Freitag, 28. Dezember 2012

Eisheilige Nacht 2012 - bei munteren acht Grad plus :)

Eisheilige Nacht. Was ist das denn? Und das so kurz nach, oder auch vor, der heiligen Nacht. Nun, Eisheilige Nacht ist eine alljährliche Konzerttournee der Potsdamer Mittelalter - Folk - Rock - Metal - Band Subway To Sally, bei der sie befreundete Bands einladen, sie dabei zu begleiten. So ist dies keine One - Band - Show mit Vorgruppe(n), sondern hat eher den Charakter eines Festivals.

Anno 2012 sollten die Schweden von Fejd, die Pseudo Russen Russkaja aus Österreich sowie die Thüringer Death - und Thrash Metaller Die apokalyptischen Reiter mit von der Partie sein. Und weil Subway To Sally ihr 20jähriges feiern, spielten sie auch noch ein Extra Set unter der Bezeichnung Subway To Sally Zeitreise.

Hendrik und Ich fuhren am Donnerstag, den 27. Dezember zur Eisheilige Nacht nach Fürth. Etwa eine halbe Stunde vor doors open um 18:00 waren wir an Ort und Stelle. Beim warten auf den Einlaß sprachen uns zwei Jungs an und fragten, ob wir durstig seien, denn sie hätten zuviele Getränke noch im Rucksack. Also half Ich ihnen, den Bestand an Met zu dezimieren.

Als wir kurz nach sechs in der Halle waren, schlenderten Hendrik und Ich die Merchandise Stände ab. Natürlich holten wir uns jeder gleich ein Tour T - Shirt. Die Preise für Essen und Trinken waren absolut okay, drei Euro für ein Bier oder Cola (jeweils 0,4 l) und maximal zwofuffzich für was zum Beißen (Leberkäsweck, zwei Wienerle mit Brötchen) sind gerechtfertigt. In Gießen am Samstag zuvor sollen die Preise deutlich höher gewesen sein.   

Die Stadthalle in Fürth ist für Stehplatzkonzerte bestens geeignet. Da sich das Auditorium nach hinten hin, ähnlich einem Amphitheater, ständig durch Podeste erhöht, hat man von wirklich jedem Platz in der Halle einen perfekten Blick zur Bühne. Zudem boten die Podestkanten die willkommene Gelegenheit, sich zwischendrin immer wieder mal setzen zu können. Zum Beispiel in den Umbaupausen, die - nächster Daumen hoch - niemals länger als 17, 18 Minuten dauerten. Da hatte man sich wirklich Gedanken über die Logistik gemacht.

Kurz vor dem avisierten Konzertbeginn um 19:00 Uhr trat Eric Fish, Sänger und Frontman der Gastgeber, vor die knapp 2000 Zuschauer und begrüßte die Fans. Er erklärte kurz den Ablauf des Abends und dann holte er auch schon Fejd auf die Bühne. Zwei Brüder, die schon seit vielen Jahren gemeinsam nordischen Folk auf nordischen Folkinstrumenten spielen und die sich einige Jahre später drei schwedische Metal Musiker dazu holten, um künftig mit Mittelalter Folk Metal die unterschiedlichsten Bühnen zu rocken. Zwar sangen sie schwedisch, was das Mitsingen erschwerte bzw erst gar nicht ermöglichte, doch die Magie der Sagen und Mythen ihrer skandinavischen Heimat, die sich wie ein roter Faden durch ihre Lieder zieht, war durch die Musik greifbar. Ein gelungener opening act, der freilich bereits nach 25 Minuten beendet war. Anheizer eben.

Um 19:38 Uhr kamen dann Subway To Sally zu ihrem Zeitreise Set auf die Bühne. In ihrem Forum hatten sie ihre Fans gebeten, aus 20 Songs der ersten drei Alben jene Titel auszuwählen, die sie hierbei spielen sollten. Mit "Sag dem Teufel" und "Die Ratten" waren auch zwei Stücke meines persönlichen STS Lieblingsalbums "Foppt den Dämon", für mich die Blaupause des Mittelalter Rock schlechthin, in diesem Set vertreten. Schon während dieses nur 29 Minuten kurzen Auftritts ließ sich erahnen, was die Fans später am Abend noch von der siebenköpfigen Truppe würden erwarten können.

