob Curiano, und die Felle wurden von David Keith gegerbt. Diese Rhythmus Sektion kennt man von "Blackmore's Night".  
Doch gehen wir nun chronologisch vor. Nach dem Einlaß um 16:00 Uhr eröffnete der Comedian und Schauspieler Hans Werner Olm mit seiner Akustikklampfe ab etwa 16:30 Uhr das musikalische Programm. Als er mit B.B. Kings "Hoochie Coochie Man" und AC/DCs "Whole Lotta Rosie" loslegte, glaubte ich an ein qualitativ hochwertiges Set eines Musikfans, der in seinen bisher 61 Jahren jede Menge gute Musik aufgesogen hat. Doch schon mit dem dritten Stück driftete der Vortrag mehr ins Klamaukhafte ab. Olm parodierte hier, wenn auch gekonnt, Peter Maffay, allerdings hatte er aus dem Mädchen "Josie" das Schweinchen "Rosie" gemacht und wie dieses irgendwann beim Schlachter und später auf dem Teller landet. Auch eine Reinhard Mey Parodie ließ der gebürtige Bochumer auf die Menge los. Was wohl das internationale Publikum (es gab Gäste aus England, Spanien, Chile, Niederlande, Luxemburg undundund) auf der Loreley von seinen ebenfalls umgetexteten Fassungen alten deutschen Liedguts hielt, blieb mir leider verschlossen. Die drei Israeli, mit denen ich mich vor dem Konzert längere Zeit unterhielt, konnten damit wohl kaum etwas anfangen. Kurz vor Fünf war der Olm'sche Spuk dann allerdings auch schon wieder vorbei.
Nach einer ca. dreiviertelstündigen Umbaupause standen ab 17:40 Uhr Thin Lizzy auf der Bühne. Nun sind ja viele Fans der Ansicht, Lizzy gäbe es nicht mehr und das, was hier unter diesem Namen verkauft wird, sei lediglich eine Tribute- , oder noch schlimmer, eine Cover Band der irischen Rocklegende. Sicher, von den Gründungsmitgliedern ist heute niemand mehr an Bord und Phil Lynott ist bereits seit 30 Jahren tot. Auch ein Gary Moore wurde vor fünf Jahren bereits abberufen und Original Drummer Brian Downey verließ Thin Lizzy vor Jahresfrist. Doch mit Scott Gorham ist ein Gitarrist im aktuellen Line Up zu finden, der bereits 1974 in die Band einstieg und es, mit Unterbrechungen, auch schon auf 26 Jahre in der Band bringt. Sänger Ricky Warwick ist seit 2010 dabei. Für die Jahre 2016 und 2017 hat man sich den Zusatz "Anniversary Shows" verpasst, weil zum man einen dem 40. Jubiläum des Albums "Jailbreak" huldigen, zum anderen dem 30. Todestags Lynotts gedenken will.



Dazu hat man sich mit Tom Hamilton den Bassisten von "Aerosmith" ins Boot geholt und mit Scott Travis sitzt kein Geringerer als der "Judas Priest" Drummer auf dem Schemelchen hinter dem Schlagzeug. Ergänzt wird das aktuelle Line Up durch Darren Wharton, der Keyboarder gehörte erstmals in den 1980er Jahren bereits zur Band, und Damon Johnson, der als Gitarrist bereits seit 2011 der Formation angehört.
Da stehen nun also drei Gitarristen auf der Bühne, ein Anblick, der die Herzen echter Rockfans um ein vielfaches schneller schlagen lässt. Und als die Band mit "Jailbreak" loslegt, gehen Tausende von Händen in die Höhe. Klar, druckvoll und Energiegeladen - wie der Sound präsentiert sich auch die Band und ihre Musik. Ricky Warwick erweist sich als begnadeter Entertainer, im Handstreich nimmt er die Menge und bringt sie auf seine Seite. Da ist der Regen schnell vegessen, zwischendrin hat Petrus sogar ein Einsehen, schließt die Schleusen und verwöhnt die Fangemeinde mit Sonnenschein.   
Thin Lizzy spielen fast das gesamte "Jailbreak" Album, wobei neben dem Titelsong besonders "Cowboy Song" und "The Boys Are Back In Town" abgefeiert werden. Aber natürlich werden hintenraus auch noch "Black Rose" und "Whiskey In The Jar" drangehängt, zwei irische Traditionals, die Dank Thin Lizzy auch dem Hard Rock Lager bekannt sind. So wird der rund 75minütige Gig zur frühen Abendstunde zum Triumphzug für eine Formation, die den Namen Thin Lizzy völlig zu Recht trägt. Allen Unkenrufen zum 
Trotz.



