Montag, 12. Dezember 2016

Metal zur Weihnacht - Christmas Bash in Geiselwind

Christmas Bash 2016 Eventzentrum Strohofer Geiselwind, 09. + 10. Dezember 2016

Nach der erfolgreichen Premiere vor einem Jahr mit Top Acts wie Edguy, HammerFall oder Accept, lud das Eventzentrum Strohofer nun zum zweiten Mal zum Christmas Bash auf den Autohof an der Autobahn A3 zwischen Frankfurt und Nürnberg. Und auch das Line Up dieser Ausgabe konnte sich sehen lassen, waren doch u.a. Blind Guardian, Saxon oder Iced Earth am Start. Doch der Reihe nach.
Am Freitagmöffneten sich um 16:30 Uhr die schweren Tore der Eventhalle, die Platz für mehr als fünftausend Feierwütige bietet. Ab 17:00 Uhr durften zunächst die beiden lokalen Bands Delirium und Dieversity den Fans einheizen, beide waren, wie auch die beiden Support Acts des Samstags, wenige Wochen vorher via Facebook Voting ermittelt worden.
Die erste professionelle Band waren Hämatom, die um kurz nach halb Sieben ihr Set begannen. Die Oberfranken begeisterten mit glasklarem Sound und einer auch visuell ansprechenden Show. Sie dürften an diesem Abend viele neue Freunde gewonnen haben - mich inklusive.



Danach wurden die Besucher des Events Teil der MTV Headbanger's Ball Tour 2016. Nach vielen Jahren hat man diese Veranstaltung, die auf der in den 1980er Jahren sehr populären Sendung "Headbanger's Ball" bei dem Musik TV Sender beruht, zu neuem Leben erweckt. Die Tour läuft seit Anfang Dezember, beinhaltet 17 Shows in acht europäischen Ländern und machte im Rahmen des Christmas Bash eben auch Station in Geiselwind.

Die erste Band des Packages waren die US - amerikanischen Metalcore Urgesteine Unearth, die sich mächtig ins Zeug legten und den schätzungsweise 3.000 Metalheads ihre ultra - harten Sounds um die Ohren klatschten.  

Als nächste Band waren die Franko - Kanadier Kataklysm an der Reihe. Wie bei ihnen üblich dreschten sie ihren Death Meal mit aggresiven Drums den Headbangern ins Gesicht. Da blieb wahrlich kein Auge trocken. Meine Kehle, und die meiner drei Begleiter übrigens auch nicht, labten wir uns doch auf dem angrenzenden Metal Weihnachtsmarkt am heißen Met.

Pünktlich zu Ensiferum waren wir aber wieder mittendrin im Geschehen. Die Finnen verstehen es, ein ohnehin schon enthusiastisches Publikum bis zur Extase zu pushen. Ihr Folk- oder Pagan Metal reißt auch den letzten Muffel mit. Besonders geil fand ich es, dass sie auch "Two Of Spades" aus ihrer letzten Platte "One Man Army" auf der Setlist hatten, denn der Mittelteil des Songs mit seinem 70er Jahre Disco Sound hat einfach was.



Als Headliner der MTV Headbanger's Ball Tour hatte man Iced Earth eingekauft. Die Amerikaner um Jon Schaffer überzeugten musikalisch auf voller Länge, nicht nur auf mich wirkten sie an diesem Abend aber lustlos. Das Ganze hatte etwas von zu viel Routine, die einem den Spaß am Job schon mal rauben kann. Auch in Sachen Interaktion hätte da mehr kommen können. Schade, hier haben Iced Earth eine Chance nicht genutzt.



Der Samstag begann mit der Öffnung des Weihnachtsmarktes um 13:30 Uhr, bevor es um 15:00 Uhr Doors Open für die Halle hieß. Auch diesen Tag eröffneten zwei gevotete Bands, Oversense und Noctura.

Danach war es an den Engländern Hell, die Menge anzuheizen. Ihr traditioneller Heavy Metal, gepaart mit epischen Momenten, war dazu auch bestens geeignet.

Als nächstes waren die schottischen Power Metaller Gloryhammer gefordert. Und sie machten ihre Sache perfekt. Und wer sich fragte, wieso man den Sänger einer schottischen Combo bei seinen Anmoderationen so gut verstehen konnte, dem sei gesagt, dass Gloryhammer über einen Schweizer Vokalisten verfügen. Auch den bereits zahlreich in der Halle vertretenen Blind Guardian Fans dürfte dieser Slot gefallen haben.



