Donnerstag, 31. Oktober 2013

On the loose - SAGA im ausverkauften Colos Saal

Anfang der 1980er Jahre entdeckte ich als Teenager die kanadische Neo Prog Band SAGA für mich. Vor allem die Alben "World's Apart" und "Heads or Tales" hatten es mir angetan. Daß es rund 30 Jahre dauern sollte, bis ich die Jungs um Michael Sadler mal live sehen durfte, hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen. Aber jetzt war es endlich soweit. Zum wiederholten Male gastierten sie im Aschaffenburger Colos Saal und endlich war auch ich mal dabei. Begleitet wurde ich von meinem Kumpel Ralf und meinen Sohn Hendrik.

Um kurz nach 19:00 waren wir im Live Music Club des Jahres. Seit Wochen schon war das Konzert ausverkauft, aber wie immer im Colos Saal ist das Publikum gechillt genug um nicht schon mit Saalöffnung das Auditorium zu stürmen. So füllte sich der Saal erst nach und nach. Wir hatten uns für einen Platz etwa in der Mitte entschieden.



Pünktlich um acht Uhr begann die Vorgruppe ihr Set. Erst knapp zwei Wochen vor dem Termin wurden Felidae Trick als Support Act bestätigt. Ursprünglich eine israelische Band residieren Sänger Omer Liechtenstein und seine drei Musiker mittlerweile in Deutschland. Musikalisch jedoch sind sie im Großbritannien der 80er Jahre beheimatet. New Wave ist das Schlagwort für die Musik des Quartetts. Neben Omer verkörpert vor allem Gitarrist Julian den Zeitgeist jenes Jahrzehnts auch äußerlich. Immer wieder kam mir der Name einer damals typischen englischen New Wave Band, nämlich A Flock of Seagulls, in den Sinn. An jene erinnerten mich die Jungs vor allem wegen ihrer Frisuren. Vermischt mit ein wenig Indie Rock und - wer mag es ihnen bei ihrer Herkunft verdenken - dem ein oder anderen orientalischen Touch, boten Felidae Trick in ihrem 29minütigem Set neun kurze, druckvolle Songs, die live gespielt deutlich mehr Power hatten als die Clips, die ich mir im Vorfeld auf YouTube angesehen hatte. Damit war es dann aber auch gut. Felidae Trick hatten eine saubere Eröffnung gespielt, nicht mehr und nicht weniger.

Nach einer 20minütigen Pause ertönten dann ab 20:49 Uhr die ersten Töne von "Ice Nice" aus dem 1978er Debut Album von SAGA. Der Song startet etwas verhalten, steigert sich aber mit dem Erscheinen von Gitarrist Ian Chrichton auf der Bühne in ein wahres Klang Abenteuer. Und dann feuern sie als zweites Stück mit "On the loose" einen ihrer größten und bekanntesten Hits ab. 700 Fans im picke packe vollen Colos Saal singen aus vollen Kehlen mit. Michael Sadler kann es dem Publikum überlassen, den Refrain zu singen. Das Ding kennt jeder in- und auswendig.

Danach wechseln sich alte ("How long?", "Mouse In a maze") mit neuen ("Anywhere you wanna go") Songs ab. Ein Unterschied läßt sich dabei nicht ausmachen. Die alten Dinger klingen ebenso frisch und unverbraucht wie die neueren Stücke, die ebenso Tiefgang haben wie die Klassiker. Sadler ist auch nach knapp vier Jahrzehnten in diesem Geschäft ein formidabler Sänger, der nicht nur stimmlich auf der Höhe ist, sondern auch als Frontmann vollends überzeugt. Wer SAGA zuvor schon einmal live erlebt hat oder ihre aktuelle DVD / Live Doppel CD "Spin it again...Live in Munich" kennt, weiß, daß der 59jährige (Respekt. Sieht man ihm nicht an) auch ausgezeichnet deutsch spricht. Er scherzt bilingual mit den Fans, was diese natürlich gebührend honorieren.