Danach eine etwa halbstündige Umbaupause. Um 19:30 Uhr ging es mit Manfred Mann's Earth Band weiter. Aber ich nehme es vorweg. Diesen Auftritt hätte man sich sparen können. Im Grunde genommen diente jeder Song nur dazu, Mann's Ego in den Vordergrund zu stellen, indem er jedesmal ein Solo spielt, auch wenn dies dem ein oder anderen Song die Vitalität raubt. Überhaupt, die Versionen so bekannter Stücke wie "Mighty Quinn", "(I Came) For You", "Davy's On The Road Again" oder "Blinded By The Light" hatten null Drive, denen hat man jeglichen Schmackes entzogen. "Father Of Day, Father Of Night" wurde mit einem ausgiebigen Instrumentalpart quälend in die Länge gezogen. Die Stimmung, welche Thin Lizzy zuvor angeheizt hatten, wurde durch den intellektuellen Auftritt der Earth Band, die so eine Art "Musician's Music" spielte, weitestgehend zerstört. An diese Stelle hätte vom Billing des Monsters Of Rock Festivals her besser eine Band wie "Uriah Heep", "Nazareth" oder "Status Quo" gepasst. Das Beste am Gig von Manfred Mann's Earth Band war, dass sie mit rund einer Stunde das kürzeste Set hatten.



Dann hieß es warten. Rund 50 Minuten sollte es nun dauern, ehe der Großmeister des Rock Riffs mit seiner neu zusammengestellten Band die Bühne auf der Loreley betrat. Nach dem üblichen Intro (aus dem "Zauberer von Oz") legten Rainbow mit der Deep Purple Nummer "Highway Star" los. Meine israelischen Freunde hatten irgendwo gehört, dass das Set aus zwei Drittel Rainbow und einem Drittel Deep Purple Material bestehen sollte. Blackmore hatte zuvor bereits angekündigt, dass er auch entsprechende Songs aus seiner Purple Ära spielen würde. Wie es auch bei früheren Rainbow Konzerten schon war. Mit "Spotlight Kid" gab es dann den ersten Rainbow Klassiker, ein Stück aus der Zeit mit Joe Lynn Turner als Sänger. Mit "Mistreated" stand als dritter Titel ein Song auf der Setlist, der zunächst auf dem Deep Purple Longplayer "Burn" erschien, der aber auch auf dem legendären Rainbow Live Doppler "On Stage" zu finden war, wo Ronnie James Dio ihm seinen Stempel aufdrückte. An jener Version missfällt mir das über vierminütige Blackmore Solo, welches mir einschläfernd erscheint (Ich weiß, dass mich Viele für diese Aussage nun steinigen werden), doch Dank der Loreley Performance habe ich am Freitag Abend meinen Frieden mit diesem Song gemacht. Solo ja - aber erstens nicht derart ausufernd und zweitens mit deutlich mehr Drive. So lasse ich mir das gefallen.