"The Devil Strikes Again" - der Titel ihrer neuen LP ist Programm für Rage. Peavey Wagner kehrt darauf mit seinen beiden neuen Mitstreitern zu den Zeiten von "Black In Mind" zurück, als die Musik der Ruhrpott Combo nur ein Ziel kannte: voll auf die Fresse. Auch auf der Bühne ging die Mucke des Trios nur nach vorne los. Das macht Spaß, das hat Klasse. Wer die Chance hat, Rage live zu sehen, sollte sie sich nicht entgehen lassen.   



Eine ihrer letzten Shows der Ravenhead / Book Of Ogan Phase spielten danach Orden Ogan. Die Sauerländer (Zitat Drummer Dirk: "Ich komme aus Soest, das ist lediglich das Tor zum Sauerland") bereiten derzeit ihr nächstes Album vor, für das Christmas Bash reisten sie aber gerne nach Franken an. Spielfreude pur und eine Setlist, die mit Höhepunkten ihres Katalogs gespickt war, sorgten dafür, dass das Publikum, an diesem Tag deutlich zahlreicher verteten als am Vortag, die Band bedingungslos abfeierte. Ein ganz starker Auftritt der vier Metal Mönche.



Mit J.B.O., der nächsten Band, ist es so eine Sache. Entweder man mag die Erlanger, oder man mag sie nicht. Klar, ihre Songs und die Ideen dahinter sind witzig, was mir persönlich aber auf den Zeiger geht, ist dieses ganze rosafarbene Gehabe. Das kann mal lustig sein, auf die Dauer nervt es aber - zumindest mich. Stimmung machten sie aber allemal.   

Die vorletzte Band des Bash 2016 sollte eine echt Legende sein. Eine Legende der New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM): Saxon. Alt, aber gut. Die Gruppe um Sänger Biff Byford kann sich auf einen Backkatalog verlassen, der zahlreiche Hits abgeworfen hat. Ob "Dallas, 1 pm", "Crusader" oder "Wheels Of Steel" - diese Nummern zünden auch noch rund 35 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung. Emotionales Highlight ihrer Show war aber sicher nicht nur mich ihr Tribut an den unvergessenen Lemmy (Byford: "Our good friend Lemmy, who passed away last year, while we were on tour with Motörhead"). "Ace Of Spades" wurde von den Metal Freaks in Geiselwind denn auch frenetisch abgefeiert.



Über jeden Zweifel erhaben sind natürlich auch Blind Guardian, Samstags Headliner und somit krönender Abschluß des Indoor Festivals. Sie spielten eine Special Show, mit der sie nun auch auf Tournee gehen. "Imaginations From The Other Side", ihr Konzeptalbum zur Artus Sage aus dem Jahre 1995, wird in Gänze aufgeführt. Sie hatten die Halle natürlich im Handstreich im Griff, schon den ganzen Tag über hatte man ja überall Fans der Krefelder gesehen, die ihre Idole natürlich begeistert feierten. Ein würdiger Abschluß für ein Festival, welches prima angenommen wurde und am ersten Dezember Wochenende 2017 in seine dritte Runde geht.   

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Die Antwort lautet: Tote Gänseblümchen

Was für ein Package besuchte am Abend des 7. Dezember den Colos Saal in Aschaffenburg. Eine aus alten Haudegen bestehende Hard Rock Band namens THE DEAD DAISIES und eine nordirische Rock Formation mit dem Namen THE ANSWER. Angekündigt als Co - Headliner Show tourten sie zunächst im Vereinigten Königreich, um im zweiten Teil der Tour auch den europäischen Kontinent zum beben zu bringen. Dabei wechseln sich die beiden Bands allabendlich ab, wenn es darum geht, wer als Erstes und wer als Zweites seine jeweils 75minütige Show abfeuert. In Aschaffenburg waren es nun THE ANSWER, die den Abend eröffneten.  

Um 20:11 Uhr erklang aus dem Off die irische Volksweise "The Irish Rover" in der Version von "The Pogues" und "The Dubliners", ein kleiner Fingerzeig auf die Herkunft der Formation, die das Live Programm einleiten sollte: THE ANSWER.

Drummer James Heatley und Bassist Michael Waters waren die ersten beiden Musiker auf der Bühne, sie stiegen gleich mit ihrer Rhythmus Arbeit ein, bevor Gitarrist und Geburtstagskind Paul Mahon und Sänger Cormac Neeson das Line Up komplettierten.




Ihre Musik lässt sich grob vielleicht als Contemporary Hard Rock einordnen, ich selbst fragte mich während ihres Sets immer wieder mal, ob das denn nun Modern Rock mit einem classic Touch sei, oder doch eher Classic Rock mit einem modern Touch. Obgleich das Outfit ihres Fronters eher an 70er Jahre Style erinnerte, ist die Musik immer wieder mal von Alternative Elementen durchzogen. Dabei wechseln sie gerne mal zwischen den Tempi hin und her, was ihre Songs manchmal in die Nähe von Künstlern wie den "Rival Sons", Rory Gallagher oder sogar den "Rolling Stones" rückt.