Über die unverwüstlichen "The Pitchman" und "You're not alone" geht es wieder in die Neuzeit zu "Spin it again" aus ihrem aktuellen Album "20 / 20" aus dem Jahre 2012. Danach verschwinden vier der fünf Musiker von der Bühne und überlassen diese ihrem erst im vorigen Jahr zur Band gestoßenem Drummer Mike Thorne für ein ca. vierminütiges Drum Solo. Dieses markiert das Ende des ersten Teiles des Sets. Allerdings machen SAGA keine Pause, sondern es geht nahtlos mit "Time's Up" weiter. Wieder so ein Achtziger Kracher, der das gesamte Publikum lauthals mitsingen läßt. Und erneut überläßt Sadler hier den Chorus voll und ganz den Fans. 

Gekonnt steuern SAGA das Schiff durch weitere Klassiker ihrer Geschichte bis Keyboarder Jim Gilmour seinen großen Auftritt hat und mit der lautstarken Unterstützung des Publikums sein ganz und gar nicht nur an der Oberfläche kratzendes "Scratching the surface" zum Besten gibt. In der hintersten Ecke der Bühne platziert, nimmt man ihn während des gesamten Konzertes ansonsten gar nicht so richtig wahr. Michael Sadler, während "Scratching..." offstage, kehrt danach wieder ins Rampenlicht zurück und mit "Wind him up" lassen die Kanadier eine weitere Rakete ihres Programms vom Stapel. Und wer darf wieder den Refrain singen? Richtig, die Hundertschaft an SAGA Jüngern im Saal. Mit "Tired World (Chapter 6") beendet die Neo Prog Institution aus Toronto ihr reguläres Set unter tosendem Jubel und Beifall der Menschen im Colos Saal.



Zur ersten Zugabe "Humble Stance" übernimmt Sadler den Bass seines Kollegen Jim Crichton, welcher an eines der drei Keyboards wechselt. An dieser Stelle sei einmal gesagt, daß ich ja mehr auf Gitarren als auf Keyboards und Synthesizer stehe, aber bei SAGA sehe ich darüber hinweg. Denn ihr Sound ist alles andere als synthetisch oder künstlich. Mit "Don't be late (Chapter 2"), der zweiten Zugabe, geht nach 102 Minuten ein Gig zu Ende, welcher zu den Highlights in meinem persönlichen Konzert Jahr 2013 zählt. 2014 gehen SAGA mit ihren englischen Prog Kollegen "Magnum" auf Double Headliner Tour. Sollte man sich dick im Kalender anstreichen.

Apropos Prog Kollegen: Unmittelbar vor "Scratching the surface" spricht Sadler einen jungen Mann im Auditorium an, der ein T - Shirt von SAGAs kanadischen Prog Kollegen "Rush" trägt. "Hey, das ist ein Rush Shirt. Wir sind aber SAGA. Du bekommst jetzt sofort von mir ein SAGA Shirt, wenn du auf der Stelle das Rush Shirt aus- und unseres anziehst." Der Typ zögert natürlich keinen Augenblick und wechselt vom Rush ins SAGA Shirt, welches der Sänger ihm sogleich zuwirft. So kommt man auch an ein neues Tour Shirt.        


Mittwoch, 9. Oktober 2013

Majesty - Thunder Rider. Meine zweite Rezension

Nach meinem Einstieg als Reviewer bei metalfields.net mit "Black Masquerade" von Rainbow kommt hier nun meine zweite CD Besprechung "Thunder Rider" von Majesty.



Nach einer zwischenzeitlichen Umbenennung in MetalForce zwischen 2008 und 2011 firmiert die True Metal Band aus dem Süden der Republik mittlerweile wieder unter ihrem ursprünglichen Namen Majesty. Nach einer Best of Compilation 2011 erfreut der Fünfer seine Fans anno 2013 mit dem ersten regulären Majesty Studioalbum seit sieben Jahren.

