Dienstag, 19. August 2014

Urlaub in Oberstdorf, Aug 2014, Teil 2

Tage 4 - 6

Donnerstag, der 14. August: Schon früh am Morgen lachte die Sonne am Himmel. Und das hielt auch an - bis ca. halb neun. Dann schoben sich wieder die Wolken vor den Leuchtkörper. Wir hatten uns für den heutigen Tag eine kleine Wanderung nach Birgsau vorgenommen. Es war der letzte Tag, an dem Kirsten ihre Gipsschiene tragen musste und auf den geliehenen Rollstuhl zurück greifen konnte. So war also auch eine Wanderung im ebenen Stillachtal keine Schwierigkeit. Kurz nach der Skiflugschanze stellten wir das Auto ab und liefen entlang der Flußauen nach Birgsau, wo wir im Adler zur Mittagspause einkehrten. In einem der beiden südlichsten Gasthöfe Deutschlands gibt es gutbürgerliche, deftige Küche mit schwäbischem Anstrich. Bier wird hier nicht gezapft, sondern nur in Flaschen serviert und die Wirtsleute sind wirklich super nett.




Auf dem Rückweg machten wir dann an der Heini Klopfer Skiflugschanze halt. Mit dem Sessellift geht's hinauf bis zum Fuße des Schanzenturms. Mit einem engen, dunklen, ruckligen Aufzug fährt man dann hinauf auf den Schanzenkopf, von wo man einen tollen Blick über die umliegenden Täler und die Berge ringsum hat. Sogar die Schattenbergschanze, also die Sprungschanze, kann man von hier oben sehen. Und die liegt etwa fünf Kilometer weiter im Ort. Der Blick nach unten ist atemberaubend. Von hier aus stürzen sich die Severin Freunds, Richard Freitags oder Gregor Schlierenzauers in die Tiefe und fliegen dabei über 200 Meter weit. Der aktuelle Schanzenrekord liegt bei 225, 5 Meter...




Freitag, der 15. August: Regen. Die erste Wahrnehmung des Tages. Und die Idee: heute in die Klamm. Die Breitachklamm ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas, durch die sich die Breitach vom österreichischen Kleinwalsertal her kommend ihren Weg ins deutsche Oberallgäu bahnt. Vor rund 100 Jahren wurde ein Wanderweg durch die Klamm angelegt, die bei Regen ganz besonders imposant wirkt. Eine Herausforderung dabei ist es, den Blick ebenso nach oben zu richten, um nicht mit dem Kopf an den Felsüberhängen anzuschlagen, gleichzeitig aber auch den schmalen Weg im Blick zu behalten, um den Pfützen, so gut es geht, aus dem Weg zu gehen. Tosend rauscht das wilde Wasser der Breitach unter einem zu Tal. In diesem Canyon, der sich teilweise bis zu hundert Meter mit seinen Felsformationen, Wasserstürzen und Bäumen über einem auftürmt, ist man eins mit der Natur. 




Zurück aus der Klamm aßen wir in der dortigen Gaststätte zu Mittag, und entschieden uns für eine kurze Autofahrt ins Kleinwalsertal, welches, obwohl zu Vorarlberg und damit zu Österreich gehörend, nur von Bayern aus erreicht werden kann. Das Kleinwalsertal mit seinen Ortschaften Riezlern, Hirschegg, Mittelberg und Baad ist also eine Sackgasse. Wir fuhren von Riezlern aus mit der Kanzelwandbahn auf den 2037 Meter hohen Berg hinauf, wo zwar ein kalter Wind blies, die Aussicht auf Fellhorn und andere Berge sowie in die Täler dafür aber weitaus entschädigt.




Für den Abend war Open Air Kino angesetzt. Und zwar nicht irgendwo. Sondern in der Erdinger Arena, dem Skisprungstadion an der Schattenbergschanze. Zwischen der Groß- und der Normalschanze sollte das Ganze stattfinden. Aufgrund der unsicheren Wetterlage mußten wir zwar bis kurz vor Beginn der Veranstaltung um die Durchführung zittern. Doch das Wetter hielt und so konnten wir ab kurz nach neun Uhr abends, die Dunkelheit war mittlerweile hereingebrochen, den Film Fack ju Göhte ansehen. Der Veranstalter hatte überwiegend Liegestühle aufgebaut, es gab Kuscheldecken zur Ausleihe, und natürlich hatte man auch ans Catering gedacht. Es waren insgesamt vier solcher Abende geplant, von denen einer aufgrund schlechten Wetters abgesagt werden musste. Aber alles in allem war es ein tolles Event. Und wer kann schon von sich sagen, Kino an der Skisprungschanze gesehen zu haben...




Samstag, der 16. August: Auch dieser Tag begann mit Regen. So ließen wir uns Zeit beim frühstücken und beschlossen schließlich, nach Kempten zu fahren, wo es ein Forum Allgäu genanntes Einkaufszentrum gibt. Also fuhren wir die etwa 37 Kilometer dorthin, wo sich vor allem Vicky und Hendrik ins Einkaufsgetümmel stürzten.

Abends hatten wir einen Tisch im Gasthaus Wildes Männle reserviert, welches eines der besten Häuser am Platz ist. Im Kurpark von Oberstdorf fand ein Weinfest statt und für den Abend hatte man eine Rock'n'Roll Band, Lady Sunshine and the Candy Kisses, engagiert. Nach dem Essen gingen wir also die paar Schritte dorthin. Die Musik machte Laune auf mitsingen, tanzen und natürlich den ein oder anderen Schoppen Wein. Das Wetter hielt auch und so fand dieser Tag einen würdigen Abschluß.




Überhaupt. Die Woche im Allgäu mit zwei Abstechern nach Österreich war sehr ereignisreich. Es gab viel zu sehen und zu erleben. Und sie brachte einmal mehr den Beweis dafür, daß es kein schlechtes Wetter gibt - nur unpassende Kleidung. Wir jedenfalls haben die Zeit in und um Oberstdorf sehr genossen.

P.S.: Nach dem sonntäglichen Frühstück ging es wieder zurück nach Wiesthal. Der Urlaub ist vorbei - die Erinnerung aber bleibt.   

