Sonntag, 9. März 2014

Ein Rausch aus Klang und Farben

Seit etwa sechs Jahren höre ich immer wieder gerne die Musik von Faun. Das ist eine Band aus München, die in erster Linie Mittelalter Musik spielt, aber auch über den Tellerrand blickt und sich Folk- und Weltmusik unterschiedlichster Herkunft annimmt. Nun habe ich es erstmalig zu einem Konzert der Faune geschafft und von diesem unvergesslichen Abend will mein Blog hier nun berichten.

Dieser Auftritt im Rahmen des zweiten Teils ihrer Von den Elben Tour führte Faun und damit auch mich in den Colos Saal nach Aschaffenburg. Normalerweise weist Claus Berninger, Chef des besten Live Music Clubs in Deutschland 2013 auf facebook oder im Newsletter darauf hin, wenn ein Gig kurz vor dem Ausverkauf steht. Darum hatte ich nicht damit gerechnet, daß sich eine Schlange quer über den Roßmarkt gebildet hatte, bis ich etwa um 19:45 Uhr dort eintraf. Aber kein Problem, ich hatte mein Ticket bereits im Dezember reserviert, so daß ich lediglich die Reservierungsmail auf meinem Smartphone vorzeigen und den Eintrittspreis entrichten musste.

Zusammen mit Regina, einer jungen Frau mit vorzüglichem Musikgeschmack und zwei ihrer Bekannten, enterte ich den Colos Saal, der sich an diesem Abend schnell füllen sollte. Wir entschieden uns für einen Platz in der hinteren Hälfte und schon bald wurde es 21 Uhr und Oliver sa Tyr, Mastermind von Faun, kündigte die Vorgruppe an. Ist das schon an sich ungewöhnlich, war der Support Act dann noch ungewöhnlicher. 



Die Niederländerin Jyoti Verhoeff und ihre russische Partnerin Maya Fridman spielten in ihrem 35 minütigen Set ihre komplette EP durch. Dabei war alles sehr getragen, melancholisch. Man schließe die Augen, lausche der Musik und man sieht ein weites, nebliges Feld im November vor seinem geistigen Auge. Ab und zu hört man eine Krähe im Geäst eines Baumes und irgendwo weit hinten rauscht das Wasser durch ein Flußbett. Jyoti am Piano und Maya mit dem Cello lieferten den Soundtrack dazu. Nur in einem kurzen Instrumental und bei einem durch Faun Schlagwerker Rüdiger Maul verstärktem Song brachen sich die Emotionen auch mal Bahn, will sagen: wurde der Rhythmus etwas flotter. Musik zum zuhören, für einen Anheizer aber einfach zu langatmig.

Nach einer lediglich zehnmiütigen Pause begann um 21:49 Uhr das Set von Faun. Ein kurzes Intro leitete den Opener Mit dem Wind ein, mit dem gleich eine famose Stimmung im mit sicherlich gut 500 Fans besuchten Colos Saal herrschte. Im Eingangsbereich wurde darauf hingewiesen, daß man bitte ohne Blitz fotografieren solle, weil Faun mit einer Lightshow mit vielen Effekten arbeiten. Und das Licht wurde tatsächlich so speziell eingesetzt, daß durch die Verbindung mit der perfekt inszenierten Musik eine Parallel Universum entstand, in welches man für die nächsten knapp zwei Stunden eintauchen würde. 



Auch das zweite Stück, Diese kalte Nacht, stammt aus dem aktuellen Album, welches auch der Tour ihren Namen gibt. Danach tauchten die sechs Musiker auf der Bühne in ihr vielfältiges Repertoire ein, in welchem Lieder in den verschiedensten Sprachen zum Vortrag gebracht wurden. Ob deutsch, englisch, spanisch oder gar rumänisch. Ob Lieder über die Liebe, über Wikinger, über Trolle oder auch instrumentale Husarenritte. Das Programm von Faun ist sehr abwechslungsreich und geht weit über pure Mittelalter oder Pagan Musik hinaus. Faun zitieren in ihrer Musik (vor allem) europäische Kulturen und werden all dem ohne Zweifel gerecht.

Der wunderschöne Gesang ist ein weiterer Baustein in der Erlebniswelt der Faune. Katja Moslehner, Fiona Rüggeberg und Oliver Sa Tyr, im Backingvocals Bereich noch von Stephan Groth unterstützt, verzaubern mit ihren Stimmen. Mich als Mann sprechen natürlich in erster Linie die engelsgleichen Gesänge der beiden Frauen an. Katja Moslehner, die ansonsten das ein oder andere Percussion Instrument spielt, unterstreicht mit ihren fließenden Bewegungen ihre Sangeskunst und Fiona Rüggeberg glänzt als Multi Instrumentalistin, die dennoch auch sehr viel Gesang abliefert. Sie spielt Instrumente, deren Namen die meisten Menschen wohl nach zwei Minuten schon wieder vergessen haben. Beispiele gefällig? Dombra, Rebab, Pommer oder Chalumeaux. Aber auch so Gängige wie Flöten oder Dudelsack.



Auch der Witz kommt bei Faun nicht zu kurz. So durfte Drehleier Spieler Stephan eine viel umjubelte Jodel (!) Einlage geben und Oliver Sa Tyr bekam einen Camembert auf seine Setlist gelegt, obwohl er so überhaupt kein Freund dieses französisches Weichkäses ist. Das zieht sich mittlerweile als running gag durch die Konzerte der Münchner Band.

Nach knapp anderthalb Stunden ging das reguläre Set zu Ende, doch Faun gönnten ihren Fans noch drei Zugaben und am Ende kamen so fast zwei Stunden mit hochmusikalischer Komplexität zusammen. Ein Konzert, welches schon heute zu meinen persönlichen Musik Highlights des Jahres zählt. Egal, was da noch kommt...