Erfreut? Zumindest ungeteilt dürfte die Freude nicht sein. Zu eng ist das Korsett geschnürt, welches man sich selbst verpasst hat. Klar, die typischen Trademarks des True Metal, ganz im Stile von Manowar, den großen Idolen von Bandleader Tarek Maghary, sind augenblicklich herauszuhören. Epische, knallige Fantasynummern, die bestens zum heroischen Layout des Albumcovers passen, stehen auf der Habenseite von "Thunder Rider". Besonders "Warlords of the Sea", "Metalliator" und "Rebellion of Steel", von der Doublebassdrum vorangetrieben, feuern Salven ab, die den geneigten Hörer von Anfang an mitreißen.

Doch auf der anderen Seite stehen auch Tracks, die bei mir den Eindruck erwecken, als seien es lediglich Demos. Da platzt keine Bombe, da explodiert nichts, es tut sich einfach viel zu wenig. Zu brav und zu uninspiriert kommen Stücke wie "Make some noise" und die letztlich verzichtbare Ballade "Asteria" daher. Diese hätte sogar das Potenzial, zu Höherem berufen zu sein, doch zuviel Zuckerguß in Form von Streichern in Verbindung mit der zu glatten Produktion verhindern dies.



Ganz reizvoll kommt hingegen "Raise the Beast" daher, das mit Tempiwechsel und einem göttlichen Gitarrensolo aufwartet. Als knackiger Rocker präsentiert sich "New Era", der sich vom ersten Hören an in den Gehörgängen festsetzt und in bester True Metal Manier auch seinen epic moments Auftrag erfüllt.

Mehr versprochen hatte Ich mir nach der Ankündigung im Pressetext allerdings vom Schlußtitel des Albums, "Metal Union". Hier bekommt der Fan neben Tarek eine ganze Reihe illustrer Gastsänger geboten. Sven D´Anna (Wizard), Hannes Braun (Kissin' Dynamite), Mat Sinner (Primal Fear / Sinner), Patrick Fuchs (Ross the Boss), Andreas Babushkin (Paragon) und Marta Gabriel (Crystal Viper) geben sich die Ehre, können die ohne Kanten produzierte und mit einem doch recht banalen Refrain (Metal Union, together one by one, we sing that mighty song, we keep on fighting / Metal Union, united we all stand, from all over the land, now we are rising) versehene Nummer jedoch auch nicht vor dem Absturz retten. 

So stehen gelungene True Metal Hymnen neben Stücken, die bei etwas mehr Tiefgang durchaus zu langlebigen Ohrwürmern hätten werden können. Im Großen und Ganzen zwar ein Album, welches den eingefleischten Majesty Fans all das bietet, was sie sich davon erhofft, mindestens aber erwartet, haben. Um damit neue Anhänger zu rekrutieren, müssten diese allerdings der Band schon vorab wohlgesonnen sein.

Da bei aller Kritik jedoch letztlich mehr gelungene als schwache Songs auf dem Album enthalten sind, kommt "Thunder Rider" schließlich doch noch zu einer positiven Bewertung. Doch auch am Hofe seiner Majestät wird man wissen, daß man in der Vergangenheit schon Überzeugenderes abgeliefert hat. 

Tracklist:
1. Thunder Rider
2. Warlords Of The Sea
3. Anthem Of Glory
4. Make Some Noise
5. Metalliator
6. Raise The Beast
7. New Era
8. Asteria
9. Young And Free (Special Edition Bonus Track)
10. Rebellion Of Steel
11. Metal Union

VÖ: 04.01.2013  -  Noiseart Records

Punkte: 7 / 10

Review by MC Lucius   

Dienstag, 8. Oktober 2013

Rainbow - Black Masquerade. Eine Review von Lucius

Nach langer Zeit des Überredens hat es der Macher von metalfields.net nun geschafft, mich als Reviewer für sein Webzine zu gewinnen. Das erste Album welches Ich rezensiert habe, ist die aktuelle Doppel Live CD Black Masquerade von Ritchie Blackmore's Rainbow, eine Band, die ich schon als Teenager toll fand.