Samstag, 16. August 2014

Urlaub in Oberstdorf, Aug 2014, Teil 1

Tage 1 bis 3
Montag, der 11. August: Um kurz nach halb sechs morgens starteten wir mit fünf Personen, verteilt auf zwei Autos, in den Urlaub Richtung Oberstdorf im Oberallgäu. Hendrik und ich im Kuga, Kirsten, Vicky und meine Mutter im Mitsubishi. Nach etwa eindreiviertel Stunden Fahrt fuhren wir an der Raststätte Ellwanger Berge, diese liegt an der A 7 Würzburg - Ulm, zur Frühstücks Pause raus. Zuhause hatten wir belegte Brötchen, Wienerle, hartgekochte Eier, Kaffee, Obst usw. eingepackt. Um die beiden Autos herum verzehrten wir das Mitgebrachte. Um kurz nach acht ging es dann weiter Richtung Allgäu.
Nach einem weiteren kurzen Stopp an der Raststätte Allgäuer Tor ging es über wenige Kilometer auf der A 980 schließlich auf die B 19, welche zunächst noch zweispurig mit einer maximalen Geschwindigkeit von 120 km/h befahren werden darf und somit einer Autobahn sehr ähnlich ist. Doch ab Sonthofen verläuft die Bundesstraße nur noch einspurig pro Fahrtrichtung und ab hier darf man meist nur noch achtzig fahren, was manchmal noch nicht einmal möglich ist. So erreichten wir kurz nach 10 Uhr vormittags Oberstdorf. Die Pension war schnell gefunden, meine Mutter kennt sich bestens im Ort aus und wusste, wo in etwa das Landhaus Gutermann verortet ist.


Unsere zwei Doppel - und ein Einzel Zimmer lagen ebenerdig, was für uns ein großes Glück war, denn Kirsten hatte sich eine Woche vor der Abfahrt hierher ja einen Außenbandriß im rechten Bein zugezogen und mußte noch eine Gipsschale tragen. Das Ganze ist zwar schon ein Handicap, doch wir ließen uns davon nicht schrecken. Schon in der Vorwoche hatten wir telefonisch bei einem ortsansässigen Sanitätshaus einen Rollstuhl zur Miete geordert. Somit waren wir in jeder Lage mobil.
Nachdem wir also unsere Zimmer bezogen hatten, entschieden wir uns, zum Mittagessen in den Ort zu gehen. Die Wahl fiel auf die Dampfbier Brauerei, ein uriges, bayerisches Lokal, wie man es sich hier vorstellt. Die KellnerInnen zünftig in karierten Hemden und Krachledernen gewandet, waren freundlich, witzig und auf Zack, das selbstgebraute Bier, nach Auskunft des einen Kellners von einem erst 21jährigen Braumeister gebraut, süffig und das Essen deftig. Ein prima Auftakt für die kulinarische Seite des Urlaubs.


Am Nachmittag waren wir zurück in der Pension, welche u.a. über einen eigenen kleinen Pool verfügt. Dieser ist sogar überdacht und wurde von Vicky, Hendrik und mir gleich mal genutzt, Das Becken hat Maße von ca. 6 Meter 50 auf 3 Meter bei einer Tiefe von etwa 1 Meter 40. Das ist durchaus ausreichend, wenn nicht gerade zehn Leute gleichzeitig es nutzen wollen.
Abends saßen wir noch auf dem Balkon zusammen, vesperten und schmiedeten Pläne für die kommenden Tage, bevor wir todmüde in unsere Betten fielen.


Dienstag, der 12. August: Das Nebelhorn und die anderen Berge rund um Oberstdorf zeigten sich am Morgen frei von Nebel bzw. Wolken, worauf hin wir uns entschieden, mit der Seilbahn auf den 2.224 Meter hohen Oberstdorfer Hausberg zu fahren. Ich parkte an der Erdinger Arena, dem weltbekannten Skisprung Stadion, wo alljährlich der Auftakt der Vier Schanzen Tournee stattfindet. Mit der Seilbahn, die einen ausführlichen Blick ins Stadion und die Schanzen erlaubt, geht es etappenweise nach oben. Die erste Station ist die Seealpe auf 1.235 Metern. Wir fuhren allerdings gleich mal weiter zum Höfatsblick auf 1.932 Metern. Von dort aus kann man die letzten knapp 300 Höhenmeter entweder zu Fuß bis zum Gipfelkreuz des Nebelhorn auf eben jenen bereits zuvor genannten 2.224 Metern erklimmen, was etwa eine Stunde in Anspruch nimmt. Oder man besteigt abermals eine Seilbahn, die es in wenigen Minuten nach oben schafft. Paraglider starten von hier aus zu ihren Flügen ins Tal.
Die Aussicht von dort oben ist atemberaubend. Weit reicht der Blick bei klarem Wetter bis zur Zugspitze oder Richtung Kleinwalsertal im angrenzenden österreichischen Bundesland Vorarlberg. Die Preise für Essen und Getränke haben sich hier oben gewaschen. Da sind für fünf Getränke schonmal knapp 19 Euro fällig. Allerdings muß das alles ja auch hier hoch gekarrt werden. Am Höfatsblick gibt es aber auch eine Gaststätte, in der wir fünf für rund 55 Euro zu Mittag essen konnten.


Nachmittags waren wir wieder im Ort und flanierten durch die Straßen von Oberstdorf. Die vollkommen auf den Tourismus ausgelegte Markt Gemeinde bietet alles im Überfluß an: Käsereien, Souvenirläden, Bekleidungs- insbesondere natürlich Trachtengeschäfte, Wirtshäuser und Biergärten, Eisdielen. Vorsicht vor der Reizüberflutung der Sinne. Das Portemonnaie wird es einem danken.


Mittwoch, der 13. August: Die diversen Wetter Apps auf unseren Smartphones hatten für den dritten Tag des Urlaubs reichlich Regen gemeldet. Dieser setzte auch pünktlich kurz bevor wir frühstücken gingen ein. Somit entschieden wir uns zu einer Unternehmung, bei der wir viel im Auto sitzen würden. Da ich eh vorhatte, den ein oder anderen Paß zu fahren, starteten wir in Richtung Bad Hindelang. Von dort geht es hinauf nach Oberjoch auf 1.200 Meter und schließlich kurz darauf hinunter ins Tannheimer Tal in Tirol. Über den alten Gaicht Paß mit vielen Serpentinen und tollen Panoramen, die bei schönem Wetter natürlich noch viel mehr beeindrucken, erreichten wir schließlich die Bezirkshauptstadt Reutte, wo ich als Kind mal im Urlaub war.


Der Regen hatte zwischenzeitlich eine Pause eingelegt und wir machten uns auf die Suche nach einem Lokal. Uns wurde der Schwarze Adler empfohlen. Dann die Verwirrung: Die Speisenkarte war äußerst spartanisch gehalten, große Gerichte gab es auch gar nicht. Nur sowas wie Gulaschsuppe, Schinken - Käse Toast oder Käsekrainer mit (oder auch ohne) Sauerkraut. Etwas skeptisch bestellten wir, waren letztlich aber positiv überrascht, von dem, was der freundliche Wirt uns servierte. Die Käsekrainer waren nicht nur größer als erwartet, sie hatten den Namen auch vedient. Schließlich hat wohl jeder auch schonmal einen solchen gegessen, der irgendwis am Käse vorbei gelaufen sein musste. Fazit: das Essen war zwar einfach, aber reichlich und gut. Also alles richtig gemacht.

