Mittwoch, 7. September 2016

Promis, Bier, Musik - Wilsberg's Promikellnern am Aasee

Seit 1995 flimmert die Serie "Wilsberg" beim ZDF über die Bildschirme. Darin geht es um einen klammen Antiquar in Münster, der sich auch als Privatdetektiv verdingen muss, um die zumeist leere Kasse aufzubessern. Die Serie hat längst Kultstatus erreicht und selbst die Wiederholungen bei ZDFneo zu später Stunde gegen 22 Uhr erreichen schon mal mehr als zwei Millionen Zuschauer. Klar, dass auch die Hauptdarsteller der Serie zu den beliebtesten Schauspielern in Deutschland zählen. Leonard Lansink, Oliver Korittke, Ina Paule Klink, Rita Russek und Roland Jankowsky sind in ihren Rollen als Georg Wilsberg, Ekki Talkötter, Alex Holtkamp, Kommissarin Anna Springer und Kommissar Overbeck aus der hiesigen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken.




Seit 2003 gibt es in Münster, wo die Serie spielt, die Benefizveranstaltung "Wilsberg's Promikellnern". Wie der Name schon sagt, betätigen sich bei diesem Freiluft Event Prominente als Kellner. Zu allererst sind dabei natürlich die Darsteller der Serie zu nennen, aber auch der Wilsberg Erfinder, Schriftsteller Jürgen Kehrer, Regisseure und Produzenten der Folgen und lokale Münsteraner Prominenz beteiligen sich, um ordentlich Geld in die Kasse der Krebsberatung Münster zu spülen.   




Zu 14. Male ging diese Veranstaltung am 4. September an den Aaseeterrassen in Münster über die Bühne. Der Aasee ist ein künstlich angelegter See am Rande der Münsteraner Innenstadt, der aufgrund seiner günstigen Lage als Naherholungsgebiet den Städtern ein maritimes Flair nur wenige Minuten von der Hektik der Stadt bietet.

Auch meine Frau Kirsten und ich wollten dieses "Promikellnern" mal erleben und so machten wir uns am Morgen des 4. September aus dem Spessart auf in das rund 350 Kilometer entfernte Münster. Die Fahrt am Sonntag Morgen verlief ruhig und entspannt, lediglich die zahlreichen Baustellen auf der A 45 können mit der Zeit schon mal nerven. Am Westhofener Kreuz ging es auf die A 1 und gegen 11:40 Uhr hatten wir Münster erreicht.

Das im Vorfeld gebuchte Hotel befand sich am Stadtrand von Münster im Ortsteil Gievenbeck. Nach dem Einchecken gönnten wir uns ein wohlschmeckendes Mittagessen im Hotel, bevor wir mit dem Stadtbus zum Aasee fuhren. Dort trafen wir gegen 14 Uhr ein, eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung.




Die Aaseeterrassen sind ein am Nordufer des Sees gelegener Platz mit einer kleinen Marina, gastronomischen Betrieben und - wie es der Name schon sagt - terrassenförmig angelegten Stufen und Podesten. Dort waren bereits verschiedene Wagen und Stände aufgebaut, die sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmern sollten.

Um kurz nach 15 Uhr wurde der Event offiziell eröffnet. "Wilsberg" Darsteller Leonard Lansink und Münsters OB Lewe besorgten gemeinsam den Fassanstich, beobachtet von. u.a. den Filmfiguren "Overbeck" (Roland Jankowsky) und "Grabowski" (Vittorio Alfieri) und  der Bierkönigin Natalie I. 




Moderator Adam Riese bat hernach Leo Lansink für ein erstes Interview auf die Bühne, bevor jener sich am Fässchen den ersten Fotos mit den angereisten Fans stellte. Overbeck und Grabowski stürzten sich gleich ins Getümmel, wie dem weiteren Verlauf des Tages zu entnehmen war, sorgt "Ovi" Jahr für Jahr für den größten Umsatz. Dem sportlichen Roland Jankowsky, Hobbyläufer, kommt seine ausgezeichnete Kondition zugute, denn er fährt während des Promikellnerns gleich die Doppelschicht von sechs Stunden, während die meisten anderen Promis nur jeweils drei Stunden bedienen. 




Unter der Prominenz befinden sich lokale Politiker, Kabarettisten, Künstler und auch Sportler wie die Fußballer des SC Preußen oder die Volleyballdamen des USC. Es handelt sich bei den Kellnern und Kellnerinnen also um Laien des Fachs, die ihre Sache aber souverän bewerkstelligen.

