Sonntag, 24. November 2013

Leaves' Eyes - Symphonies of the Night

Mit "Symphonies of the Night" legt das deutsch - norwegische Gothic / Symphonic Metal Schlachtschiff Leaves Eyes sein fünftes Full Length Album seit seiner Gründung 2003 vor. Und diesesmal kommen ihre epischen Hymnen mit einem deutlichen Plus an Härte und Bombast um die Ecke. Wie Sängerin Liv Kristine bestätigt, sei dies ein "völlig natürlicher Prozess, denn wir wollten endlich einfach richtig losrocken."

Das gelingt ihr und ihrer formidablen Truppe auf "Symphonies of the Night" über das gesamte Album hinweg. Schon der vorab als Appetizer veröffentlichte und im Sommer auf Festivals bereits live erprobte Opener "Hell to the Heavens" macht unmißverständlich klar, wohin die Reise geht. Neben Liv Kristine's über allem thronenden Sopran setzt ihr Ehemann Alex Krull mit seinen Gothic typischen Growls entsprechende Highlights. 

Als ich das Album auf einer nächtlichen Autofahrt durch dunkle Wälder zum ersten Mal hörte, brannte sich fast jeder Titel augenblicklich in meinem Gehörgang fest. Fast darum, weil mir das zweite Stück des Longplayers, "Fading Earth" zunächst etwas abzufallen schien. Ein Eindruck, der sich nach mehrmaligem Hören ad absurdum führen ließ, denn der Song lebt nicht zuletzt von seinen raffinierten Gitarrenläufen.   

Bei "Maid of Lorraine" stellen sich die ersten Folk Elemente des Albums ein. Die Wechsel zwischen dem feinsinnigen Gesang der Norwegerin und Alex' Growls sind excellent aufeinander abgestimmt und lassen den Track in Verbindung mit dem treibenden Rhythmus zu einer akustischen Orgie erster Güte aus den Boxen donnern.



Doch wer nun glaubt, Leaves' Eyes hätten damit ihr Pulver verschossen liegt komplett falsch. Auch das nächste Lied, "Galswintha" startet folkig und steigert sich alsbald zu einer Hymne, die das Zeug zu einem echten Live Kracher hat.

Heldinnen aus der Sagenwelt oder dem Mittelalter ziehen sich als Thematik wie ein roter Faden durch die neuen Songs. Auch der Titelsong "Symphony of the Night" folgt diesem Konzept, dem Liv Kristine mit viel Tiefgang und Poesie Leben einhaucht. Die Dramatik nicht nur dieses Tracks wird vom wohl dosiert eingesetzten Orchester perfekt untermalt.

Das getragene und mit keltischen Pipes aufgepeppte "Saint Cecilia" könnte ebensogut aus der Feder eines Tuomas Holopainen stammen. Und der ist sicherlich nicht die schlechteste Referenz für synphonischen, epischen Metal.

Glaubt der geneigte Hörer, der verhaltene, textlich in norwegisch gehaltene, Beginn von "Hymn to the lone Sands" sei ein Indiz dafür, daß der Band Mitte des Albums plötzlich die Power ausgeht, wird von den urplötzlich einsetzenden zupackenden Riffs von Sander van der Meer mit einem Schlag wieder in die Realität geholt. Ungewöhnlich auch das Gitarrensolo, welches ich eher im Set einer Power Metal Band verorten würde. Eine gelungene Überraschung.

"Angel and the Ghost" scheint mir der kommerziellste Track des Albums zu sein, dem Ich ohne die Growls sogar Chartchancen einräumen würde. Doch davor schreckt das deutsche Mainstream Radio ja zurück.

Mit viel Drive wird die Geschichte von "Eleonore de Provence" erzählt, ein weiteres Meisterwerk der Produktion, die den einzelnen Werken ihre Ecken und Kanten läßt, ihnen jedoch auch den passenden Feinschliff verordnet, um Band und Musik in ihrem Fluß nicht zu beschneiden.

Bei "Nightshade" fahren Leaves' Eyes das Tempo noch einmal ein wenig zurück, um mit "Ophelia" einen Rausschmeißer zu präsentieren, der alle Trademarks der Band und ganz besonders dieses Albums, noch einmal auf höchstem Level vereint und den Hörer begeistert - fasziniert zurück läßt.

Doch dieser hat ja die Möglichkeit, sich die Symphonien der Nacht gleich noch einmal durch die Gehörgänge zu jagen. Keine Frage: Leaves' Eyes haben mit diesem Opus ihr bisheriges Meisterwerk abgeliefert. Schwächen sind auch nach tagelangem, mehrmaligem durchhören nicht auszumachen. Ein wahrer Meilenstein im Schaffen von Leaves' Eyes.