Danach fuhren wir noch den ebenfalls mit reichlich Kurven ausgestatteten Fernpaß ein Stück weiter Richtung Ötztal hinein, bevor wir uns wieder in Richtung Deutschland begaben. Um 18 Uhr waren wir zurück in Oberstdorf, wo für den Rest des Tages relaxen angesagt war.     

Sonntag, 20. Juli 2014

1 Wochenende, 2 Open Airs, 3 (plus x) Biere

Heiße Temperaturen oberhalb der 30 Grad Marke und die Aussicht auf gleich zwei Open Air Festivals versprachen für mich ein ereignisreiches Wochenende. Und so kam es schließlich auch.

Anfangs der Woche hatte ich auf Facebook die Seite des Odenwälder Apfelwein Herstellers Bembel with Care mit "gefällt mir" markiert. Auf der BwC Seite las ich dann, daß ihre Getränke bei einem "Traffic Jam Open Air" genannten Festival zum Ausschank kommen. Dieses Open Air findet in Dieburg statt, einem hessischen Städtchen so um die 70 Kilometer von meinem heimischen Wiesthal entfernt.

Für schmales Geld (das Tagesticket für den Freitag kostete gerade mal 18.- Euro) konnte man bereits ab kurz nach 13: 00 Uhr Live Musik in sich aufsagen. So früh war ich noch nicht da. Ich traf etwa um 17:45 Uhr auf dem Festivalgelände, einem 25.000 Quadratmeter großen Verkehrsübungsplatz in einem Gewerbegebiet, ein. Das Auto konnte ich nicht direkt dort abstellen, letztlich hatte ich einen Fußweg von etwa einem Kilometer hinter mich zu bringen. Aber immer in der Menge mitlaufend, stand ich schließlich vor dem Eintritt und nach wenigen Minuten des Wartens bekam ich mein Bändchen und konnte die Location entern.

Viel Grün, dazwischen asphaltierte Abschnitte. Jede Menge Buden und Stände mit Fressalien und für Getränke waren in einem Halbkreis am hinteren Ende des Venues aufgebaut. Mittig zur Bühne stand ein Zelt, welches nach allen Seiten offen war und Schatten spendete. Ebenso wie einige große Bäume am rechten Rand des Geländes. 



Bei meinem Eintreffen spielten die Darmstädter Hardcore Metaller Unleash the Sky gerade ihren Soundcheck, was bedeutete, daß ich die Folk Rocker The Pokes verpasst hatte, die ich mir doch gerne angesehen hätte. Doch auf der Running Order stand für den weiteren Verlauf ja noch eine weitere Folk Rock Band. Und was für eine. Doch dazu später mehr.  

Unleash the Sky hatten als local heroes zwar Heimvorteil, konnten diesen meines Erachtens nach jedoch nicht voll nutzen. Vielleicht lag es auch an der enormen Hitze (immerhin um die 33 Grad), daß sich nur eine gute Hundertschaft Fans vor der Bühne eingefunden hatte. Unleash the Sky zogen dessen ungeachtet ihr Ding durch.

Ich hatte mittlerweile im Zelt Platz genommen, mit einem guten Blick zur Bühne. Irgendwann sprach mich ein Typ auf mein Johnny Cash Tattoo an und schon war man mitten im Gespräch. Auf der Bühne ging es nach einer etwa viertelstündigen Umbaupause mit Maroon weiter. Auf dem Traffic Jam spielten die Jungs nach 16 Jahren eine ihrer letzten Shows, denn die Band löst sich noch dieses Jahr auf. Sie sollten mir von den drei Metalcore Bands, die hier nacheinander auftraten, schließlich am besten gefallen. 

Nach einer weiteren kurzen Umbaupause betraten Evergreen Terrace aus Florida die Bühne. Sie rockten das mittlerweile doch deutlich zahlreicher vor der Bühne erschienene Publikum mit ihrem Melodic Metalcore, der seinen Reiz aus dem Wechsel des Clean Gesangs des Gitarristen und den Scream Vocals des Frontshouters bezieht.



Um kurz nach neun Uhr abends war es schließlich Zeit für Speed Folk. In Deutschland gibt es eine ganze Reihe hervorragender Bands dieses Genres. Fiddler's Green aus Erlangen gehören ganz gewiss zur Speerspitze. Und die sechs Musiker waren auch sofort auf Betriebstemperatur. Mittlerweile setzte die Sonne zu ihrem Untergang an, was angenehmere Temperaturen mit sich brachte. Ich schätze mal, daß jetzt etwa 3.000 bis 3.500 Fans da waren und diese wurden von der Band auf der Bühne mit einer tollen Setlist belohnt. Über Stücke wie "A Bottle A Day", "Jump" oder "We Don't Care" kam man schließlich zu "Rocky Road To Dublin", wo sie ihre berühmte "Wall of Folk" initiierten. Zur Erklärung: Im Metal Bereich gibt es die sogenannte "Wall of Death", bei der das Publikum vor der Bühne in zwei Blöcke geteilt wird, welche dann mit Karacho aufeinander zulaufen. Da Fiddler's Green jedoch keine Metal Band sind und akustische Instrumente verwenden, ist es ihnen laut Metal Statuten verboten, diese Aktion Wall of Death zu nennen. Darum heißt es bei ihnen Wall of Folk. Das Ganze ist natürlich keineswegs bierernst zu nehmen... ;)

Mit "The Night Pat Murphy Died" und "Folk's Not Dead" setzten sie ihrem Gig die Krone auf. Diese Stücke sind einfach unverwüstlich und beenden einen Fiddler's Green Auftritt würdig.

Danach machte ich mich auf den Heimweg, auch wenn in Dieburg mit Stick to your Guns und vor allem Sick of it all noch zwei ganz heiße Acts auf der Running Order standen. Doch für mich stand ja am nächsten Tag noch ein Open Air an. Deutlich kleiner zwar, dafür aber im heimischen Wiesthal.

Bereits zum zwanzigsten Male hieß es Rock over Wiesthal. Der eigens zur Durchführung dieses Events gegründete Open Air Club hatte für dieses Jahr drei Bands engagiert, die wie alle Künstler in den vergangenen Jahren nur für freie Verpflegung spielten. Eintritt wurde beim RoW noch nie genommen und das wird auch in Zukunft so sein. Das wissen die Bands und spielen ohne Gage. Dafür spendet der OAC einen Teil der Einnahmen für einen guten Zweck.

