Sonntag, 29. Dezember 2013

Sechs Richtige zu Weihnachten - Xmas Whisky Tasting im Dead End

Traditional Xmas Whiskytasting in der Dead End Bar - als ich davon auf Facebook las, stand für mich fest, daß ich mir dieses Vergnügen am 2. Weihnachtsfeiertag gönnen würde. Also wurde ich wenige Tage darauf im Royal Spirits - dem Whisky-u. Spirituosenfachgeschäft, welches ebenfalls von Michi und Katja, den Dead End Wirten, in Aschaffenburg betrieben wird, vorstellig, um mich dafür anzumelden.

Das Tasting war für Donnerstag Abend um 19:00 Uhr angesetzt und so fand ich mich rechtzeitig in Aschaffenburg's führender Whisky Bar ein. Michi bat die zehn weiteren Teilnehmer und mich in den Nebenraum, wo zwei Tische eingedeckt waren. Ich kannte niemanden von den anderen Whiskyliebhabern, was sich allerdings schon bald änderte.



Michi hat eine sehr lockere, legere Art sowohl als Wirt, als auch als Leiter eines Tastings. Schließlich sitzt man hier ja zusammen um gemeinsam Spaß und Freude am verkosten der edlen Destillate zu haben. Dabei kommen die begleitenden Informationen keineswegs zu kurz, denn in dieser relativ kleinen Runde darf und soll natürlich auch jeder Teilnehmer seine Empfindungen und Gedanken ebenso kundtun, wie der Master, der auf einem Barhocker zwischen den beiden Tischen saß und hinter sich die Whiskies dieses Abends aufgebaut hatte.

Der erste Whisky im Glas war ein Hibiki. Ich gebe zu, daß ich noch nie zuvor von einem Hibiki gehört hatte. Was aber daran lag, daß ich mich noch nie für japanischen Whisky interessiert hatte. Dies war also eine echte Premiere für mich. Hibiki ist ein zwölf Jahre alter Blend mit 43 % Alkoholgehalt, von dem Michi zu berichten wußte, daß die Japaner die Kunst des Whisky destillierens über viele Jahre in Schottland erlernt hätten. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen und so konnte der Hibiki auch mich überzeugen. Ein echter Schotte, made in Japan.   

Als nächstes wurde uns ein 21 Jahre alter Aultmore, abgefüllt von A.D. Rattray, kredenzt. Beim Nosing entfalteten sich vielerlei Aromen, die von frisch gehobelten Sägespänen bis zu leicht bitteren Schokoladennoten reichten und beim verkosten durchaus auch Anklänge von Lakritze und Gin enthielten. Die 49,4 % dieses Speyside Whisky waren ein erster Höhepunkt an diesem Abend.



Whisky Nummer drei war ein Glen Grant, 20y, Port wood finish von Cooper's Choice mit 48,3 % und somit ebenfalls ein Speyside Whisky. Man darf diesen Glen Grant nun keineswegs mit dem in hiesigen Kaufhäusern angebotenen Massenprodukt gleichstellen. Gleichwohl jener mit rund 15.- € eine gute Möglichkeit ist, in die Materie Whisky einzutauchen, offenbarte der hier verkostete 20jährige doch durch die Bank andere Perspektiven. Anfangs nach eher hellen Früchten wie Stachelbeere und saurem Apfel a la Granny Smith riechend, kehrt er sich beim Trinkgenuß doch zu einer leichten Süße um. Somit zeigt er sich vielseitig und überraschend anders vom ersten Nosing hin zum Abgang. Das mag den ein oder Anderen ein wenig verwundern, verleiht dem Whisky allerdings eine ganz eigene Note.

Nach der dritten Verkostung reichte uns Katja einen Snack in den Nebenraum. Blätterteig Törtchen mit Schinken und Käse gefüllt und überbacken waren eine leckere Bereicherung des gesamt kulinarischen Angebotes.

Der vierte Whisky dieses Abends war der erste Islay Malt des Tastings. Ein Bunnahabhain XMas Malt 22y Whisky Chamber mit 53,2 % der exakt am 24. Dezember 1990 destilliert wurde und von dem ganz genau 229 Flaschen abgefüllt wurden. Der in einem Sherry Fass gereifte Bunna präsentiert sich beim nosen mit dunklen Früchten und Pfefferaromen, zeigt sich aber auch ein wenig holzig. Beim verkosten offenbaren sich dunkle Früchte wie Pflaumen oder Sauerkirschen, aber auch Schokolade. Nun bin ich ja im allgemeinen kein Freund davon, dem Whisky Wasser hinzuzugeben. In diesem Fall ließ ich mich mal wieder darauf ein und muß sagen, daß die drei Tropfen (oder waren es vier?) den Nosingaromen gut taten, mir das Trinkerlebnis aber eher vergällten. Ich bleibe also dabei: Kein Wasser in meinem Single Malt.



