Sonntag, 29. Dezember 2013

Sechs Richtige zu Weihnachten - Xmas Whisky Tasting im Dead End

Traditional Xmas Whiskytasting in der Dead End Bar - als ich davon auf Facebook las, stand für mich fest, daß ich mir dieses Vergnügen am 2. Weihnachtsfeiertag gönnen würde. Also wurde ich wenige Tage darauf im Royal Spirits - dem Whisky-u. Spirituosenfachgeschäft, welches ebenfalls von Michi und Katja, den Dead End Wirten, in Aschaffenburg betrieben wird, vorstellig, um mich dafür anzumelden.

Das Tasting war für Donnerstag Abend um 19:00 Uhr angesetzt und so fand ich mich rechtzeitig in Aschaffenburg's führender Whisky Bar ein. Michi bat die zehn weiteren Teilnehmer und mich in den Nebenraum, wo zwei Tische eingedeckt waren. Ich kannte niemanden von den anderen Whiskyliebhabern, was sich allerdings schon bald änderte.



Michi hat eine sehr lockere, legere Art sowohl als Wirt, als auch als Leiter eines Tastings. Schließlich sitzt man hier ja zusammen um gemeinsam Spaß und Freude am verkosten der edlen Destillate zu haben. Dabei kommen die begleitenden Informationen keineswegs zu kurz, denn in dieser relativ kleinen Runde darf und soll natürlich auch jeder Teilnehmer seine Empfindungen und Gedanken ebenso kundtun, wie der Master, der auf einem Barhocker zwischen den beiden Tischen saß und hinter sich die Whiskies dieses Abends aufgebaut hatte.

Der erste Whisky im Glas war ein Hibiki. Ich gebe zu, daß ich noch nie zuvor von einem Hibiki gehört hatte. Was aber daran lag, daß ich mich noch nie für japanischen Whisky interessiert hatte. Dies war also eine echte Premiere für mich. Hibiki ist ein zwölf Jahre alter Blend mit 43 % Alkoholgehalt, von dem Michi zu berichten wußte, daß die Japaner die Kunst des Whisky destillierens über viele Jahre in Schottland erlernt hätten. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen und so konnte der Hibiki auch mich überzeugen. Ein echter Schotte, made in Japan.   

Als nächstes wurde uns ein 21 Jahre alter Aultmore, abgefüllt von A.D. Rattray, kredenzt. Beim Nosing entfalteten sich vielerlei Aromen, die von frisch gehobelten Sägespänen bis zu leicht bitteren Schokoladennoten reichten und beim verkosten durchaus auch Anklänge von Lakritze und Gin enthielten. Die 49,4 % dieses Speyside Whisky waren ein erster Höhepunkt an diesem Abend.



Whisky Nummer drei war ein Glen Grant, 20y, Port wood finish von Cooper's Choice mit 48,3 % und somit ebenfalls ein Speyside Whisky. Man darf diesen Glen Grant nun keineswegs mit dem in hiesigen Kaufhäusern angebotenen Massenprodukt gleichstellen. Gleichwohl jener mit rund 15.- € eine gute Möglichkeit ist, in die Materie Whisky einzutauchen, offenbarte der hier verkostete 20jährige doch durch die Bank andere Perspektiven. Anfangs nach eher hellen Früchten wie Stachelbeere und saurem Apfel a la Granny Smith riechend, kehrt er sich beim Trinkgenuß doch zu einer leichten Süße um. Somit zeigt er sich vielseitig und überraschend anders vom ersten Nosing hin zum Abgang. Das mag den ein oder Anderen ein wenig verwundern, verleiht dem Whisky allerdings eine ganz eigene Note.

Nach der dritten Verkostung reichte uns Katja einen Snack in den Nebenraum. Blätterteig Törtchen mit Schinken und Käse gefüllt und überbacken waren eine leckere Bereicherung des gesamt kulinarischen Angebotes.

Der vierte Whisky dieses Abends war der erste Islay Malt des Tastings. Ein Bunnahabhain XMas Malt 22y Whisky Chamber mit 53,2 % der exakt am 24. Dezember 1990 destilliert wurde und von dem ganz genau 229 Flaschen abgefüllt wurden. Der in einem Sherry Fass gereifte Bunna präsentiert sich beim nosen mit dunklen Früchten und Pfefferaromen, zeigt sich aber auch ein wenig holzig. Beim verkosten offenbaren sich dunkle Früchte wie Pflaumen oder Sauerkirschen, aber auch Schokolade. Nun bin ich ja im allgemeinen kein Freund davon, dem Whisky Wasser hinzuzugeben. In diesem Fall ließ ich mich mal wieder darauf ein und muß sagen, daß die drei Tropfen (oder waren es vier?) den Nosingaromen gut taten, mir das Trinkerlebnis aber eher vergällten. Ich bleibe also dabei: Kein Wasser in meinem Single Malt.