Den Auftakt machten Coromill, eine Thrash Metal Band aus Heinrichsthal. Bis auf ganz wenige Ausnahmen spielen die fünf fast nur eigenes Material. Dabei orientieren sie sich hauptsächlich an Genre Größen wie Metallica, Sodom oder Sepultura. Massenkompatibel ist diese Musik nicht, aber einige Zuschauer mehr hätten die Jungs aus dem Spessart auf jeden Fall verdient.



Nach einer Umbaupause waren Rock Class! dran. Die vier Musiker aus Marktheidenfeld und Umgebung haben sich dem lupenreinen Blues Rock verschrieben. Handwerklich auf höchstem Niveau agierend verlieren sie sich auch schon mal in überlangen Improvisationen, was den Bluesern im Publikum das ein oder andere Zungenschnalzen entlockt. Doch wie bei Coromill gilt auch hier, daß die breite Masse anfangs sicher interessiert zuhört, sich irgendwann aber abwendet. Mit der Qualität der Musik hat das nichts zu tun. Doch der durchschnittliche Musik Konsument legt die Meßlatte nicht all zu hoch. Easy listening ist angesagt. Ist ja auch entschieden einfacher.

Als letzte Band an diesem Abend kamen Sonic Boom! zum Zuge. Sie sind im Vergleich zu den beiden Gruppen zuvor eine reine Cover Band, haben sich hauptsächlich dem Classic Rock der 60er und 70er Jahre verschrieben. Und siehe da: Zu später Stunde finden sich doch noch zahlreiche Fans vor der Bühne ein. Klar, die Nummern kennt man, kann man mitsingen. Beatles, Stones, CCR, The Who, Eric Clapton, Thin Lizzy usw. Bei Johnny Cash's "Ring of Fire" steigt sogar ein mir wohlbekannter Musikfreak zu den Jungs auf die Bühne, um die Leadvocals zu übernehmen. Das klappte nach anfänglichen Schwierigkeiten dann auch ganz ordentlich.

Sonic Boom! spielten bis ca. dreiviertel drei (für Nicht Bayern: viertel vor drei) und hinterließen, ebenso wie Coromill und Rock Class! einen prima Eindruck. Nun versammelten sich noch einige Hobbymusiker zum jammen, wobei sie wohl vor allem Onkelz Nummern zockten. Da ich allerdings noch nie ein Freund jener Band war, machte ich mich auf den Heimweg, einen etwa 20minütigen Fußmarsch von einem Berg des Dorfes hinunter und einen anderen hinauf. Meine Leute, family and friends, waren schließlich auch schon gegangen.



Fazit: Zwei Open Air Festivals unterschiedlicher Größe, die aber beide ihren Reiz haben und mir an diesem Wochenende viele Stunden amtlicher Mucke bescherten. Was will man mehr? 

Freitag, 20. Juni 2014

Uriah Heep - ihr neues Album "Outsider" in der Besprechung

Einfach nicht tot zu kriegen sind die englischen Hardrocker Uriah Heep, einst nach einer Figur aus Charles Dickens' Roman "David Copperfield" benannt. Dieser Tage legten sie ihr neues, mittlerweile 24. Studioalbum vor. Und die alten Herren haben noch immer mächtig Bock auf Rock. Hier meine Review zu "Outsider":

 Uriah Heep        Outsider 

Tracklist:
Speed Of Sound
One Minute
The Law
The Outsider
Rock The Foundation
Is Anybody Gonna Help Me?
Looking At You
Can't Take That Away
Jessie
Kiss The Rainbow
Say Goodbye
Total Running Time: 49.07      Release Date 06-06-2014

Uriah Heep? Alt Herren Rock aus den 70ern? Ja. Stimmt. Aber längst nicht mehr nur. Seit die Truppe um Mick Box vor sechs Jahren mit "Wake the Sleeper" eine zehnjährige Phase ohne neues Studioalbum beendete, bringt das 1969 gegründete Urgestein des Hardrock in schöner Regelmäßigkeit Alben heraus, die beweisen, daß Uriah Heep alles andere als zum alten Eisen gehört. Noch heute läuft ihr 2011er Meisterwerk "Into the Wild" immer wieder bei mir im Auto.

"Outsider" startet trotz eines Titels wie "Speed of Sound" eher ein wenig verhalten, doch im Laufe der elf Songs wird der Hörer immer mal erfahren, daß auch die mit leicht angezogener Handbremse aus den Boxen schallenden Tracks ihren Power Background niemals verleugnen können oder gar wollen.




Das als Single ausgekoppelte "One Minute" gibt denn auch das Tempo für die nächsten vier Titel vor, und dieses wird durchgehend hoch gehalten. Hier zeigt sich, daß Bernie Shaw auch im 28. Jahr seiner Tätigkeit als Heep Fronter nichts von seiner kräftigen Stimme eingebüßt hat. Auch die für den Sound der Briten so typischen Keyboard Teppiche werden von Phil Lanzon wie immer üppig ausgerollt.

Nachdem mit "Is anybody gonna help me" wieder mal ein wenig Ruhe einkehrt, brechen mit "Looking at you" und "Can't take that away" wieder sämtliche Dämme. Besonders das variable drumming von Russell Gilbrook, der auch auf der letzten Scheibe von Avantasia ("The Mystery of Time") vollends überzeugte, begeistert mich nachhaltig. Hier ist einer der besten Drummer seiner (Hardrock) Zunft am Werk. Ihm zur Seite in der Rhythmus Abteilung der Band steht übrigens zum ersten Mal Davey Rimmer als Bassist, der den Heeps zuvor auch schon das ein oder andere Mal live ausgeholfen hatte. Er ersetzt den im vorigen Jahr verstorbenen Trevor Bolder.




In "Jessie" steht als nächstes ein weiterer Höhepunkt des Albums an, welcher zeigt, wie man als Band seine eigenen Wurzeln niemals verraten muss und sich trotzdem im 45. Jahr des Bandbestehens immer weiter entwickeln kann.     

Mit "Kiss the Rainbow" und "Say Goodbye" stehen zwei Rausschmeißer am Ende des 24. Studioalbums in der Historie von Uriah Heep, die Lust auf mehr machen. In der momentanen Konstellation sollte für Uriah Heep auch ein 25. Opus in greifbare Nähe gerückt sein. Denn auf's Abstellgleis gehört der quirlige Fünfer von der Insel noch lange nicht. Und im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen , die ebenfalls schon zwischen vierzig und fünfzig Jahren im Geschäft sind, trauen sich Uriah Heep auch heute noch an Albumproduktionen heran. Und sowohl der Erfolg, als auch die durch die Bank guten Kritiken, geben Uriah Heep recht.