Der vorletzte Whisky an diesem Abend war eine Abfüllung von Berry Brothers & Rudd aus dem Jahre 1994. Ein Springbank mit 55 %, der sich als typisch für diese Campbeltown Distillerie erwies. Michi brachte es mit dem Verb "ruppig" wohl genau auf den Punkt, doch auch andere Umschreibungen wie "Vollbremsung" oder "verbranntes Gummi" beschreiben den Charakter dieses Single Malts sehr zielsicher. Mild im Abgang entwickelt der Springbank einen würzigen Nachgeschmack. Neben dem zuvor verkosteten Bunnahabhain meiner Meinung nach der beste Whisky des Abends.

Zum Abschluß servierte uns Michi noch die XMas Edition des Big Peat mit 54,9 %. Ein Blend aus vier Islay Distillerien (Port Ellen, Ardbeg, Caol Ila, Bowmore), den ich Anfang März schon bei der Whisky Messe in Nürnberg probiert hatte (wenn auch nicht die 2013er Weihnachts Ausgabe) und der mich, trotz der großen Namen und seiner Herkunft, nicht vollständig überzeugen konnte. Weder in Nürnberg, noch jetzt im Dead End. Selbst Aromen wie Citrus oder geräucherter Schinken vermögen es nicht, daß ich mich zum Kauf einer Flasche Big Peat durchringen könnte. Aber Geschmäcker sind nun mal verschieden und das ist auch gut so.

Hiernach war der offizielle Teil des Xmas Tastings beendet. Klar hockten wir uns danach noch im Lokal zusammen und ließen den Abend auch noch mit einem guten, frisch gezapften Bier ausklingen. 

Und bevor ich es vergesse: Die Dead End Bar ist nicht nur irgendeine Whisky  Kneipe, sondern wurde kürzlich sogar zu Deutschland's bester Whisky Bar des Jahres 2013 gekürt. Hier ist der Whisky Freund also bestens aufgehoben.

Da ich an diesem Abend selbst keine Bilder gemacht habe, greife ich für diesen Blog auf Fotos von der Facebook Seite des Dead End zurück. Michi's und Katja's Einverständnis einfach mal vorausgesetzt.

Hier geht es zur Facebook Seite des Dead End
Hier findet der Whiskyfreund die offiz. Website des Dead End               

Sonntag, 8. Dezember 2013

Biathlon zum Genießen - ein Tag in Hochfilzen

Es ist ja im Allgemeinen bekannt, daß ich seit Jahren ein großer Biathlon Fan bin. In den letzten zehn Jahren war ich deshalb auch schon in Ruhpolding, Oberhof, Antholz und sogar auf Schalke. Am 7. Dezember konnte ich meinem Tour Plan nun einen weiteren Ort zufügen: Hochfilzen im Pillerseetal in Tirol, Österreich.

Um 2 Uhr 50 in der Früh ging es für meine Tochter Victoria, meinen Sohn Hendrik und mich los. Ab ins Auto und erstmal Richtung München gedüst. Kurz hinter der Landeshauptstadt, an der Raststätte Hofoldinger Forst legten wir um 6 Uhr 20 eine rund 20minütige Pause ein. Danach setzte sich Vicky ans Steuer und kutschierte uns über die Inntal Autobahn bis Kufstein und von dort noch ca. 50 Kilometer über Land bis nach Hochfilzen in den Kitzbüheler Alpen.



Dort trafen wir um ca. 8 Uhr 20 ein und fuhren direkt auf einen der zahlreichen Parkplätze, wo wir von Helfern der Freiwilligen Feuerwehr eingewiesen wurden. Kurz noch winterfest gemacht, stiefelten wir dann auch schon zum Biathlonstadion, welches in nur etwa zehn Fußminuten zu erreichen ist. Das hebt Hochfilzen schonmal von den anderen, oben genannten Weltcup Orten ab, wo die Stadien außerhalb der Ortschaften liegen und man normalerweise mit Shuttlebussen hingebracht wird. Wer als Tourist sein Hotel- oder Gästezimmer in Hochfilzen selbst hat, ist in längstens 25 Minuten dorthin gelaufen.

