Sonntag, 6. Januar 2013

Wir trogen de Sonne ooch im Herzen

Am Freitag, den 4.Januar fuhr Ich mit meinem Filius Hendrik zum Biathlon Weltcup nach Oberhof. Bereits seit 2004 besuchte Ich schon diverse Weltcup Events in Ruhpolding und Oberhof und war auch schonmal bei der World Team Challenge auf Schalke. Aber während Ich in die Veltins Arena nicht unbedingt noch mal reisen muß, sind Weltcups immer wieder eine Reise wert. Und Oberhof im Thüringer Wald ist von meinem Zuhause aus gerade mal eine zwei-Stunden-Fahrt über etwa 185 Kilometer.

Also ging es am Freitag um kurz nach elf Uhr los. Bei Hammelburg auf die A7, dann wenige Kilometer auf der A70 Richtung Schweinfurt und alsbald geht es dann auch schon auf die A71 Richtung Erfurt. Die A71 ist keine allzu stark frequentierte Autobahn, so macht das fahren dort jede Menge Spaß.

Unser Ziel war zunächst Zella Mehlis, denn der Weltcup Veranstalter wollte in diesem Jahr bereits ab diesem Ort Shuttle Busse hinauf nach Oberhof einsetzen. Da wir allerdings bereits zeitig, so gegen 13:00 Uhr in ZM waren, meinte ein freundlicher Ordner vom THW, daß wir auch selbst noch nach Oberhof fahren könnten, denn auch dort gäbe es beim Panorama Hotel noch genügend Parkplätze.

Also schlängelten wir uns die Bundesstraße hinauf in den bekannten Wintersportort am Rennsteig. Dort steuerten wir aber zunächst den Parkplatz am Gründle an. Ein dort eingeteilter Feuerwehrmann begrüßte uns mit den Worten "Ich begrüße Sie im sonnigen Oberhof." Unsere angesichts des nebligen, mit Nieselregen durchsetzten Wetters, skeptischen Blicken begegnete er mit dem Nachsatz "Wir trogen de Sonne ooch im Herzen." Dann klärte er uns auf, daß dieser Parkplatz nur für VIPs (zähle ich denn nicht dazu?), Medienverteter usw.reserviert sei. Seine Vergangenheit in der NVA (die unterstelle ich ihm jetzt einfach mal) ließ ihn danach folgenden Satz sagen: "Sie befolgen nun strikt meine Anweisungen und fahren wie folgt: 1. Kreuzung links, zweite Kreuzung links, dritte Kreuzung rechts, vierte Kreuzung rechts. Zweimal links, zweimal rechts, dann sind sie am Parkplatz Wadeberg, dort können sie parken."  

An jenem Parkplatz angekommen (es war derjenige, den man uns schon in Zella Mehlis empfohlen hatte) wurde Ich vom Parkplatzordner gefragt: "Hoben Sie Allrad? Donn reihen Sie sich bitte dort drüben am Ende der Schlonge ein." Tatsächlich gab es auf diesem unbefestigten Parkplatz einen Abschnitt, den man bei den vorherschenden Verhältnissen wirklich nur befahren sollte, wenn beim Auto alle vier Räder angetrieben werden. Ansonsten würde man sich später beim Ausparken nur in die schlammige Erde wühlen. Hendrik und Ich hatten jedenfalls Spaß dabei, uns in die Reihe der SUVs dort einzusortieren.

Nach einem ca. 10minütigen Fußmarsch waren wir im Zentrum von Oberhof, wo sich bereits Tausende von Menschen tummelten. Jede Menge Buden boten Essen, Trinken und Weltcup Souvenirs feil. Wir stärkten uns erst einmal mit einer der leckeren Thüringer Rostbratwürste und schauten uns um, was alles hier angeboten wurde. Das Partyvolk wärmte sich schon mit den entsprechenden "kleinen Freunden" verschiedenster Geschmacksrichtungen auf. Bunte, manchmal auch schon fast peinliche Kopfbedeckungen (sorry, aber manche Besucher solcher Events machen sich mit ihren Outfits in meinem Augen einfach zum Affen), Fahnen, Tröten, Fangesänge - schon mittags sind die Menschen hier gut drauf.

Wir fuhren dann mit einem Shuttle Bus raus zur DKB Ski Arena und fanden nach einigem Suchen den Eingang zum neuen Zuschauerabschnitt "Zielanstieg / Sägespänerunde". Hier wären Hinweisschilder hilfreich gewesen, denn wenn man über den Haupteingang das Gelände betritt, hat man keine Chance zur Sägespänerunde zu gelangen. Hierfür muß man an der Ski Halle das Areal betreten. Das sollte man künftig berücksichtigen.

An der Sägespänerunde aber, die sich an die Waldtribüne anschließt und an der man spannende Zweikämpfe beobachten kann, war die Stimmung auch schon bestens. Und das gute gegenüber dem Birxsteig ist hier, daß man nicht in Sechser- oder Siebener Reihen an der Strecke steht und somit einen tollen Blick auf das Geschehen hat. Eine Videowall informiert auch hier über das Geschehen, so daß man nichts vom Rennen verpasst. Ein echter Geheimtipp für die kommenden Jahre und der Eintrittspreis hält sich hier auch in Grenzen.

Hier bleiben während des Trainings und Warm Ups auch viele Sportler mit ihren Technikern und Serviceleuten stehen, um ihre Skier zu wechseln. Ole Einar Björndalen beispielsweise blieb Runde um Runde immer genau vor uns stehen. Auch einige Deutsche wie Erik Lesser oder Arnd Peiffer standen immer wieder vor uns.

Auch während des Rennens hat man hier in der Sägespänerunde einen prima Standort, sieht man die Athleten doch immer für ca. 25 Sekunden und weiß, daß sie kurz darauf am Schießstand sein werden. Das Schießen selbst verfolgt man dann natürlich wieder über die Videowall.

Den deutschen Herren gelang in dieser Staffel ja immerhin ein starker 3. Platz hinter Rußland und Norwegen. Aber egal, welche Nation gerade an den Fans vorbeilief: hier wurden alle Sportler mit aufmunternden Hopp Hopp Rufen angefeuert. Egal ob Deutscher, Italiener, Österreicher, Amerikaner oder Exoten wie Kasachen oder Japaner. Das Publikum in Oberhof ist nicht nur begeisterungsfähig, sondern auch fair.

Nach dem Rennen fuhren wir mit dem Shuttle Bus wieder zurück in den Ort, holten uns noch eine Waffel bzw einen Crepe und marschierten dann wieder zum Parkplatz um die Heimreise anzutreten. Um kurz vor halb neun fuhren wir in Oberhof ab und waren um kurz vor halb elf wieder in der Heimat. Anstrengend ist so etwas zwar immer, aber eben auch schön und aufregend. Und darum werden wir auch in Zukunft immer wieder zu Biathlon Events fahren. Gerne auch wieder in Oberhof.