Mit dem Hinweis auf ihre Heimat Belfast kündigte Cormac Neeson etwa zur Hälfte des Sets eine Folk Nummer an. Mit Mahon an der Mandoline, Waters an der akustischen Gitarre und Heatley mit dem Tamburin boten sie "In This Land" dar, welches man in dieser Version als Bonus Track auf ihrem Ende Oktober erschienenem neuen Longplayer "Solas" findet, und welches sich stark von der elektrifizierten Version unterscheidet, die ebenfalls dort vertreten ist. Auch dieser Song dient als Querverweis auf die Heimat von THE ANSWER.




Sänger Neeson wagte zwischendurch auch mal einen Ausflug ins vollbesetzte Auditorium, was ihm und seiner Band sicher weitere Sympathie Punkte einbrachte. Um 21:26 Uhr waren sie mit ihrem Gig durch, zufriedene Gesichter reihum bedeuteten, dass sie einen guten Job gemacht hatten.

Nach einer knapp 25minütigen Umbaupause läuteten THE DEAD DAISIES mit etwas "Black Sabbath" Mucke um 21:50 Uhr ihren Set ein, in den sie mit "Long Way To Go", der ersten Single ihres aktuellen Longplayers "Make Some Noise" auch gleich mächtig einstiegen. Sofort war die Menge im Colos Saal da, um die "alten Herren" (alle fünf Musiker wurden in den 1950er bzw 60er Jahren geboren) lautstark abzufeiern. Exakt die Hälfte der 14 Song umfassenden Setlist ihres Gigs bestritten die "toten Gänseblümchen" mit Stücken aus der neuen Platte, drei weitere Tracks finden sich auf der 2015 veröffentlichten zweiten Scheibe "Revolucion".




THE DEAD DAISIES darf man getrost als "All - Star - Band" titulieren, hinterließen die Jungs ihre Spuren doch schon bei allerhand einschlägigen Top Acts: Sänger John Corabi war mal bei "Mötley Crüe", Gitarrist Doug Aldrich kennt man von "Dio" und "Whitesnake", Tieftöner Marco Mendoza war u.a. bei "Thin Lizzy"und "Whitesnake" aktiv, Drummer Brian Tichy trommelte schon für Billy Idol, Ozzy Osbourne, "Foreigner" oder - wie gehabt - "Whitesnake" und der australische Bandgründer David Lowy, neben Aldrich der zweite Sechssaiter der Formation, spielte zuvor bei "Mink" und "Red Phoenix".

Besonders erfreulich für mich war, dass sie mit "Fortunate Son" das "CCR" - Cover von "Make Some Noise" auch in ihrem Live Repertoire haben. In der ersten Hälfte des Sets hatte ich das Gefühl, dass sie ihre Songs ohne sich lange aufzuhalten ins Publikum abfeuerten. Doch mit zunehmender Dauer erzählte Corabi zwischen den Stücken immer mehr und entertainte das Publikum mit Witz und Charme. Seine Ankündigung, dass alle Deutschland Shows von ihrer Crew für eine spätere Live Veröffentlichung aufgezeichnet würden, schien die Fans noch mehr anzustacheln. Auch die Versionen der nun anstehenden Songs wurden immer länger, wobei sich vor allem Aldrich und Rampensau Mendoza immer wieder hervor taten. 




Ebenso darf das obligatorische Drum Solo von Brian Tichy als Highlight gelten, verbrauchte er dabei doch rund 15 bis 20 Drumsticks, die er sehenswert durch die Luft wirbeln ließ. Auch der Bassmann warf häufig Plektrons in die Menge. Und gegen Ende des Gigs ließ er seinen Bass sogar durch die Menge wandern. Auch ich hatte somit die Möglichkeit, den Viersaiter zu berühren und kurz mal zu zupfen. 

Irgendwie konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die DAISIES doch irgendwie mehr Headliner waren, als ihre nordirischen Freunde. Obwohl jene auch völlig überzeugt hatten, setzten die DEAD DAISIES doch nochmal einen drauf. Wie mag es wohl sein, wenn die Reihenfolge andersrum ist. Doch wie auch immer, als um 23:11 Uhr das Licht wieder anging, sah man überall lachende, zufriedene Menschen, die den Mittwoch Abend im Colos Saal zu einem gefühlten Samstag gemacht hatten.




Fazit: Mit diesen beiden großartigen Live Bands hatte man nichts verkehrt machen können. Die dürfen gerne wiederkommen...