Donnerstag, 22. August 2013

Menschenmassen, Met und Metal - Summerbreeze 2013

Summerbreeze, Sommerbrise - was Hendrik und Ich vor Wochenfrist erlebten, war mehr als nur ein laues Lüftchen. Summerbreeze ist eines der größten Heavy Metal Festivals in Deutschland. Nicht so groß wie Wacken, aber 32.000 Metalheads sind doch auch eine klare Ansage. Über hundert Bands, vier Tage die volle Dröhnung und das alles auf einem 130 Hektar großen Open Air Gelände. 130 Hektar. Das sind quasi 200 Fußballfelder. Auf denen schließlich 60 Tonnen Müll hinterlassen werden. 

Für Hendrik und mich ging es mittwochs früh um fünf Uhr los. Nach rund zehn Kilometern Fahrt war ein Treffpunkt mit Jonas, Helge, Dorian, Sascha, Felix und Darius vereinbart. Von dort aus ging es im Drei - Wagen - Konvoi über die A3 bis hinter Würzburg auf die A 7 Richtung Ulm. Dinkelsbühl, wo das Summerbreeze statt findet, liegt gerade noch so in Mittelfranken, streift aber schon hart Baden Württemberg. 



Etwa fünf Kilometer vor dem Festivalgelände ging es nur noch in meistens etwa 400 Meter langen (oder kurzen) Etappen voran, denn ab 10:00 Uhr am Mittwoch Morgen öffnet das Campinggelände und da wollen natürlich alle hin. Aber erst einmal muß man sich an den Kontrollschleussen sein Bändchen anlegen lassen, schließlich werden die Autos gefilzt und dann geht es nochmal im Stop and Go auf den Zeltplatz.

Zu diesem Zeitpunkt sind die ersten Bierchen natürlich längst gezischt, was man teilweise auch beim Aufbauen der Zelte merkt. Aber Spaß muß sein und außerdem will man die nächsten Tage und Nächte doch völlig ungezwungen erleben. Wie sagte Anna, die wir auf dem Open Air kennen lernten, doch so treffend? "Das ist doch ein Metal Festival. Da ist alles erlaubt, Hauptsache es macht Spaß". Wie recht sie doch damit hat.

Unterm Pavillon sitzend und die ersten Nachbarn bereits kennengelernt, schlürften wir die nächsten Kaltgetränke alkoholischen Inhalts, als wir feststellten, daß wir die erste Band, die sich ein Teil von uns ansehen wollten, bereits verpasst hatten. Sei's drum, an den vier Tagen der metallischen Sommerbrise warteten noch jede Menge Top Acts auf uns, die wir am frühen Abend endlich komplett waren. Mit Katha hatten wir nun endlich auch ein Mädel in unseren Reihen. Acht Typen und eine holde Maid? Keine Angst, Katha ist nicht auf den Mund gefallen, die besteht auch unter lauter Männern.



Am Nachmittag waren wir zum ersten Mal auf dem Festivalgelände, welches am inoffiziellen Mittwoch noch aus den beiden kleineren Bühnen (Party Stage und Camel Stage) besteht und erst ab donnerstags seine wahre Größe offenbart. Mit der Main - und der Pain Stage und der Merch Mile, so eine Art verfrühter Weihnachtsmarkt für Metalheads. Für Essen und Getränke ist aber natürlich schon an diesem Warm Up Tag bestens gesorgt. Bier, Met, Whisky (sogar schottischer Single Malt), Pizza, Döner, Bratwürste, Krakauer, holländische Pommes frites, Baguettes - hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Und Metal. Viel Metal. Hart. Laut. Schnell. Für jeden was dabei. Nach einem Boxenstop am Zeltplatz versammelten wir uns abends erneut vor den Bühnen, Helge und Ich genehmigten uns auch zwei leckere "wee drams", Whiskies bei den freundlichen Menschen von alleswhisky.de. 

So nach und nach fanden wir uns alle wieder am Zeltplatz ein, der Abend und die Nacht waren doch recht frisch. Nach dem ein oder anderen Absacker krochen wir in unsere Zelte und die Schlafsäcke. Also jeder in seinen. Mollig warm und kuschelig war es aber auch so.