Bewertung: 9 / 10

Donnerstag, 1. Mai 2014

Wo Rosen blüh'n - Subway to Sally live

Mittelalter Rock live in der Walpurgisnacht - eine vielversprechende Konstellation. Und mit der fantastischen Band Subway to Sally ist es überdies ein Leichtes, daß dieses Versprechen auch eingelöst wird. Also düste ich mit Junior Hendrik und drei seiner Schulfreunde/innen aus Aschaffenburg (Helena, Denise und Max) am 30. April nach Würzburg, wo Subway to Sally im Rahmen ihrer Mitgift Tour 2014 am Mittwoch Abend gastierten. 

Der Gig fand in der Posthalle, gleich nebenan des Würzburger Hauptbahnhofes, statt. Dort finden ca. 2.000 Leute Platz und fast so viele dürften es auch gewesen sein, die sich für das Konzert eingefunden hatten. Wir waren um kurz vor halb Acht da, doors open war für 20 Uhr angesetzt und pünktlich öffneten sich die Schleusen zur Einlaßkontrolle. 

Kaum drin, sicherten sich Max, Hendrik und Ich erstmal je ein T Shirt und fanden uns dann zusammen mit den beiden Mädchen im Auditorium ein. Wir standen leicht links versetzt vor der Bühne in etwa der zehnten Reihe. Ein perfekter Platz um die folgende Action genießen zu können.

Um Punkt 21 Uhr kamen Darkhaus auf die Bühne. Die fünf Musiker aus vier Nationen (USA, Schottland, Deutschland, Österreich) legten mit ihrem schwer zu kategorisierenden, aber irgendwo zwischen Alternative Metal und Thrash angesiedeltem Power Set gleich mächtig los und schafften es, eine euphorische Stimmung in der Posthalle zu erzeugen. 




Sänger Kenny, unüberhörbar der Schotte im Gebälk von Darkhaus, wirbelte wie ein Derwisch über die Bühne, wobei mich manch seiner Gesten weniger an Metal, denn an mir weniger sympathische Musikgenres wie Hip Hop oder Techno, erinnerten. 

Sie brachten die Tracks ihres im November 2013 erschienenen Debut Albums My only Shelter mit mächtig viel Power rüber, die Dank einer hervorragend ausgesteuerten PA glasklar bei den Leuten im Publikum ankam. Ein 42minütiger Auftritt, der seine Rolle an Anheizer 100%ig erfüllte.

Nach einer kurzen Umbaupause - Subway to Sally überzeugten mich mit ihrer ausgeklügelten Logistik bereits bei den Eisheiligen Nächten 2012 (http://habemus-lucius.blogspot.de/2012/12/eisheilige-nacht-2012-bei-munteren-acht.html ) begann um 22:03 Uhr der Gig der Potsdamer MittelalterFolkRockMetal Institution. Mit Warte, Warte und Schwarze Seide standen zwei Songs des neuen Longplayers am Anfang des Sets. Die Fans hatten aber auch diese Texte schon perfekt drauf, somit war von Beginn an das Eis gebrochen und die Stimmung war gleich auf einem High Level.




Danach ging es auf Zeitreise durch den StS Kosmos mit Stücken wie Feuerland, Wo Rosen blüh'n oder auch Traum vom Tod II (Gänsehaut pur!), ehe die sieben Musiker gleich vier brandneue Tracks hintereinander präsentierten. Das mag womöglich eine gewagte Setlist sein, erst fünf alte, dann vier neue Songs, aber - es funktionierte. Eric Fish und seine Bandkollegen hatten das Publikum komplett auf ihrer Seite.

Keine Frage: dazu trugen auch die Lightshow, die Pyroeffekte und das Stage Layout bei. Auf einem (künstlichen) Gemäuer fanden sich mehrere Drahtzäune, welche in der Bühnenmitte sogar zu einem - nach hinten allerdings - offenen Käfig verbunden waren. Dort fand sich im Laufe des Gigs fast jeder der Musiker mal ein, egal ob Geigerin Frau Schmitt, Gitarrist und Drehleierist (gibt's das Wort?) Bodenski, Eric oder wer auch immer. In Verbindung mit der Illumination der Bühne gab dies jedenfalls einige prächtige Spots ab.

Der Mittelteil des Sets bestand aus einem Acoustic Teil, bei dem es Subway to Sally dennoch mühelos schafften, die Menschen in der Halle ebenso mitzureißen wie bei ihren Power Nummern. Besonders das Stück Minne begeisterte mich, denn seit Faun dieses Lied letztes Jahr auf ihrem Album Von den Alben coverten (übrigens mit Unterstützung von StS), habe ich eine ganz besondere Beziehung dazu.




Danach packten Subway to Sally wieder eine Schippe drauf. Nun jagte ein Highlight das Andere. Nach und nach ließen sie Das schwarze Meer, Kleid aus Rosen, Falscher Heiland, Besser du rennst (mit Circle Pit vor der Bühne), Veitstanz und Tanz auf dem Vulkan auf die begeisterte und lautstark mitsingende Menge los. 

Damit ging nach 94 Minuten das reguläre Set zu Ende. Zugabe, Zugabe Rufe aber gibt es bei Subway to Sally nicht. Dafür intonieren die Fans Julia und die Räuber: Blut, Blut, Räuber saufen Blut / Raub und Mord und Überfall sind gut / Hoch vom Galgen klingt es, hoch vom Galgen klingt es / Raub und Mord und Überfall sind gut. Und siehe da. Nach rund zwei Minuten kehrten die Potsdamer auf die Bühne zurück um mit Ad mortem festinamus, Henkersbraut und dem unverwüstlichen Sieben drei weitere Stücke zum Besten zu geben. 

Danach ist Schluß. Aus. Vorbei. Oder? Nein, natürlich nicht. Denn abermals kamen StS raus um nun endlich Julia und die Räuber anzustimmen, welches natürlich komplett von den Fans gesungen wird, während die Musiker, Eric Fish diesmal sogar mit Dudelsack, (fast) nur den instrumentellen Teil beisteuern. 




Nach 116 Minuten, also beinahe zwei Stunden, war dann um 23:59 Uhr endgültig Feierabend, die Lichter im Saal gingen an und Musik vom Band (oder besser wohl von einem Laptop) machte den Menschen klar, daß der Konzert Abend damit gelaufen war. Ein fantastischer Konzert Abend bei dem alles passte. Und damit geht meine Empfehlung raus, sich Subway to Sally mal live reinzuziehen. Sie sind eine formidable Live Band und schafften es, mir das Material des neuen Albums näher zu bringen, als es das Hören rein von CD oder Stick bislang vermochte. Im Dezember spielen sie im Rahmen ihrer Eisheiligen Nächte Tour 2014 wieder in Würzburg und dann werde ich wieder dabei sein. 