Der vorletzte Whisky an diesem Abend war eine Abfüllung von Berry Brothers & Rudd aus dem Jahre 1994. Ein Springbank mit 55 %, der sich als typisch für diese Campbeltown Distillerie erwies. Michi brachte es mit dem Verb "ruppig" wohl genau auf den Punkt, doch auch andere Umschreibungen wie "Vollbremsung" oder "verbranntes Gummi" beschreiben den Charakter dieses Single Malts sehr zielsicher. Mild im Abgang entwickelt der Springbank einen würzigen Nachgeschmack. Neben dem zuvor verkosteten Bunnahabhain meiner Meinung nach der beste Whisky des Abends.

Zum Abschluß servierte uns Michi noch die XMas Edition des Big Peat mit 54,9 %. Ein Blend aus vier Islay Distillerien (Port Ellen, Ardbeg, Caol Ila, Bowmore), den ich Anfang März schon bei der Whisky Messe in Nürnberg probiert hatte (wenn auch nicht die 2013er Weihnachts Ausgabe) und der mich, trotz der großen Namen und seiner Herkunft, nicht vollständig überzeugen konnte. Weder in Nürnberg, noch jetzt im Dead End. Selbst Aromen wie Citrus oder geräucherter Schinken vermögen es nicht, daß ich mich zum Kauf einer Flasche Big Peat durchringen könnte. Aber Geschmäcker sind nun mal verschieden und das ist auch gut so.

Hiernach war der offizielle Teil des Xmas Tastings beendet. Klar hockten wir uns danach noch im Lokal zusammen und ließen den Abend auch noch mit einem guten, frisch gezapften Bier ausklingen. 

Und bevor ich es vergesse: Die Dead End Bar ist nicht nur irgendeine Whisky  Kneipe, sondern wurde kürzlich sogar zu Deutschland's bester Whisky Bar des Jahres 2013 gekürt. Hier ist der Whisky Freund also bestens aufgehoben.

Da ich an diesem Abend selbst keine Bilder gemacht habe, greife ich für diesen Blog auf Fotos von der Facebook Seite des Dead End zurück. Michi's und Katja's Einverständnis einfach mal vorausgesetzt.

Hier geht es zur Facebook Seite des Dead End
Hier findet der Whiskyfreund die offiz. Website des Dead End               

Sonntag, 8. Dezember 2013

Biathlon zum Genießen - ein Tag in Hochfilzen

Es ist ja im Allgemeinen bekannt, daß ich seit Jahren ein großer Biathlon Fan bin. In den letzten zehn Jahren war ich deshalb auch schon in Ruhpolding, Oberhof, Antholz und sogar auf Schalke. Am 7. Dezember konnte ich meinem Tour Plan nun einen weiteren Ort zufügen: Hochfilzen im Pillerseetal in Tirol, Österreich.

Um 2 Uhr 50 in der Früh ging es für meine Tochter Victoria, meinen Sohn Hendrik und mich los. Ab ins Auto und erstmal Richtung München gedüst. Kurz hinter der Landeshauptstadt, an der Raststätte Hofoldinger Forst legten wir um 6 Uhr 20 eine rund 20minütige Pause ein. Danach setzte sich Vicky ans Steuer und kutschierte uns über die Inntal Autobahn bis Kufstein und von dort noch ca. 50 Kilometer über Land bis nach Hochfilzen in den Kitzbüheler Alpen.



Dort trafen wir um ca. 8 Uhr 20 ein und fuhren direkt auf einen der zahlreichen Parkplätze, wo wir von Helfern der Freiwilligen Feuerwehr eingewiesen wurden. Kurz noch winterfest gemacht, stiefelten wir dann auch schon zum Biathlonstadion, welches in nur etwa zehn Fußminuten zu erreichen ist. Das hebt Hochfilzen schonmal von den anderen, oben genannten Weltcup Orten ab, wo die Stadien außerhalb der Ortschaften liegen und man normalerweise mit Shuttlebussen hingebracht wird. Wer als Tourist sein Hotel- oder Gästezimmer in Hochfilzen selbst hat, ist in längstens 25 Minuten dorthin gelaufen.

Wir waren also recht früh, rund drei Stunden vor dem ersten Wettbewerb, da. In Oberhof z.B. würde da schon der Bär steppen, Menschenmassen würden sich über die weit verzweigten Wege walzen, der Alkohol hätte längst das Kommando übernommen und die unzähligen Catering Stände und Merchandise Zelte wären von Trauben lustig - bunter  Biathlon Fans umlagert.



