Freitag, 22. Juni 2012

Tierische Orakel, bunte Fußballschuhe und Tonnen von Haargel

Es ist Fußballzeit. König Fußball regiert wieder einmal und bestimmt den Lebensrhythmus zigmillioner Fans nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Ach was, sogar weltweit, denn wenn Europas beste Teams den Europameister ausspielen schaut die ganze Welt hin. Und wie das so ist bei den großen EURO Turnieren, im zweijährlichen Wechsel mit dem FIFA WorldCup, sprießen auch diesmal wieder allerlei Absurditäten und Kuriositäten fast wie Jürgen Klopps 3-4-5-6 Tage Bart.

Und damit geht es auch schon los. Kloppo fordert im Namen eines niederländischen Unternehmens für Healthcare, Consumer Lifestyle und Lighting (so die Beschreibung im Unternehmensprofil auf der Website), daß man(n) sich so lange nicht rasieren soll, wie Deutschland im Turnier verweilt. Ich stelle mir gerade vor, wie ein Banker, ansonsten adrett in Anzug, Hemd und Schlips gewandet, seinen Kunden mit einem Rauschebart am Schalter gegenübersteht, nur weil er auf den Hauptgewinn hofft: die große Finalparty mit Jürgen Klopp am 1. Juli. Was da wohl der Filialleiter sagt?

Absolut nervig für mich: die sogenannten Orakel. Ehrlich, Ich kann's nicht mehr sehen/hören/lesen. Jeder TV- oder Radiosender meint doch heutzutage, ein tierisches Orakel befragen zu müssen. Wie endet dieses oder jenes Spiel, wer wird Europameister? Hallo Leute. Aufwachen! Weder eine Kuh, noch ein Krake, eine Schildkröte, ein Frosch oder was auch immer vermag den Ausgang eines Spieles voraus zu sagen. Ob das Tier aus dem Eimer mit der deutschen Flagge frisst oder auf einem Tipp Kick Fußballfeld das griechische Tor anvisiert - das ist hanebüchen. Sowas von daneben. Als Fußballfan kann man sich da schon verscheißert vorkommen. Und wenn das Tier dann gegen Deutschland "getippt" hat, ist das Orakel - so die Erklärung - kaputt. Oh Mann... 

Sind die Spiele dann erstmal angepfiffen, wird es alles noch eine Spur verrückter. Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber Fußballschuhe sollten schwarz sein. Mit weißen Streifen. Am besten drei. Denke Ich mir jedenfalls. Doch was sieht man, wenn man den Spielern auf die Füße schaut? Ostereier? Ein Malkasten mit Wasserfarben? Ja sorry Leute, aber Kickstiefel sollten nun mal nicht lila, grün, orange oder pink sein - das sieht ja von weitem aus wie ein Päckchen Suppengemüse aus'm Penny. Karotten, Lauch und Sellerie gehören in die Küche, nicht auf den Fußballplatz. Da überkommt mich schon öfters das Gefühl, daß Fußballer ihr Handwerks- oder besser: Fußwerkszeug nur nach modischen oder stylischen Gesichtspunkten auswählen. Und nicht danach, wie der Schuh passt, wie man in ihm laufen und schießen kann. Besonders die US Firma, die sich nach der Siegesgöttin aus der griechischen Mythologie benannt hat, hat sich da in den letzten Jahren hervorgetan. Schade nur, daß auch meine fränkischen Freunde auf diesen Zug aufgesprungen sind - und zwar beide.

Der Mario Gomez hat uns gegen Portugal zum Sieg geköpft. Konnte ja quasi gar nicht schiefgehen, bei den Mengen an Haargel, die er sich auf den Kopf geklatscht hatte. So bretthart wie die Frisur da oben festgeklebt war, musste der Ball ja die von ihm anvisierte Richtung nehmen. Und warum köpfte Christiano Ronaldo die Tschechen aus dem Turnier, brachte aber gegen uns nix auf die Reihe? Richtig, es lag am Haargel. Erst in der Halbzeitpause des Spiels gegen uns schmierte er sich das Zeug in die Haare, im ersten Abschnitt lagen sie nämlich noch am Kopf an. Hat der Zeugwart wohl in der Kabine noch 'ne Tube aufgetrieben. Früher achteten manche Spieler darauf, daß die Frisur nach dem Schlußpfiff noch so sitzt wie beim Anpfiff. Heute muß man sich da keine Gedanken drüber machen - so wie die Haare festgekleistert werden. Ach, und übrigens: Haarbänder sehen bei manchen Kickern auch echt Panne aus.

Manchmal meint man, ein Fußballer würde für ein Fotoshooting hergerichtet um dann einen lebensgroßen Starschnitt für die BRAVO davon zu machen - und sich nicht auf ein Fußballspiel vorbereiten. Das sind wohl die Zeichen der Zeit - doch dann bin ich gerne altmodisch. Jedenfalls beim Fußball.