Sonntag, 6. April 2014

Meet you there - Oysterband live in GiGu

20 Monate. Knapp eindreiviertel Jahre. Das kann einem nun viel vorkommen oder wenig. Mir kommt es viel vor. Denn exakt solange hatte ich die britische Oysterband nicht mehr live gesehen. Die Oysterband ist - dies für alle, die sie nicht kennen, eine Band, die dem Genre Folk Rock / Roots Rock zuzurechnen ist. Ich hatte sie seit 2008 jedes Jahr mindestens einmal live erlebt. Doch 2013 riß diese Serie. Darum bin ich sehr dankbar, daß es der Stadt Ginsheim Gustavsburg (das GiGu aus der Headline) erneut gelungen war, die fünf Musiker für einen Gig zu verpflichten.

Um kurz vor 19:00 Uhr am Samstag Abend traf ich mit Simone, die ich in Aschaffenburg mitgenommen hatte, an der Location ein. Die Burg Lichtspiele sind, wie es der Name bereits andeutet, ein Kino Saal, der allerdings auch als eine Art Kleinkunstbühne dient. Es ist also letztlich ein kleines, kuscheliges Venue. Eine knappe Woche vor dem Termin meldete der Veranstalter den Ausverkauft Status für den Oysterband Gig. Somit besuchten 200 Musikfreunde das Event. Altersmäßig bunt durchgemischt.

Gleich nach dem Einlaß trafen wir auf Birgit und Horst, zwei liebe Freunde, die man häufig auf Konzerten trifft. Kurz darauf gesellten sich mit Alex und Erich zwei weitere Bekannte zu uns. 

Um kurz nach 20:00 Uhr betraten Molly Alone die Bühne. Das Trio durfte den Abend als Support Act für die Oysters eröffnen. "Traditional Pop Stuff and more" haben sie sich auf die Fahnen geschrieben. Und so stiegen sie mit "Whiskey in the Jar" und "The Irish Rover" auch gleich überaus traditionell in ihr Programm ein. Es folgten eine Reihe weiterer irischer Songs und Reels, aber auch Stücke wie "Zombie" von den Cranberries oder "The Song of great indifference", welchen man zuletzt beispielsweise bei Santiano hören konnte. Mit akustischer Gitarre, akustischer Bassgitarre und Akkordeon schafften es die Drei, das Publikum mitzureißen und zum Tanzen zu bringen. Insgesamt ein gelungener Opener für diesen Abend.



Nach einer etwa 20minütigen Umbaupause kam um 21:15 Uhr die Oysterband auf die Bühne. Mit "When I'm up I can't get down" und "By Northern Light" standen zwei Klassiker aus dem umfangreichen Back Katalog der Band am Beginn ihres Sets. Danach gab es mit "Spirit of Dust" und "A River Runs" bereits die ersten Stücke aus dem neuen, im Februar 2014 erschienenen Werk "Diamonds on the water".

Schon die ersten Songs machten klar, daß sich Vocalist John Jones, Gitarrist Alan Prosser, Geiger Ian Telfer, Drummer Dil Davies und Al Scott, der den im Vorjahr aus der Band ausgeschiedenen Ray Cooper am Bass ersetzt, in einer ausgezeichneten Spiellaune befinden. Genauso hatten es Bekannte von mir, welche die Oysterband bereits in den Tagen zuvor in Leipzig oder Bochum gesehen hatten, auf facebook bereits berichtet.



Mit "Where the world devides" und "A Clown's Heart" intonierte die Oysterband danach wiederum einen Klassiker und ein neues Stück, ehe John sich sein Mellotron umhängte und sie eins ihrer can't-stand-still Instrumentals zum Besten gaben. Überall im Auditorium sah man glückliche Gesichter, die Menschen tanzten und hatten einfach nur allerbeste Laune.

Nach "No ordinary girl" trat Ian an John's Mikro und moderierte etwa zwei Minuten lang den nächsten Titel an. Wenn er auch sonst während eines Auftritts kaum eine Miene verzieht, so riß er mit seiner launigen Einführung zu "The Wilderness" das Publikum doch wiederholt zu Lachstürmen hin. Es folgte das elegische "Dancing as fast as i can", welches sowohl beim hören von CD als auch live im Konzert für Gänsehaut sorgt.

Bei "Here comes the flood" stieg John Jones wieder von der Bühne herab in die Menge. Früher wurde er dabei von Ray Cooper begleitet, heute stellt er sich alleine der "Meute". Mit "Diamonds on the water" folgte als nächstes der Titeltrack des neuen Werks, ehe die Oysterband mit "The Bells of Rhymney" dem kürzlich verstorbenen Gottvater des Folk, Pete Seeger, ihre Reminiszenz erwiesen. Schon vor vielen Jahren hatten die Oysters diesen Protest Song über walisische Bergbauarbeiter selbst aufgenommen und veröffentlicht.

Mit dem unnachahmlich anpackenden "Oxford Girl", sowie den Up Tempo Nummern "Walking down the road with you" und "The road to Santiago" beendeten die fünf ihr reguläres Set. Der Abgang von der Bühne ist dabei seit rund zwei Jahren ein ganz besonderer. Zuerst verläßt John die Bretter, die die Welt bedeuten, dann stöpselt Al seinen Bass aus und geht, bevor mit Alan der Gitarrist es ihm gleich tut. Schließlich stellt Dil seine Trommelei ein und am Ende steht nur noch Ian auf der Bühne, der sich geigend allerdings auch alsbald von dieser trollt. 



Die Band antwortet den Zugabe, Zugabe Rufen der begeisterten Fans damit, daß Ian das Outro von "The Road to Santiago" abermals anstimmt und auf die Bühne zurückkehrt. Seine Kollegen folgen ihm, steigen allesamt nochmal mit ein um schließlich mit "The world turned upside down" die erste Zugabe zu spielen. Mit "Granite Years" gönnen sie ihrem Publikum schließlich einen weiteren Gassenhauer aus ihrem Repertoire. Und dann packen sie, wie seit Jahren bestens erprobt, noch eine Gänsehaut Nummer oben drauf. Völlig losgelöst, sprich komplett ohne Strom, steigen alle fünf Musiker von der Bühne herab, stellen sich mit Snare Drum, Mandoline, Gitarre und Geige mitten ins Publikum und singen gemeinsam mit dem ergriffenen Publikum das unverwüstliche "Put out the lights", bei dem John seine Runde durch das Auditorium macht und schließlich seine Band in Richtung Garderobe in den Backstage Bereich führt. Hinter Ian schließt sich die Tür und damit ist das Konzert nach rund eindreiviertel Stunden beendet.