Nach dem Frühstück, welches von seiner zeitlichen Ausdehnung her eher einem Brunch glich, stellten Hendrik, Helge und Ich uns für den Shuttle Bus nach Dinkelsbühl (das Breeze selbst liegt zwischen den Stadtteilen Sinbronn und Illenschwang etwa fünf Kilometer außerhalb des Stadtkerns) an. Der Bus hält genau am Aldi, der in den Tagen des Festivals eigentlich MetAldi heißen müsste. Hier kann man für Nachschub sorgen. Ein Müller, ein kik, ein Getränkemarkt usw finden sich hier ebenfalls. Und nach knapp zehn Minuten Fußmarsch ist man auch in der Stadt, wo es weitere Märkte, einen extra auf die Metaller eingerichteten Biergarten und einen Mäckes gibt. 



Zurück auf dem Festival versammelten wir uns am Nachmittag vor der Pain Stage für den ersten Höhepunkt der Tage von Dinkelsbühl. Alestorm aus Schottland rockten die zweitgrößte Bühne des Breeze mit ihrem Folk Power Metal, der sich inhaltlich an der Geschichte der Wikinger orientiert. Die Jungs um Christopher Bowes machten ordentlich Alarm. Etliche Crowd Surfer wurden über die Fans getragen und an anderer Stelle pogten die Jungs und Mädels in Mosh Pits. Einfach nur fett.

Wenn ich es mir im Nachhinein so recht überlege, war mein persönliches Highlight an diesem langen Metal Weekend am Donnerstag Abend Powerwolf. Mit ihrem neuen Werk Preachers of the Night stürmten sie gerade von Null auf Eins der deutschen Album Charts. Der sakrale, bombastische Powermetal der Saarländer packte mich - und ließ mich nicht mehr los. Attila, der charismatische Sänger der Wölfe, verstand es ausgezeichnet, die tobende Menge zu seinem Instrument zu machen. Gigantisch.

Gleich nach Powerwolf starteten auf der Main Stage Sabaton aus Schweden, einer der Hauptacts des Summerbreeze. Sänger Joakim glänzte mit vielen Deutsch Kenntnissen. Die tobende Menge skandierte ein ums andere Mal "Noch ein Bier" und Joakim ließ sich nicht lange bitten und leerte die erste Dose Gerstensaft auf Ex. Wiederum eine Power Metal Band ließen "Eisenschuh", was Sabaton übersetzt bedeutet, absolut nix anbrennen. Überrascht hat mich (und Hendrik ebenso) an diesem Tag Der W. Zugegebenermaßen hatten wir beide uns noch nicht mit ihm beschäftigt, aber er legte eine erstklassige Performance hin, die uns beide restlos überzeugte.



Hendrik und Ich versuchten in dieser Nacht noch, am offiziellen Summerbreeze Merchandise Stand T Shirts zu ergattern, aber dafür muß man schon viel Geduld mitbringen. Sehr viel Geduld. Wir beschlossen, das Unterfangen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Zum Beispiel gleich nach Öffnung des Festival Geländes am Freitag, also um 11 Uhr. Kurz nach Elf waren wir da, brachen unsere Bemühungen allerdings nach einer dreiviertel Stunde Wartezeit ab. In dieser Zeit waren wir kaum einen Meter vorangekommen. 

Unser dritter Anlauf sollte schließlich von Erfolg gekrönt sein. Und was soll ich sagen? Diesmal dauerte es keine zehn Minuten, bis wir unsere Shirts hatten. Na also, geht doch.

Ein weiteres Highlight für mich spielte ab kurz nach drei Uhr auf der Pain Stage: Leaves' Eyes. Die norwegisch - deutsche Band um die großartige Sängerin Liv Kristine und ihren grunzenden Ehemann Alexander Krull wurde während ihres Gigs sogar von Gus G. (Firewind, Ozzy Osbourne) unterstützt. Gus war mit seiner griechischen Band Firewind ebenfalls auf dem Breeze zu Gast.

Weitere "must sees" an diesem Tag waren Eisbrecher mit "Checker" Alex Wesselsky am Mike und die frivol - frechen Mittelalterfolkrocker von Feuerschwanz. Mit schmissigen Weisen vom Schlage "Met und Miezen" oder "(Bück dich Fee) Wunsch ist Wunsch" nahmen sie die Menge im Handumdrehen. Zimperlich darf man bei Feuerschwanz allerdings nicht sein, allzu zarte Gemüter nehmen sicherlich Schaden an ihrem Geisteswesen. Aber die haben auf dem Breeze sowieso nichts zu suchen.   