Tracklist:
01. Hell To The Heavens
02. Fading Earth
03. Maid Of Lorraine
04. Galswintha
05. Symphony Of The Night
06. Saint Cecelia
07. Hymn To The Lone Sands
08. Angel And The Ghost
09. Éléonore De Provence
10. Nightshade
11. Ophelia


Release Date: 15.11. 2013  -  Napalm Records

Punkte: 10 / 10  

Review by MC Lucius

Freitag, 1. November 2013

Wolfsnächte 2013 - Powerwolf zelebrieren die Messe der Nacht

Wolfsnächte - unter diesem Motto tourt die Metal Band Powerwolf in einem Package, also mit in diesem Falle drei weiteren Bands, durch Europa. Powerwolf sind dabei der Headliner. Die Saarländer schafften es im Sommer dieses Jahres mit ihrem aktuellen Longplayer "Preachers of the night" auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Im August sah ich die Formation auf dem Summerbreeze in Dinkelsbühl zum ersten Mal live ( http://habemus-lucius.blogspot.de/2013/08/menschenmassen-met-und-metal.html). Seither bin ich ein Fan von Powerwolf. Und nun gastierten sie im nur gut 120 Kilometer von Wiesthal entfernten Geiselwind. Keine Frage, das durften sich mein Junior Hendrik und ich nicht entgehen lassen.

Doors open war für 18:00 Uhr angesetzt. Um ca. dreiviertel Sechs waren Hendrik und ich an der Halle. Allzu viele Leute standen noch nicht da, doch wir wussten, daß der Laden ziemlich voll werden würde. In der Halle, in der ich vor reichlich zwanzig Jahren schon das ein oder andere Mal abgefeiert hatte, steuerten wir einen Tisch mit vier Barhockern an. So ersparten wir es uns, die nächsten rund fünfeinhalb Stunden stehen zu müssen. Und ja, eines gleich vorweg: Man kann ein Metal Konzert auch sitzenderweise genießen. 



Um 19:00 startete die erste Band ihr Set. Wisdom aus Ungarn eröffneten den Abend mit ihrem Power Metal. Amtliches Headbanging war bei den Budapestern angesagt. Das besondere an ihrer Musik ist, daß sich die Texte ihrer Songs jeweils auf ein Zitat eines bekannten Denkers beziehen. Dazu haben sie eine Fantasy Figur namens "Wiseman" erschaffen, der sich als roter Faden durch ihre Alben zieht. Auch wenn ihr Auftritt nur 32 Minuten dauerte, schafften sie es doch, die 1.500 Metaller in der Music Hall auf dem Autohof Strohofer anzuheizen. Von ihnen hätte ich mir auch noch mehr angehört. Wisdom waren richtig gut, aber im Rahmen eines solchen Abends müssen sich die Künstler, ähnlich wie auf Festivals, an einen klar definierten Zeitplan halten.

Nach nur elf Minuten Umbaupause enterten Battle Beast die Bühne. Hendrik und ich hatten die Finnen vor anderthalb Jahren schon einmal als Support für Nightwish in Düsseldorf gesehen. Damals noch mit einer Sängerin, von der man aus größerer Entfernung nicht sagen konnte, ob sie Männlein oder Weiblein war. Seit November 2012 aber haben sie eine neue Vokalistin und bei ihr gab es keinen Zweifel, welchem Geschlecht sie zuzuordnen ist. Doch nicht nur optisch eine Aufwertung, bringt dieses Mädel auch ein Organ mit, welches dem ihrer ebenfalls überzeugend shoutenden Vorgängerin, in nichts nachsteht. Angetrieben von der Double Bass Drum preschten der blonde Wirbelwind Noora und ihre Jungs über die Bühne und ließen ihren donnernden Heavy Metal, der durchaus in der Tradition von Gruppen wie Iron Maiden oder W.A.S.P steht, auf die begeisterten Metal Maniacs hernieder prasseln. Battle Beast standen 42 Minuten auf der Bühne und überzeugten uns anno 2013 deutlich mehr als im Vorjahr.