Zurück bleibt ein wie immer bei der Oysterband komplett glückliches Publikum, das nur wenige Minuten später die Möglichkeit hat, sich mit jedem der Oysters zu unterhalten. Die Briten kennen hier keine Berührungsängste, sondern sind offen und freundlich gegenüber ihren Supportern. Da können sich manch andere eine Scheibe abschneiden.

John freute sich über mein Statement, daß die neuen Songs nur so vor musikalischer Inspiration sprühen und das Zeug dazu haben, aus einem Funken eine Flamme zu machen und betonte, dies sei eine der schönsten Beschreibungen die er über "Diamonds on the water" je gehört habe. Und Al, der ja auch seit vielen Jahren der Produzent der Oysterband ist, ergänzte, daß sie während der recording sessions mächtig viel Spaß hatten und völlig entspannt waren. Das hört man dem Album an und mit dem Wissen im Rücken, daß man da ein echtes Juwel am Start hat, lässt es sich natürlich auch ganz locker auf die Bühnen dieser Welt gehen.

Die Oysterband ist immer eine Reise wert. Da lässt es sich auch verschmerzen, daß es mitten in Hessen keinen Ebbelwoi zu trinken gab...    

Sonntag, 9. März 2014

Ein Rausch aus Klang und Farben

Seit etwa sechs Jahren höre ich immer wieder gerne die Musik von Faun. Das ist eine Band aus München, die in erster Linie Mittelalter Musik spielt, aber auch über den Tellerrand blickt und sich Folk- und Weltmusik unterschiedlichster Herkunft annimmt. Nun habe ich es erstmalig zu einem Konzert der Faune geschafft und von diesem unvergesslichen Abend will mein Blog hier nun berichten.

Dieser Auftritt im Rahmen des zweiten Teils ihrer Von den Elben Tour führte Faun und damit auch mich in den Colos Saal nach Aschaffenburg. Normalerweise weist Claus Berninger, Chef des besten Live Music Clubs in Deutschland 2013 auf facebook oder im Newsletter darauf hin, wenn ein Gig kurz vor dem Ausverkauf steht. Darum hatte ich nicht damit gerechnet, daß sich eine Schlange quer über den Roßmarkt gebildet hatte, bis ich etwa um 19:45 Uhr dort eintraf. Aber kein Problem, ich hatte mein Ticket bereits im Dezember reserviert, so daß ich lediglich die Reservierungsmail auf meinem Smartphone vorzeigen und den Eintrittspreis entrichten musste.

Zusammen mit Regina, einer jungen Frau mit vorzüglichem Musikgeschmack und zwei ihrer Bekannten, enterte ich den Colos Saal, der sich an diesem Abend schnell füllen sollte. Wir entschieden uns für einen Platz in der hinteren Hälfte und schon bald wurde es 21 Uhr und Oliver sa Tyr, Mastermind von Faun, kündigte die Vorgruppe an. Ist das schon an sich ungewöhnlich, war der Support Act dann noch ungewöhnlicher. 



Die Niederländerin Jyoti Verhoeff und ihre russische Partnerin Maya Fridman spielten in ihrem 35 minütigen Set ihre komplette EP durch. Dabei war alles sehr getragen, melancholisch. Man schließe die Augen, lausche der Musik und man sieht ein weites, nebliges Feld im November vor seinem geistigen Auge. Ab und zu hört man eine Krähe im Geäst eines Baumes und irgendwo weit hinten rauscht das Wasser durch ein Flußbett. Jyoti am Piano und Maya mit dem Cello lieferten den Soundtrack dazu. Nur in einem kurzen Instrumental und bei einem durch Faun Schlagwerker Rüdiger Maul verstärktem Song brachen sich die Emotionen auch mal Bahn, will sagen: wurde der Rhythmus etwas flotter. Musik zum zuhören, für einen Anheizer aber einfach zu langatmig.

Nach einer lediglich zehnmiütigen Pause begann um 21:49 Uhr das Set von Faun. Ein kurzes Intro leitete den Opener Mit dem Wind ein, mit dem gleich eine famose Stimmung im mit sicherlich gut 500 Fans besuchten Colos Saal herrschte. Im Eingangsbereich wurde darauf hingewiesen, daß man bitte ohne Blitz fotografieren solle, weil Faun mit einer Lightshow mit vielen Effekten arbeiten. Und das Licht wurde tatsächlich so speziell eingesetzt, daß durch die Verbindung mit der perfekt inszenierten Musik eine Parallel Universum entstand, in welches man für die nächsten knapp zwei Stunden eintauchen würde. 



Auch das zweite Stück, Diese kalte Nacht, stammt aus dem aktuellen Album, welches auch der Tour ihren Namen gibt. Danach tauchten die sechs Musiker auf der Bühne in ihr vielfältiges Repertoire ein, in welchem Lieder in den verschiedensten Sprachen zum Vortrag gebracht wurden. Ob deutsch, englisch, spanisch oder gar rumänisch. Ob Lieder über die Liebe, über Wikinger, über Trolle oder auch instrumentale Husarenritte. Das Programm von Faun ist sehr abwechslungsreich und geht weit über pure Mittelalter oder Pagan Musik hinaus. Faun zitieren in ihrer Musik (vor allem) europäische Kulturen und werden all dem ohne Zweifel gerecht.

Der wunderschöne Gesang ist ein weiterer Baustein in der Erlebniswelt der Faune. Katja Moslehner, Fiona Rüggeberg und Oliver Sa Tyr, im Backingvocals Bereich noch von Stephan Groth unterstützt, verzaubern mit ihren Stimmen. Mich als Mann sprechen natürlich in erster Linie die engelsgleichen Gesänge der beiden Frauen an. Katja Moslehner, die ansonsten das ein oder andere Percussion Instrument spielt, unterstreicht mit ihren fließenden Bewegungen ihre Sangeskunst und Fiona Rüggeberg glänzt als Multi Instrumentalistin, die dennoch auch sehr viel Gesang abliefert. Sie spielt Instrumente, deren Namen die meisten Menschen wohl nach zwei Minuten schon wieder vergessen haben. Beispiele gefällig? Dombra, Rebab, Pommer oder Chalumeaux. Aber auch so Gängige wie Flöten oder Dudelsack.



Auch der Witz kommt bei Faun nicht zu kurz. So durfte Drehleier Spieler Stephan eine viel umjubelte Jodel (!) Einlage geben und Oliver Sa Tyr bekam einen Camembert auf seine Setlist gelegt, obwohl er so überhaupt kein Freund dieses französisches Weichkäses ist. Das zieht sich mittlerweile als running gag durch die Konzerte der Münchner Band.