War der Mittwoch von den Temperaturen her der kühlste Tag, brannte "der Planet" an den drei anderen Festivaltagen erbarmungslos vom Firmament. Schatten gibt es auf dem gesamten Gelände kaum und so kann ein vierter harter Tag hintereinander schonmal eine Art Belastungstest darstellen. Ich jedenfalls hatte am Samstag meinen Tiefpunkt. Aber Sonnenbrand und krachende Gräten mussten sich noch gedulden. Erst mal war Bembers angesagt. Der Nürnberger Hardcore Comedian lockte so viele Leute vor die Camel Stage wie wohl kein anderer Act. So derb treibt's sonst keiner, aber genau das erwarten die Menschen bei ihm ja auch. Gegen ihn mussten sich selbst Van Canto auf der Main Stage strecken um nicht unterzugehen.

Als nächstes enterten Fiddler's Green die Pain Stage. Die Erlanger sind in beiden Welten zuhause: Folk und Metal. Ich habe sie auf einem Folkfestival gesehen und nun auch auf einem Metalfest. Sie begeistern die Massen hier wie da. Da sie eine Folk Rock Band sind, hat man ihnen - nach eigener Aussage - die "Wall of Death" aberkannt. Was soll's, dann initiieren sie eben die "Wall of Folk". Und die nimmt sich nicht minder spektakulär aus. Die Franken sind immer wieder ein Erlebnis. Egal in welchem Rahmen.

Nach den Fiddlers gingen wir zurück zum Zeltplatz um das Lager abzuschlagen. Fast alle unter uns hatten mittlerweile entschieden, noch in der Nacht nach Hause zu fahren und nicht erst am Sonntag. So kamen Hendrik und Ich frühs um halb vier in der Heimat an. Allerdings pilotiert von einem KFZ Meister, der meinen Kuga auf einem Autoanhänger in den Spessart schleppte. Aber das ist eine andere Geschichte...
       

Donnerstag, 8. August 2013

The Eagle has landed - Ein Tag im Wildpark

Tierparks, ganz besonders Wildparks, sind eine Einrichtung, die mich schon seit vielen Jahren fasziniert. Selbst ein Landei, das noch nie in einer Großstadt lebte, sondern Zeit seines Lebens auf dem flachen Land, fühle Ich mich in Gottes freier Natur einfach am wohlsten. Natürlich ist bei uns im Spessart Rotwild heimisch, welchem Ich des öfteren bei meinen nächtlichen Fahrten zur Arbeit begegne. Das mag auch der Grund dafür sein, daß mich Rot- und Damwild, Sikahirsche usw. in Tierparks nicht so sehr interessieren. Doch andererseits finden Wölfe, Greifvögel, Luchse oder Wisente meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Am Mittwoch war es mal wieder soweit. Gemeinsam mit Kirsten, Sohn und Tochter zeigten sich nicht interessiert, fuhr Ich knapp 150 Kilometer in die Gegend von Coburg, wo - von Schweinfurt kommend rund 10 Kilometer vor der Stadt - der Wildpark Schloß Tambach liegt. Seit mehr als 200 Jahren im Besitz der Grafen zu Ortenberg, wurde im 19. Jahrhundert ein  Landschaftspark nach englischem Vorbild angelegt, welcher, mehr als 50 ha groß, seit 1970 als Tierpark dient.

Schon an der Eintrittskasse bekamen wir einen ersten Eindruck davon, wie nett und sympathisch die Angestellten des Parks sind. Egal wo, ob wie gesagt an der Kasse, am Kiosk, wo man sich für vergleichsweise wenig Geld mit Essen, Trinken, Souveniers etc versorgen kann oder bei den Fütterungen mit den Tierpflegern: die Menschen hier in Schloß Tambach sind freundlich und lächeln immer. Hier sah man kein einziges mürrisches Gesicht.



Wir waren rechtzeitig zur Fütterung der Luchse und Wölfe gekommen. Patrick, ein junger Slowake, der im Park eine Ausbildung zum Tierpfleger macht, zeigte uns erst die pinselohrigen Luchse. Ein Gangsterpärchen, wie er meinte, heißen die beiden doch Bonnie und Clyde. Während Clyde allerdings in der Gabelung eines Baumes lag und sich auch durch die von Patrick angebotenen Chicken Wings nicht nach unten locken ließ, kam Bonnie mit ihren beiden Ende Mai geborenen Welpen von einem Steinhaufen, der als Sicht- und Regenschutz dient, nach vorne an den Zaun. Die beiden Jungtiere sind bereits der dritte Wurf von Bonnie und Clyde. Irgendwann werden die Jungtiere an andere Parks oder Zoos weiterverkauft. Die Eltern aber werden wohl auch 2014 wieder für Nachwuchs sorgen.