Es dauerte dann wiederum elf Minuten, bis der nächste Act sein Set starten konnte. Um 20:36 Uhr hieß es Bühne frei für Majesty. Ich habe kürzlich ihr aktuelles Werk für ein Metal Webzine rezensiert (http://habemus-lucius.blogspot.de/2013/10/majesty-thunder-rider-meine-zweite.html) und war darum besonders an ihrer Live Performance interessiert. Bandgründer und Frontmann Tarek und seine Band sind Verteter des True Metal, gelten als deutsche Version von Manowar. Aus dem benachbarten Baden Württemberg stammend, hatten Majesty in Geiselwind eine Art Heimspiel und das zeigte sich auch daran, daß sie, neben Powerwolf natürlich, die größte Fangemeinde hinter sich hatten. Majesty wurden für ihre Fantasy Epen gnadenlos abgefeiert. Selbst ein Track wie "Metal Union", der auf dem Album vor allen wegen seines reichlich banalen Refrains eher verzichtbar wirkt, überzeugte hier in einer Art und Weise, daß ich mich fragte, warum manche Titel sich nur live entfalten können, auf CD jedoch jegliche Zugkraft vermissen lassen. "Metal Union" stand am Ende des Gigs von Majesty und beim großen Finale wurden die drei Streitäxte (Bass, zwei Gitarren) in der Bühnenmitte übereinander gekreuzt, was ein theatralisches Schlußbild abgab. Um 21:19 Uhr ging dieser Gig zu Ende. Fazit: Majesty live kann ich ruhigen Gewissens empfehlen.



Nun sollte es eine halbe Stunde dauern, bis die Priester der Nacht zu ihrem Intro "Lupus Daemonis" ihre Messe zu zelebrieren begannen. Tosender Beifall der anderthalb tausend Powerwolf Jünger brandete durch das nahezu ausverkaufte Auditorium, als Attila Dorn, Falk Maria Schlegel, Charles und Matthew Greywolf sowie Roel van Helden auf die Bühne kamen und mit "Sanctified with dynamite" gleich mächtig los powerten. Nach "Prayer in the dark" gab es mit "Amen and Attack" den ersten Song des aktuellen Albums "Preachers of the night", welches neben "Bible of the Beast" und "Blood of the Saints" meines Ermessens nach der stärkste Output der fünf Wölfe ist. An den Titeln merkt nun auch der letzte Laie, daß die Kirche das zentrale Thema in der Powerwolf Musik darstellt. Dabei verdammen sie den Klerus ebenso wenig wie sie ihn glorifizieren. Die Kreuzzüge beispielsweise stehen auf "Preachers..." im Mittelpunkt, doch Powerwolf schaffen es, das Thema nicht zu beurteilen, sondern einfach ihre Sicht auf die Dinge darzustellen. Der sakrale Sound, getragen von kirchlichen Orgelklängen und Chören, ist ein unverwechselbares Wiedererkennungsmerkmal von Powerwolf.

Über "All we need is Blood" und "Sacred and wild" kamen Powerwolf zu den beiden Tracks, die nichts mit Kirche am Hut haben, sondern mit dem männlichen Geschlecht. "Resurrection by Erection" (Auferstehung durch Erektion) und "Coleus sanctus" (Heiliger Hodensack) zitieren dennoch kirchliche Begriffe wie Hallelujah oder Ave Maria. Nach dem obligatorischen Drum Solo ihres holländischen Trommlers präsentieren Powerwolf den einzigen deutschsprachigen Track ihres Katalogs, "Kreuzfeuer". Auf dem Summerbreeze noch mit einem drei Meter hohen brennenden Kreuz auf der Bühne dargeboten, müssen Band und Fans bei Hallenshows darauf leider verzichten. 



Vor "Werewolves of Armenia" interagieren Attila und Falk rund fünf Minuten mit dem Publikum, wie man überhaupt sagen muß, daß gerade der rumänisch stämmige Sänger sehr viel mit den Fans spricht. Mindestens eine halbe Stunde ihres 99minütigen Sets geht dafür drauf. Vielleicht stört sich der ein oder andere daran, mir aber gefällt das. "Dead boys don't cry", "We drink your blood" (einer meiner Favoriten in der Setlist) und "Lupus Dei" beenden schließlich das reguläre Set, aber natürlich kommen die Wölfe nicht ohne Zugaben davon.

Das energiegeladene "Raise your fist, Evangelist" und das auch an einem Donnerstag funktionierende "Saturday Satan" gingen der letzten Zugabe "In the name of god (Deus Vult)" voraus, einem perfekten Rausschmeißer, der die Powerwolf Jünger, also auch Hendrik und mich, zufrieden in die Nacht entließ. Nachdem wir am Merch Stand erfahren hatten, daß die Band nicht zur Autogrammstunde eben dorthin kommen würde, entschlossen wir uns direkt nach Hause zu fahren. Nach einer störungsfreien Fahrt von 70 Minuten waren wir um kurz vor ein Uhr nachts wieder daheim. Die Messe war gesungen.      

Hier geht's zur Setlist von Powerwolf in Geiselwind und zu Links zu den Setlists der dei anderen Acts.

Die Bilder auf dieser Seite zeigen ausschließlich Powerwolf on stage. An dieser Stelle entschuldige ich mich dafür, daß ich nun wahrlich kein Konzertfotograf bin. Im übrigen hat die Pics mein Junior Hendrik geschossen. Sind halt nur Smartphone Fotos.