Sonntag, 20. Juli 2014

1 Wochenende, 2 Open Airs, 3 (plus x) Biere

Heiße Temperaturen oberhalb der 30 Grad Marke und die Aussicht auf gleich zwei Open Air Festivals versprachen für mich ein ereignisreiches Wochenende. Und so kam es schließlich auch.

Anfangs der Woche hatte ich auf Facebook die Seite des Odenwälder Apfelwein Herstellers Bembel with Care mit "gefällt mir" markiert. Auf der BwC Seite las ich dann, daß ihre Getränke bei einem "Traffic Jam Open Air" genannten Festival zum Ausschank kommen. Dieses Open Air findet in Dieburg statt, einem hessischen Städtchen so um die 70 Kilometer von meinem heimischen Wiesthal entfernt.

Für schmales Geld (das Tagesticket für den Freitag kostete gerade mal 18.- Euro) konnte man bereits ab kurz nach 13: 00 Uhr Live Musik in sich aufsagen. So früh war ich noch nicht da. Ich traf etwa um 17:45 Uhr auf dem Festivalgelände, einem 25.000 Quadratmeter großen Verkehrsübungsplatz in einem Gewerbegebiet, ein. Das Auto konnte ich nicht direkt dort abstellen, letztlich hatte ich einen Fußweg von etwa einem Kilometer hinter mich zu bringen. Aber immer in der Menge mitlaufend, stand ich schließlich vor dem Eintritt und nach wenigen Minuten des Wartens bekam ich mein Bändchen und konnte die Location entern.

Viel Grün, dazwischen asphaltierte Abschnitte. Jede Menge Buden und Stände mit Fressalien und für Getränke waren in einem Halbkreis am hinteren Ende des Venues aufgebaut. Mittig zur Bühne stand ein Zelt, welches nach allen Seiten offen war und Schatten spendete. Ebenso wie einige große Bäume am rechten Rand des Geländes. 



Bei meinem Eintreffen spielten die Darmstädter Hardcore Metaller Unleash the Sky gerade ihren Soundcheck, was bedeutete, daß ich die Folk Rocker The Pokes verpasst hatte, die ich mir doch gerne angesehen hätte. Doch auf der Running Order stand für den weiteren Verlauf ja noch eine weitere Folk Rock Band. Und was für eine. Doch dazu später mehr.  

Unleash the Sky hatten als local heroes zwar Heimvorteil, konnten diesen meines Erachtens nach jedoch nicht voll nutzen. Vielleicht lag es auch an der enormen Hitze (immerhin um die 33 Grad), daß sich nur eine gute Hundertschaft Fans vor der Bühne eingefunden hatte. Unleash the Sky zogen dessen ungeachtet ihr Ding durch.

Ich hatte mittlerweile im Zelt Platz genommen, mit einem guten Blick zur Bühne. Irgendwann sprach mich ein Typ auf mein Johnny Cash Tattoo an und schon war man mitten im Gespräch. Auf der Bühne ging es nach einer etwa viertelstündigen Umbaupause mit Maroon weiter. Auf dem Traffic Jam spielten die Jungs nach 16 Jahren eine ihrer letzten Shows, denn die Band löst sich noch dieses Jahr auf. Sie sollten mir von den drei Metalcore Bands, die hier nacheinander auftraten, schließlich am besten gefallen. 

Nach einer weiteren kurzen Umbaupause betraten Evergreen Terrace aus Florida die Bühne. Sie rockten das mittlerweile doch deutlich zahlreicher vor der Bühne erschienene Publikum mit ihrem Melodic Metalcore, der seinen Reiz aus dem Wechsel des Clean Gesangs des Gitarristen und den Scream Vocals des Frontshouters bezieht.



Um kurz nach neun Uhr abends war es schließlich Zeit für Speed Folk. In Deutschland gibt es eine ganze Reihe hervorragender Bands dieses Genres. Fiddler's Green aus Erlangen gehören ganz gewiss zur Speerspitze. Und die sechs Musiker waren auch sofort auf Betriebstemperatur. Mittlerweile setzte die Sonne zu ihrem Untergang an, was angenehmere Temperaturen mit sich brachte. Ich schätze mal, daß jetzt etwa 3.000 bis 3.500 Fans da waren und diese wurden von der Band auf der Bühne mit einer tollen Setlist belohnt. Über Stücke wie "A Bottle A Day", "Jump" oder "We Don't Care" kam man schließlich zu "Rocky Road To Dublin", wo sie ihre berühmte "Wall of Folk" initiierten. Zur Erklärung: Im Metal Bereich gibt es die sogenannte "Wall of Death", bei der das Publikum vor der Bühne in zwei Blöcke geteilt wird, welche dann mit Karacho aufeinander zulaufen. Da Fiddler's Green jedoch keine Metal Band sind und akustische Instrumente verwenden, ist es ihnen laut Metal Statuten verboten, diese Aktion Wall of Death zu nennen. Darum heißt es bei ihnen Wall of Folk. Das Ganze ist natürlich keineswegs bierernst zu nehmen... ;)