Gleich nebenan lebt das Wolfsrudel. 22 Tiere in einem Rudel. Das ist deutlich mehr als in freier Wildbahn. Doch bei europäischen Wölfen geht das. Timberwölfe zum Beispiel, leben in Rudeln mit einer Stärke von sechs bis acht Tieren. Bei Polarwölfen sind es meist noch weniger. Die Wölfe, angeführt von ihren Alphatieren Ronja und Nico, kamen aus dem dichten Waldstück heraus auf eine Lichtung, wo sie ihre Leckerlis entgegen nahmen. Von einem erhöhten Aussichtspunkt aus konnte man auch die Welpen, sechs an der Zahl in diesem Jahr, sehen. Kirsten und Ich (Wölfe sind meine Lieblingstiere) hatten uns längst mit Patrick verratscht. Er stammt aus dem slowakischen Teil der Karpaten, wo Wölfe noch wild leben. Trotzdem hat auch er in der Heimat niemals einen gesehen. Es sind nunmal scheue Tiere, die den Menschen fürchten. Der böse Wolf - dieses Ammenmärchen müsste endlich mal raus aus den Köpfen der Leute. Rotkäppchen, der Wolf und die sieben Geißlein - übler hätte man diesen wundervollen Tieren nicht mitspielen können.



Nach dieser Fütterung war etwas Zeit bis zur Flugshow der Greifvögel. Kirsten und Ich genehmigten uns ein Bierchen im Biergarten, der - ebenso wenig wie der gesamte Wildpark - nicht von Menschen überlaufen war. Trotz Ferien in Bayern wurde man hier nicht tot getrampelt. Ein weiterer Punkt, der den Besuch in Schloß Tambach als erfreulich erscheinen lässt.

Als kurzweilig und humorig erwies sich die Flugshow mit den beiden Falknern. Zuerst ließen sie einen Lannerfalken fliegen. Wie üblich bei solchen Vorführungen flog Oda, so der Name des Vogels, auch knapp über die Köpfe der Besucher, die auf der Holztribüne Platz genommen hatten. Es folgte ein Sakerfalke, der vorführte, wie er im Fluge Beute schlägt.
Als nächstes wurde ein Weißkopf Seeadler präsentiert. Der Wappenvogel der Vereinigten Staaten von Amerika flog ebenfalls nur ganz knapp über die Menschen hinweg. Er zeigte auch, wie er sich sein Futter aus dem Wasser holt. Beeindruckend, auch wenn der kleine Teich nicht gerade der Pazifik ist. Nach dem Adler kamen die Geier an die Reihe. Ein Zwerggänsegeier und ein Schneegeier, der eine Flügelspannweite bis zu 310 cm erreichen kann, wurden dem staunenden Publikum vorgeführt. Lustig: Der Schneegeier kam direkt unter meinen Füßen aus der Tribüne heraus marschiert. Kirsten und Ich hatten ganz unten gesessen. Da ist das Hallo natürlich groß, wenn dann plötzlich so ein großer Vogel unter dir auftaucht.



Nach den Vögeln war wieder eine Fütterung angesetzt. Diesmal führte uns Patrick zu den Wildkatzen und den Fischottern. Letztere ließen sich allerdings nicht blicken. Denen war es wohl zu warm. Kein Wunder wenn man 50.000 Haare auf einem Quadratzentimeter aufzuweisen hat. Der Mensch hat im Vergleich dazu etwa 300 Haare auf einen qcm. Wenn überhaupt. Zudem sind Fischotter eigentlich auch nachtaktive Tiere, so ist es zu verstehen, daß wir sie nicht zu sehen bekamen.

So entschieden wir, uns auf den Rückweg zu machen. Unterwegs kauften wir noch Käse, Schinken, Wurst und Bauernbrot ein um diesen Tag mit einem rustikalen Vesper  abzuschließen. Alles ganz einfach, kein großer Aufwand, aber ein wunderschöner Tag.