Nach knapp anderthalb Stunden ging das reguläre Set zu Ende, doch Faun gönnten ihren Fans noch drei Zugaben und am Ende kamen so fast zwei Stunden mit hochmusikalischer Komplexität zusammen. Ein Konzert, welches schon heute zu meinen persönlichen Musik Highlights des Jahres zählt. Egal, was da noch kommt...      

Mittwoch, 5. Februar 2014

Review. Die neue CD von Axel Rudi Pell

Hier wieder einmal eine Plattenbesprechung meinerseits für die Seite metalfields.net meines Freundes Kerbinator Bavaria.

AXEL RUDI PELL    INTO THE STORM

Ja, ich gebe es von vornherein unumwunden zu. Ich bin Axel Rudi Pell Fan. Einer von der amtlichen Sorte. Und jemanden wie mich das neue ARP Album besprechen zu lassen, grenzt daher schon fast an Voreingenommenheit. Doch ich kann den geneigten Leser dieser Review beruhigen. Jeder, der dieses neue Werk des Bochumer Saitenhexers hört, wird zugeben müssen, daß hier eines der stärksten Alben von Axel Rudi Pell vorliegt. Und das aus guten Gründen, die ich im Verlauf der Rezension belegen werde.

Zunächst wird der Hörer, wie meist bei ARP, mit einem instrumentalen Intro in das Opus eingeführt. Diesmal sind die Keyboards von Ferdy Doernberg tonangebend, bevor die gesamte Band in "Tower Of Lies" gewohnt riffig den Reigen bunter Melodien anschiebt. Auch mit "Long Way To Go" kann sich der geneigte ARP Fan sofort identifizieren, bleibt die Band sich mit diesen Stücken doch treu. Doch spätestens mit "Burning Chains" wird jeden klar, daß die personelle Veränderung, die der Meister im Sommer 2013 vornehmen mußte, sich auch im Sound der Gruppe niedergeschlagen hat. Pell tauschte den Drummer der Band aus, holte den früheren Rainbow Schlagzeuger Bobby Rondinelli in die Band, der fortan Mike Terrana ersetzt, welcher durch seine vielschichtigen Engagements mit anderen Formationen weder für die Studioaufnahmen, noch für die zweigeteilte Tour 2014 zur Verfügung gestanden hätte.
Rondinelli gibt durch sein Schlagzeug Spiel der Band weitaus mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten. Er baut eine Rhythmus Gerüst auf, welches sich deutlich von Terrana's immer-nach-vorne-Takt abhebt. Dadurch kommt auch die Bass Arbeit seines Rhythmus Kollegen Volker Krawczak mehr zur Geltung. Besonders deutlich wird dies in der ersten Ballade von ITS, "When Truth Hurts". Geleitet von Johnny Gioeli's kraftvollem Organ segelt die Mannschaft um Käpt'n Pell auch durch die ruhigeren Gewässer, ohne ins Seichte abzudriften. Schon jetzt ein Kandidat für die fünfte "The Ballads" Kompilation des Axel Rudi Pell, die sicherlich in einigen Jahren anstehen wird.

Mit "Changing Times" steht als nächstes wieder eine Up Tempo Nummer an, wie sie der Band bestens zu Gesicht steht. Und auch hier erkennt der aufmerksame Hörer den Unterschied in Bobby Rondinelli's Drumming im Gegensatz zu seinem Vorgänger. 



"Touching Heaven" startet mit einem balladesken Intro, etabliert sich letztlich aber im Mid Tempo Bereich und lebt vor allem von seinem eingängigen Refrain (prima beim Mitsingen im Konzert) und Ferdy's unaufdringlichem, aber stets presäntem Keyboard Spiel. Daß in dieser über sieben minütigen Nummer auch der Maestro mit seiner Gitarren Arbeit nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst.

Nachdem mit "High Above" einer der wenigen Songs mit weniger als fünf Minuten Spielzeit abgehandelt ist, wagt sich Axel Rudi Pell in "Hey Hey, My My" an eine Fremdkomposition. Niemand geringerer als der kanadische Singer / Songwriter Neil Young wird hier gecovert. Und wieder versteht es der Fünfer, einem Song aus fremder Feder soviel eigenes Leben einzuhauchen, daß sich dem Musikkenner unweigerlich die Frage stellt, ob hier das Cover besser ist als das Original. Erwähnenswert dabei auch das gefühlvolle Geigen Spiel von Leonor Bloch, die auch in drei weiteren Stücken zum Einsatz kommt.

Mit dem 10 Minuten Opus "Into The Storm" findet das reguläre Album schließlich seinen Abschluß. Indisch - orientalische Klänge mischen sich dem mythisch angelegten Intro unter, bevor Johnny Gioeli mit seinem Gesang und Axel Rudi Pell mit seiner Gitarre das Geisterschiff auf Kurs durch die stürmische See bringen. Auch hier begeistert mich der neue Trommler Bobby Rondinelli mit seinem auf den Punkt gebrachten Drumming. 

Der Limited Edition hängen nun noch zwei Bonus Tracks an. Zum einen ein Instrumental mit teilweise für Pell Verhältnisse überraschenden Licks und zum anderen ein weiteres Cover. "Way To Mandalay" stammt von niemand Anderem als Pell's großem Idol Ritchie Blackmore, welches jener gemeinsam mit seiner Muse und Frau Candice Night für Blackmore's Night schrieb. Mitunter erreicht ARP sogar dieses Mittelalter / Renaissance Flair, welches für Blackmore's Night so charakteristisch ist. Ein gelungenes Remake in meinen Ohren.
Into The Storm erhält von mir die volle Punktzahl, weil es durchaus Neues zu entdecken gibt und an der Produktion (neben Axel Rudi saß der bewährte Charlie Bauerfeind an den Reglern) gibt es wie gehabt eh nichts zu mäkeln. Und diese Bewertung hat nun nichts damit zu tun, daß ich seit Jahren ARP Fan durch und durch bin. Auch ein weniger voreingenommener Rezensent würde hier eine hohe Punktzahl vergeben, was in einschlägigen Magazinen und Websites ja auch bereits geschehen ist.

Tracklisting:
01 The Inquisitorial Procedure
02 Tower Of Lies
03 Long Way To Go
04 Burning Chains
05 When Truth Hurts
06 Changing Times
07 Touching Heaven
08 High Above
09 Hey Hey, My My
10 Into The Storm
Bonus Tracks:
11 White Cats (Opus #6 Scivolare)

12 Way To Mandalay

Bewertung: 10 / 10     Total Running Time: 70:04

Review bei MC Lucius