Zwischen den musikalischen Vorträgen, die hauptsächlich von Jazz und Blues bestimmt sind, werden immer wieder Promis auf die Bühne geholt, die etwas über sich und natürlich auch ihr soziales Engagement erzählen. Im Rahmen dieser Interviews holte Adam Riese auch eine junge Sängerin in das Rampenlicht, die er als Van de Forst vorstellte. Da wurde ich gleich hellhörig, denn auf der Fahrt nach Münster hatte ich bei WDR 4 den Song "The Radio" von eben jener Künstlerin gehört, über die es im Radio hieß, sie sei eine Country Pop Sängerin, eben aus dem Münsterland. Da mir das Lied so gut gefallen hatte, sprach ich die junge Dame danach an. Sie erwies sich als äußerst nett und sympathisch, so erfuhr ich das ein oder andere über sie und ihre Musik. Sie hatte als Bedienung auch den Slot "zweite Schicht", kellnerte also von sechs bis neun.    




Unter den sicherlich gut zweitausend Zuschauern waren natürlich auch welche, die, wie meine Frau und ich, der Gruppe "Wilsberg Fans" bei Facebook angehören. Ziel war es natürlich auch, den ein oder anderen aus jener Gruppe persönlich zu treffen. Kirsten und Ich verbrachten schließlich einige Zeit mit Stephan, einem der Admins der Gruppe, und Petra, die extra für die Veranstaltung aus dem wunderschönen Wien angereist war. Mit Hubertus lernten wir auch den Gründer der Facebook'schen Wilsberg Fans kennen. Außerdem mit Elisabeth eine der aktivsten Userinnen der Gruppe.

Das Fachsimpeln unter Gleichgesinnten bringt natürlich viel Spaß und so wurde viel gelacht an unserem Tisch. Auch zwischenzeitliche Regenschauer brachten die Menschen nicht aus der Ruhe, bis schließlich am frühen Abend ein doch starker Regen, begleitet von heftigen Windstößen, dafür sorgte, dass fast alle Besucher sich nun einen Unterstand suchten.   




Als der Regen vorüber war, begann das Personal, angeführt vom immer noch vorbildlich fleißigen Overbeck, die Bänke und Tische abzutrocknen. Schließlich war das Live Programm noch nicht beendet und für den Abend war mit der Preview eines neuen "Wilsberg" Krimis ja auch noch ein weiteres Highlight angesagt. Dazu wurde die Seebühne geräumt und mit Beamer und Leinwand bestückt.

Petra, Kirsten, Stephan und ich hatten uns einen Tisch besorgt und schauten schließlich gemeinsam "In Treu und Glauben". Dieser Film wird im ZDF am 17. Dezember zu sehen sein. "Alex" und "Grabowski" schauten sich die Folge nur wenige Meter von uns entfernt an und auch "Overbeck" saß nicht weit weg. Sie alle sahen den Film an diesem Abend auch zum ersten Mal in voller Länge.  




Um kurz vor 23 Uhr war der Film, und somit die Veranstaltung, zu Ende. Bei überwiegend sonnigem und trockenem Wetter gab es aber auch den ein oder anderen Tusch von oben, und so waren die Menschen nun doch ausgekühlt und froh, sich nun in warme vier Wände zurück ziehen zu können. Kirsten und Ich gingen zu Fuss zum Hauptbahnhof, wo wir einen Nachtbus bestiegen, der uns fast bis vor die Haustüre des Hotels brachte. Rein in Trockene, bequeme Klamotten an und noch ein Absacker Bierchen - der Tag war lang, aber ereignisreich. Und somit von A bis Z gelungen.




Nach einem kräftigen westfälischen Frühstück und dem Auschecken fuhren wir in die Innenstadt. Schließlich wollten wir uns die Stadt noch ein wenig ansehen. Den Prinzipalmarkt, den Dom, die Lamberti Kirche und selbstverständlich das Antiquariat Solder, welches im Film Antiquariat Wilsberg heißt und somit quasi die Hauptzentrale des Privatdetektives bildet.   




Nach dem Stadtbummel verließen wir Münster, um über die B 54 ins benachbarte Holland zu fahren, wo wir uns noch ein wenig in Hengelo, einem Städtchen in der Nähe von Enschede, umsahen. Auf dem Rückweg tankten wir in Gronau, der Heimatstadt von Udo Lindenberg, wo der Liter Diesel 20, 23 Cent weniger kostet als in Holland, was zur Folge hatte, dass in dem Städtchen, nur etwa zwei Kilometer vom Oranje Land entfernt, von zehn Autos, die an der Tanke befüllt wurden, acht gelbe Kennzeichen hatten...

Über die A 31 ging es zur A 3, die von Baustellen ebenso übersät ist wie die A 45 und für uns rund um Köln (wo auch sonst?) einen veritablen Stau von 10 Kilometern bereit hielt. Aber wir hatten ja Zeit und nachdem wir noch ein paar Besorgungen gemacht hatten, waren wir gegen 20:45 Uhr wieder daheim. Reicher um die Erfahrung von "Wilsberg's Promikellnern".   

Fotos: Roland Ehrlich, Stephan Rautenberg, Hubertus Soll
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