Nach gerade einmal elf Minuten Umbaupause kamen um 20:18 Uhr Russkaja auf die Bühne. Eingangs schrieb ich was von Pseudo - Russen, das muß ich an dieser Stelle erklären. Russkaja kommen aus Wien, wo sie 2005 gegründet wurden. Sie haben sich der traditionellen russischen Musik verschrieben, die sie mit Einflüssen aus Ska, Polka, Reggae und was ihnen gerade noch so in den Sinn kommt, vermischen und mit ordentlich Druck durch die Boxen feuern. Oder kurz: der Popolski Show goes Heavy. Es ist sinnlos, sich das Erlebte später auf einer CD mit nach Hause nehmen zu wollen, denn eine Band wie Russkaja funktioniert vor allem live. Das muß man erleben, da muß man dabei sein. Die Faszination solcher explosiver Liveshows lässt sich nicht auf einen Silberling brennen. Russkaja durften 45 Minuten ran.

Um 21:20 begann der Gig der apokalyptischen Reiter. Nun muß Ich sagen, daß ich noch nie ein Freund dieser Band war. Und dabei bleibt es auch. Zum einen stehe Ich nicht auf diese Art von Metal (Black-, Thrash- oder Death Metal), auch wenn sie vereinzelt Folkelemente verwenden. Zum anderen mag Ich die Art des Gesangs (Growl) nicht. Was mich aber am meisten am Set der Weimarer störte, war ihr Keyboarder. Eine dümmlich - infantil - pseudo - dominante Vogelscheuche in einem Leder- und Nieten Höschen und ebensolcher Gesichtsmaske, der eine Kinderschaukel hinter seinem Keyboard stehen hat, auf welcher er immer wieder schaukelte. Originell? Eher peinlich. Aber bitte - wem's gefällt. Mir.........................gefällt's nicht.

50 Minuten mußte ich da durch, aber als um 22:27 Uhr Subway To Sally zur Musik von "Eisblumen" die Bühne betraten, war ich längst schon wieder auf der Sonnenseite des Abends angelangt. Eric Fish kündigte eine bisher nie dagewesene Hitdichte an. Und er sollte nicht übertrieben haben. Die sechs Jungs und ihre Geigerin Frau Schmitt zündeten einen Kracher nach dem anderen. "Schwarz in Schwarz", "Kleid aus Rosen", "Sieben", "Tanz auf dem Vulkan", "Besser du rennst", "Knochenschiff", "Falscher Heiland" - die Setlist ließ keine Wünsche offen. Und die Fans dankten es indem sie ihre Idole feierten und jedes Lied lautstark mitsangen. So muß ein Geburtstagskonzert aussehen. 85 Minuten lang inspirierten sich Band und Fans gegenseitig, bis "Julia und die Räuber" als letzte Zugabe den Abend so beendete, wie sich wohl jeder Fan das gewünscht hatte.

Am Informationsschalter in der Stadthalle bezahlte Ich mein Parkticket. Statt der von der Parkzeit ausgehend errechneten sieben oder acht Euro kostete es dann pauschal nur fünf Euronen. Navi auf "nach Hause" eingestellt, waren wir um kurz nach Mitternacht aus dem Parkhaus (die engen Parkplätze ließen auf einen Bau aus den 1960er Jahren schließen; für einen 2 Meter 13 breiten Ford Kuga eine echte Challenge) heraus und steuerten über die A 73 das Kreuz Fürth / Erlangen an, wo wir auf die A 3 kamen, die uns bei mittlerweile stärker einsetzendem Regen wieder in den heimischen Spessart führte. Um kurz vor zwei in der Nacht waren wir wieder daheim. Der 11 - Stunden Trip von Unterfranken nach Mittelfranken und zurück hatte sich definitiv gelohnt.