Nachdem sich Ritchie Blackmore 1993 endgültig von Deep Purple verabschiedet hatte, reanimierte er seine zuvor bereits von 1975 bis 1984 aktive Band Rainbow. Allerdings versammelte der Saitenhexer dabei keine früheren Bandkollegen um sich, sondern holte - zum damaligen Zeitpunkt - eher unbekannte Musiker.

Mit dem 1995 veröffentlichten Album "Stranger In Us All" ging Rainbow auf ausgedehnte Welttournee, in deren Rahmen der WDR ein Konzert in der altehrwürdigen Phillipshalle in Düsseldorf für seine legendäre Konzert Reihe "Rockpalast" übertrug. Das damals mitgeschnittene Material ist nun, fast 20 Jahre später, als Doppel Live CD, ebenso wie als DVD / BlueRay, erhältlich.

Nach dem Intro legt die Band mit Sänger Doogie White, der auch das vorige (und damit letzte) Studioalbum eingesungen hatte, mit "Spotlight Kid" einem Song aus der Joe Lynn Turner Ära, befreit und vor Kraft strotzend los. Schon an den ersten Tönen ist zu hören, mit welcher Spielfeude sowohl der Meister höchstselbst, als auch seine Mitstreiter, bei der Sache sind.

Mit dem nächsten Track "Too late for tears" stellen Rainbow einen von insgesamt sechs Songs von "Stranger In Us All" vor, darunter auch die Adaption von Edvard Grieg's "In der Halle des Bergkönigs" "Hall of the Mountain King". Als herausragend darf dabei auch das von Blackmore und seiner damaligen Muse und heutigen Ehefrau komponierte mystische "Ariel" bezeichnet werden, bei dem die 1995 noch als Backgroundsängerin fungierende Candice Night erstmals in den Vordergrund rückt.



Neben dem neuen Material werden natürlich auch Rainbow Klassiker wie "Man on the silver Mountain", "Temple of the King" (aus der Dio Ära) oder "Since you been gone" (aus der Zeit mit Graham Bonnet als Leadsänger) zu Gehör gebracht. Der Schotte Doogie White jedenfalls hat seine Hausaufgaben gemacht, interpretiert er das Material all seiner Vorgänger doch souverän und mit einer eigenen Note versehen.  

Seine Vergangenheit bei Deep Purple jedenfalls läßt Blackmore auch anno 1995 nicht unberührt und so darf sich das enthusiastische Publikum auch an deren Monster Hits wie "Burn", "Black Night" oder dem ebenso unverwüstlichen wie unvermeidbaren "Smoke on the Water" erfreuen.

Hört man mit welcher Energie, welcher Begeisterung Blackmore, Night, White sowie die weiteren Musiker Paul Morris (keys), Greg Smith (bs) und Chuck Burgi (dr) die, bis auf Burgi, auch schon das "Stranger..." Album zusammen eingespielt hatten, dieses Rockpalast Highlight absolvieren, fragt man sich, warum der Maestro sich danach aus der Rockmusik verabschiedete und fortan als "Blackmore's Night" gemeinsam mit Candice Night der mittelalterlichen Renaissance Musik frönte. In der Form der Jahre 1994 / 1995 hätte man sich noch zahlreiche weitere Rainbow Alben und Tourneen vorstellen können. Oder lag es wirklich daran, daß Blackmore seiner Musik keine echte Chance gegen den damals in seiner Blütezeit stehenden Grunge einräumte?

Tracklist:
CD 1:
  1. Intro / Over the Rainbow
  2. Spotlight Kid
  3. Too late for Tears
  4. Long live Rock'n Roll / Black Night
  5. Hunting Humans
  6. Wolf to the Moon / Difficult to Cure
  7. Keyboard Solo
  8. Still I'm Sad
  9. Man on the Silver Mountain
CD 2:
  1. Temple of the King
  2. Black Masquerade
  3. Ariel
  4. Since You've Been Gone
  5. Perfect Strangers
  6. Greensleeves
  7. Hall of the Mountain King
  8. Burn
  9. Smoke on the Water

Release Date: 23 August 2013 - Eagle Records


Punkte: 9 / 10
Review von MC Lucius