Mit "Since You Been Gone" folgte an vierter Stelle der vielleicht kommerziell erfolgreichste Rainbow Titel, im Original von Graham Bonnet gesungen. Erst danach gab es mit dem famosen "Man On The Silver Mountain" den ersten wirklichen Track der Dio Zeit. Und damit bin Ich beim Thema. Der neue Frontmann trägt nicht nur den gleichen Vornamen wie der unvergessene kleine, große Mann. Er kommt ihm auch stimmlich ziemlich nahe. Ich hatte mich im Vorfeld natürlich via YouTube über Romero informiert und ordnete ihn gleich entsprechend ein. Darum war ich gespannt, wie er die Stücke der anderen Rainbow Shouter meistern würde. Zu meiner Zufriedenheit passte es überall, Romero meisterte die Stimmlagen aller vorherigen Sänger. 
Mit "Catch The Rainbow" kam als nächstes ein weiteres Lied aus dem ersten Rainbow Longplayer. Romero hatte es bereits angekündigt, als Ritchie ihm ins Ohr flüsterte, dass er eigentlich eine andere Nummer an dieser Stelle geplant hatte, doch nach einer kurzen Verwirrung folgte schließlich doch die einzige Ballade auf der Setlist. Danach verabschiedete sich Ronnie in den Backstage Bereich und Beethoven's "Ode an die Freude", vom Meister auf seiner weißen Fender intoniert, leitete "Difficult To Cure" ein. Hier durften sich nun der Reihe nach Schlagzeuger David Keith, Basser Bob Noveau und Pianist Jens Johansson mit je einem Solo in den Vordergrund spielen. Besonders der langhaarige Schwede an den Tasten erntete reichlich Szenenapplaus. 



Als Romero auf die Bühne zurück kehrte, stellte er die Band, zu der auch zwei Backgroundsängerinnen, eine davon Ritchie's Angetraute Candice Night, gehörten, vor und leitete mit dem Satz "Now we are no more "Perfect Strangers" " zu jenem Song über, der für sich in Anspruch nehmen kann, der an Jahren jüngste auf der Setlist zu sein, ist er doch der Titelsong des 1984er Purple Outputs.
Die Nummer Neun auf der Setlist stammte ebenfalls aus dem Deep Purple Kosmos. Und dieser Song durfte hier auch nicht fehlen. "Child In Time", ein Monumentalstück, begleitet von tausendfachen Ooooohs und Aaaaahs aus dem Auditorium. Auch hier glänzte Johansson in bester Jon Lord Manier an den Keyboards. Klar, dieser Song ist ein gefundenes Fressen für jeden Tastenmann. Hervorzuheben hierbei auch die glasklaren Hintergrund Vocals von Candice Night und ihrer Kollegin Christine (ihr Nachname wurde leider von Romero nicht genannt).  



Danach wieder ein Überhit aus der Dio Ära. Einer der wichtigsten Songs aus dem Rainbow Katalog: "Long Live Rock'n'Roll", der Titelsong des dritten und somit letzten Studiowerkes mit dem kleinen Sänger (1978). Natürlich abgefeiert von den durchnässten Massen auf den Stufen des Amphitheaters über dem guten, alten Vater Rhein.
Das letzte Rainbow Stück des Abends war dann das einzige aus jenem Album, dessen Artwork dem Monsters Of Rock und somit der gesamten Veranstaltung ein visuelles Gesicht gab. Klar, gemeint ist "Rising" und daraus natürlich der Übersong "Stargazer". Mit ebenso viel Gefühl wie Drive wurden auch diese rund neun Minuten dem Publikum kredenzt, welches längst in eine Parallelwelt entglitten war.
Dort durfte es auch mit den beiden Abschlußstücken bleiben. "Black Night" mit mindestens soviel Power wie anno 1970 auf "Deep Purple In Rock" durfte auf dieser Best of Setlist natürlich ebenso wenig fehlen wie "Smoke On The Water", das traditionell letzte Stück eines Blackmore Gigs,  auf der Loreley begleitet von einem Feuerwerk. Einige Akkorde dienten, nachdem der Chef seine Band bereits von der Bühne gebeten hatte, schließlich auch als Zugabe. Denn eins ist klar: Nach "Smoke On The Water" ist Schluß, da kommt dann nichts mehr. So war das Konzert um ca. 23:20 Uhr beendet.