Mit "The Night Pat Murphy Died" und "Folk's Not Dead" setzten sie ihrem Gig die Krone auf. Diese Stücke sind einfach unverwüstlich und beenden einen Fiddler's Green Auftritt würdig.

Danach machte ich mich auf den Heimweg, auch wenn in Dieburg mit Stick to your Guns und vor allem Sick of it all noch zwei ganz heiße Acts auf der Running Order standen. Doch für mich stand ja am nächsten Tag noch ein Open Air an. Deutlich kleiner zwar, dafür aber im heimischen Wiesthal.

Bereits zum zwanzigsten Male hieß es Rock over Wiesthal. Der eigens zur Durchführung dieses Events gegründete Open Air Club hatte für dieses Jahr drei Bands engagiert, die wie alle Künstler in den vergangenen Jahren nur für freie Verpflegung spielten. Eintritt wurde beim RoW noch nie genommen und das wird auch in Zukunft so sein. Das wissen die Bands und spielen ohne Gage. Dafür spendet der OAC einen Teil der Einnahmen für einen guten Zweck.

Den Auftakt machten Coromill, eine Thrash Metal Band aus Heinrichsthal. Bis auf ganz wenige Ausnahmen spielen die fünf fast nur eigenes Material. Dabei orientieren sie sich hauptsächlich an Genre Größen wie Metallica, Sodom oder Sepultura. Massenkompatibel ist diese Musik nicht, aber einige Zuschauer mehr hätten die Jungs aus dem Spessart auf jeden Fall verdient.



Nach einer Umbaupause waren Rock Class! dran. Die vier Musiker aus Marktheidenfeld und Umgebung haben sich dem lupenreinen Blues Rock verschrieben. Handwerklich auf höchstem Niveau agierend verlieren sie sich auch schon mal in überlangen Improvisationen, was den Bluesern im Publikum das ein oder andere Zungenschnalzen entlockt. Doch wie bei Coromill gilt auch hier, daß die breite Masse anfangs sicher interessiert zuhört, sich irgendwann aber abwendet. Mit der Qualität der Musik hat das nichts zu tun. Doch der durchschnittliche Musik Konsument legt die Meßlatte nicht all zu hoch. Easy listening ist angesagt. Ist ja auch entschieden einfacher.

Als letzte Band an diesem Abend kamen Sonic Boom! zum Zuge. Sie sind im Vergleich zu den beiden Gruppen zuvor eine reine Cover Band, haben sich hauptsächlich dem Classic Rock der 60er und 70er Jahre verschrieben. Und siehe da: Zu später Stunde finden sich doch noch zahlreiche Fans vor der Bühne ein. Klar, die Nummern kennt man, kann man mitsingen. Beatles, Stones, CCR, The Who, Eric Clapton, Thin Lizzy usw. Bei Johnny Cash's "Ring of Fire" steigt sogar ein mir wohlbekannter Musikfreak zu den Jungs auf die Bühne, um die Leadvocals zu übernehmen. Das klappte nach anfänglichen Schwierigkeiten dann auch ganz ordentlich.

Sonic Boom! spielten bis ca. dreiviertel drei (für Nicht Bayern: viertel vor drei) und hinterließen, ebenso wie Coromill und Rock Class! einen prima Eindruck. Nun versammelten sich noch einige Hobbymusiker zum jammen, wobei sie wohl vor allem Onkelz Nummern zockten. Da ich allerdings noch nie ein Freund jener Band war, machte ich mich auf den Heimweg, einen etwa 20minütigen Fußmarsch von einem Berg des Dorfes hinunter und einen anderen hinauf. Meine Leute, family and friends, waren schließlich auch schon gegangen.



Fazit: Zwei Open Air Festivals unterschiedlicher Größe, die aber beide ihren Reiz haben und mir an diesem Wochenende viele Stunden amtlicher Mucke bescherten. Was will man mehr?