Switch - jetzt beleuchten wir die Szenerie in Hochfilzen. Zu dieser frühen Zeit sind noch nicht einmal alle Stände geöffnet, die Tribünen sind noch weitestgehend leer und die Zuschauerplätze entlang der Strecke und auf dem "Damm" sind ebenso nur von vereinzelten Fans belegt. Das Gelände ist schnell erkundet, da bei weitem nicht so riesig. Dennoch werden später mehr als 14.000 Zuschauer da sein. Doch die Österreicher sind irgendwie knuffig. Die bringt nichts aus der Ruhe. Warum auch? Am Ende wird es, wie man hier in der Alpenrepublik zu sagen pflegt, sich eh' ausgehen. 

Aus den Boxen läuft Musik. Aber erstmal nur 70er Jahre Mucke. Keine Apres Ski - Party- Ballermann Hits. Moderation ist auch nicht. In Oberhof oder Ruhpolding wären schon ein, zwei Heißmacher und ein DJ am Werk um die Leute anzutörnen. Und tatsächlich; eine Stunde vor dem ersten Bewerb sind tatsächlich zwei Moderatoren und ein DJ am Start. Und was sie zu bieten haben, gefällt mir. Sie wechseln ständig den Standort, was man via der beiden Videowalls verfolgen kann, interviewen Zuschauer, zeigen Filmchen, welche die Sportler beispielsweise im Hotel zeigen, machen kleine Gewinnspiele und und und. Das wirkt nicht aufgesetzt, kommt locker und sympathisch rüber und verbreitet so angenehme Kurzweil. Da fühlt man sich nicht gleich so erschlagen. Prima. Und den ein oder anderen Partyschlager gibt's dann schließlich doch.



Nun zu unserem Standort, von welchem wir aus die Rennen verfolgten. Wir hatten uns einen Platz auf dem Damm gesichert. Um es vorweg zu nehmen: ein idealer Platz mit Blick auf Start- und Zielgerade, die Tunnels, eine Abfahrt sowie den Weg aus der Strafrunde heraus auf eine Brücke. So hat man die Möglichkeit, die Biathleten pro Runde gleich viermal zu sehen. Okay, den Schießstand sieht man nicht, doch als langjähriger Besucher von Biathlon Events weiß ich, daß man live auch mehr auf die Videowall schaut, weil man die Schießeinlagen dort ganz einfach besser verfolgen kann, als wenn man die Shooting Range im Blick hat. Einige Tribünenplätze lassen den Blick dorthin zwar zu, aber die Übersicht hat man auf der Videowall tausendmal besser.

Natürlich unterstütze ich in erster Linie die Biathleten aus Deutschland, aber auch Sportler anderer Nationen genießen meinen Support. So feuere ich auch die Italiener, in der Mehrzahl ja Südtiroler, die Österreicher (besonders den Sumi mag ich) und auch die Norweger an. Ole Einar Björndalen ist schon lange einer meiner Lieblingssportler. 



Zwar reichte es in den beiden Staffeln, vormittags die Damen, am Nachmittag die Herren, nicht zu einem deutschen Sieg, aber unsere Damen wurden zumindest Zweite und vor allem die Leistungen der jungen Mädels Franzi Preuß und Laura Dahlmeier sowie der großen alten Dame des deutschen Biathlon, Andrea Henkel, ließen mich mit der Zunge schnalzen. Im Herrenteam begeisterte vor allem Arnd Peiffer, der sicher schoß und eine Top Zeit in die Loipe brannte. Okay, bei den Männern wurde es "nur" Rang sechs, dafür entschädigte der Sieg Norwegens mit dem König der Biathleten Ole Einar, der mit 39 Jahren wieder in einer Weltklasse Verfassung ist.

Um kurz vor 16 Uhr war das Rennen beendet. Wir besorgten einige Fanartikel und strömten dann mit der Heerschar der Zuschauer wieder dem Ort Hochfilzen entgegen. Die Wintersachen im Kofferraum verstaut, traten wir kurz vor halb fünf die Heimreise an. Kurz noch in einem mpreis, das ist eine in Österreich weit verbreitete Discountmarkt Kette, einige Besorgungen gemacht, ging es über Fieberbrunn, St. Johann in Tirol und viele kleine Orte auf einer kurvenreichen Strecke wieder nach Kufstein, wo wir wieder auf die in Österreich A12, in Deutschland A93 genannte Inntal Autobahn kamen, schließlich über A8, den Autobahnring A99 und die A9 bei Nürnberg wieder auf die A3 fuhren und um kurz vor 22 Uhr wieder zurück in Wiesthal waren. 19 Stunden unterwegs, davon rund elf im Auto, mehr als sieben Stunden im Biathlonstadion bei Eis, Schnee und Wind - ja, so ein Trip ist anstrengend. Aber auch sowas von geil. Hochfilzen hat uns alle drei vollends überzeugt. Und beim nächstenmal bleibe ich auch länger dort. Ist nämlich echt schön da. 

Ach ja: Nach dem zweiten Rennen hätte ich beinahe Martina Beck, ehemals Glagow, umgerannt. Wenn sie aber auch so zierlich ist...