Fazit: Hin und wieder griff sogar der "Man in Black" mal daneben und ein-, zweimal gab es Irritationen bezüglich der Setlist (einen Tag später war beim Konzert in Bietigheim - Bissingen mit "16th Century Greensleeves" sogar ein vierzehntes Stück im Programm. Vielleicht war dies auch auf der Loreley geplant und somit ein Grund für die zwischenzeitliche Konfusion unter den Musikern). 
Die Location auf der Loreley ist mit seinem wunderschönen Ambiente natürlich über jeden Zweifel erhaben, wenngleich durch den Regen, wofür ganz allein "der da oben" verantwortlich ist, der obere Eingangsbereich in eine Matsch- und Schlammwüste verwandelt wurde, die einige Fans auch "hautnah" kennenlernen durften. Das Catering war okay, die Preise angemessen. Was nicht so gut klappte, war die Sache mit den Shuttlebussen nach dem Konzert. Hier hat vor zwei Jahren ein Busunternehmen die Aufgabe übernommen, welches es in dieser Zeit nicht geschafft hat, ein funktionierendes Modell auf die Beine zu stellen. Diese Tatsache rief den Unmut vieler Besucher des Konzertes hervor, die nach vielen Stunden in der Nässe kalt waren und gerne schon etwas früher in ihren Hotelzimmern gewesen wären. Ich selbst erwischte um ca. halb eins die Fähre auf die andere Rheinseite, dort dann auch alsbald ein Taxi in den Ort Urbar, oberhalb von St. Goar, und war um kurz vor ein Uhr in meinem Zimmer. Und zwar rundum zufrieden. 


       

          

Dienstag, 19. August 2014

Urlaub in Oberstdorf, Aug 2014, Teil 2

Tage 4 - 6

Donnerstag, der 14. August: Schon früh am Morgen lachte die Sonne am Himmel. Und das hielt auch an - bis ca. halb neun. Dann schoben sich wieder die Wolken vor den Leuchtkörper. Wir hatten uns für den heutigen Tag eine kleine Wanderung nach Birgsau vorgenommen. Es war der letzte Tag, an dem Kirsten ihre Gipsschiene tragen musste und auf den geliehenen Rollstuhl zurück greifen konnte. So war also auch eine Wanderung im ebenen Stillachtal keine Schwierigkeit. Kurz nach der Skiflugschanze stellten wir das Auto ab und liefen entlang der Flußauen nach Birgsau, wo wir im Adler zur Mittagspause einkehrten. In einem der beiden südlichsten Gasthöfe Deutschlands gibt es gutbürgerliche, deftige Küche mit schwäbischem Anstrich. Bier wird hier nicht gezapft, sondern nur in Flaschen serviert und die Wirtsleute sind wirklich super nett.




Auf dem Rückweg machten wir dann an der Heini Klopfer Skiflugschanze halt. Mit dem Sessellift geht's hinauf bis zum Fuße des Schanzenturms. Mit einem engen, dunklen, ruckligen Aufzug fährt man dann hinauf auf den Schanzenkopf, von wo man einen tollen Blick über die umliegenden Täler und die Berge ringsum hat. Sogar die Schattenbergschanze, also die Sprungschanze, kann man von hier oben sehen. Und die liegt etwa fünf Kilometer weiter im Ort. Der Blick nach unten ist atemberaubend. Von hier aus stürzen sich die Severin Freunds, Richard Freitags oder Gregor Schlierenzauers in die Tiefe und fliegen dabei über 200 Meter weit. Der aktuelle Schanzenrekord liegt bei 225, 5 Meter...




Freitag, der 15. August: Regen. Die erste Wahrnehmung des Tages. Und die Idee: heute in die Klamm. Die Breitachklamm ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas, durch die sich die Breitach vom österreichischen Kleinwalsertal her kommend ihren Weg ins deutsche Oberallgäu bahnt. Vor rund 100 Jahren wurde ein Wanderweg durch die Klamm angelegt, die bei Regen ganz besonders imposant wirkt. Eine Herausforderung dabei ist es, den Blick ebenso nach oben zu richten, um nicht mit dem Kopf an den Felsüberhängen anzuschlagen, gleichzeitig aber auch den schmalen Weg im Blick zu behalten, um den Pfützen, so gut es geht, aus dem Weg zu gehen. Tosend rauscht das wilde Wasser der Breitach unter einem zu Tal. In diesem Canyon, der sich teilweise bis zu hundert Meter mit seinen Felsformationen, Wasserstürzen und Bäumen über einem auftürmt, ist man eins mit der Natur. 




Zurück aus der Klamm aßen wir in der dortigen Gaststätte zu Mittag, und entschieden uns für eine kurze Autofahrt ins Kleinwalsertal, welches, obwohl zu Vorarlberg und damit zu Österreich gehörend, nur von Bayern aus erreicht werden kann. Das Kleinwalsertal mit seinen Ortschaften Riezlern, Hirschegg, Mittelberg und Baad ist also eine Sackgasse. Wir fuhren von Riezlern aus mit der Kanzelwandbahn auf den 2037 Meter hohen Berg hinauf, wo zwar ein kalter Wind blies, die Aussicht auf Fellhorn und andere Berge sowie in die Täler dafür aber weitaus entschädigt.




Für den Abend war Open Air Kino angesetzt. Und zwar nicht irgendwo. Sondern in der Erdinger Arena, dem Skisprungstadion an der Schattenbergschanze. Zwischen der Groß- und der Normalschanze sollte das Ganze stattfinden. Aufgrund der unsicheren Wetterlage mußten wir zwar bis kurz vor Beginn der Veranstaltung um die Durchführung zittern. Doch das Wetter hielt und so konnten wir ab kurz nach neun Uhr abends, die Dunkelheit war mittlerweile hereingebrochen, den Film Fack ju Göhte ansehen. Der Veranstalter hatte überwiegend Liegestühle aufgebaut, es gab Kuscheldecken zur Ausleihe, und natürlich hatte man auch ans Catering gedacht. Es waren insgesamt vier solcher Abende geplant, von denen einer aufgrund schlechten Wetters abgesagt werden musste. Aber alles in allem war es ein tolles Event. Und wer kann schon von sich sagen, Kino an der Skisprungschanze gesehen zu haben...




Samstag, der 16. August: Auch dieser Tag begann mit Regen. So ließen wir uns Zeit beim frühstücken und beschlossen schließlich, nach Kempten zu fahren, wo es ein Forum Allgäu genanntes Einkaufszentrum gibt. Also fuhren wir die etwa 37 Kilometer dorthin, wo sich vor allem Vicky und Hendrik ins Einkaufsgetümmel stürzten.

Abends hatten wir einen Tisch im Gasthaus Wildes Männle reserviert, welches eines der besten Häuser am Platz ist. Im Kurpark von Oberstdorf fand ein Weinfest statt und für den Abend hatte man eine Rock'n'Roll Band, Lady Sunshine and the Candy Kisses, engagiert. Nach dem Essen gingen wir also die paar Schritte dorthin. Die Musik machte Laune auf mitsingen, tanzen und natürlich den ein oder anderen Schoppen Wein. Das Wetter hielt auch und so fand dieser Tag einen würdigen Abschluß.




Überhaupt. Die Woche im Allgäu mit zwei Abstechern nach Österreich war sehr ereignisreich. Es gab viel zu sehen und zu erleben. Und sie brachte einmal mehr den Beweis dafür, daß es kein schlechtes Wetter gibt - nur unpassende Kleidung. Wir jedenfalls haben die Zeit in und um Oberstdorf sehr genossen.

P.S.: Nach dem sonntäglichen Frühstück ging es wieder zurück nach Wiesthal. Der Urlaub ist vorbei - die Erinnerung aber bleibt.