Wir waren also recht früh, rund drei Stunden vor dem ersten Wettbewerb, da. In Oberhof z.B. würde da schon der Bär steppen, Menschenmassen würden sich über die weit verzweigten Wege walzen, der Alkohol hätte längst das Kommando übernommen und die unzähligen Catering Stände und Merchandise Zelte wären von Trauben lustig - bunter  Biathlon Fans umlagert.



Switch - jetzt beleuchten wir die Szenerie in Hochfilzen. Zu dieser frühen Zeit sind noch nicht einmal alle Stände geöffnet, die Tribünen sind noch weitestgehend leer und die Zuschauerplätze entlang der Strecke und auf dem "Damm" sind ebenso nur von vereinzelten Fans belegt. Das Gelände ist schnell erkundet, da bei weitem nicht so riesig. Dennoch werden später mehr als 14.000 Zuschauer da sein. Doch die Österreicher sind irgendwie knuffig. Die bringt nichts aus der Ruhe. Warum auch? Am Ende wird es, wie man hier in der Alpenrepublik zu sagen pflegt, sich eh' ausgehen. 

Aus den Boxen läuft Musik. Aber erstmal nur 70er Jahre Mucke. Keine Apres Ski - Party- Ballermann Hits. Moderation ist auch nicht. In Oberhof oder Ruhpolding wären schon ein, zwei Heißmacher und ein DJ am Werk um die Leute anzutörnen. Und tatsächlich; eine Stunde vor dem ersten Bewerb sind tatsächlich zwei Moderatoren und ein DJ am Start. Und was sie zu bieten haben, gefällt mir. Sie wechseln ständig den Standort, was man via der beiden Videowalls verfolgen kann, interviewen Zuschauer, zeigen Filmchen, welche die Sportler beispielsweise im Hotel zeigen, machen kleine Gewinnspiele und und und. Das wirkt nicht aufgesetzt, kommt locker und sympathisch rüber und verbreitet so angenehme Kurzweil. Da fühlt man sich nicht gleich so erschlagen. Prima. Und den ein oder anderen Partyschlager gibt's dann schließlich doch.



Nun zu unserem Standort, von welchem wir aus die Rennen verfolgten. Wir hatten uns einen Platz auf dem Damm gesichert. Um es vorweg zu nehmen: ein idealer Platz mit Blick auf Start- und Zielgerade, die Tunnels, eine Abfahrt sowie den Weg aus der Strafrunde heraus auf eine Brücke. So hat man die Möglichkeit, die Biathleten pro Runde gleich viermal zu sehen. Okay, den Schießstand sieht man nicht, doch als langjähriger Besucher von Biathlon Events weiß ich, daß man live auch mehr auf die Videowall schaut, weil man die Schießeinlagen dort ganz einfach besser verfolgen kann, als wenn man die Shooting Range im Blick hat. Einige Tribünenplätze lassen den Blick dorthin zwar zu, aber die Übersicht hat man auf der Videowall tausendmal besser.

Natürlich unterstütze ich in erster Linie die Biathleten aus Deutschland, aber auch Sportler anderer Nationen genießen meinen Support. So feuere ich auch die Italiener, in der Mehrzahl ja Südtiroler, die Österreicher (besonders den Sumi mag ich) und auch die Norweger an. Ole Einar Björndalen ist schon lange einer meiner Lieblingssportler. 



Zwar reichte es in den beiden Staffeln, vormittags die Damen, am Nachmittag die Herren, nicht zu einem deutschen Sieg, aber unsere Damen wurden zumindest Zweite und vor allem die Leistungen der jungen Mädels Franzi Preuß und Laura Dahlmeier sowie der großen alten Dame des deutschen Biathlon, Andrea Henkel, ließen mich mit der Zunge schnalzen. Im Herrenteam begeisterte vor allem Arnd Peiffer, der sicher schoß und eine Top Zeit in die Loipe brannte. Okay, bei den Männern wurde es "nur" Rang sechs, dafür entschädigte der Sieg Norwegens mit dem König der Biathleten Ole Einar, der mit 39 Jahren wieder in einer Weltklasse Verfassung ist.

Um kurz vor 16 Uhr war das Rennen beendet. Wir besorgten einige Fanartikel und strömten dann mit der Heerschar der Zuschauer wieder dem Ort Hochfilzen entgegen. Die Wintersachen im Kofferraum verstaut, traten wir kurz vor halb fünf die Heimreise an. Kurz noch in einem mpreis, das ist eine in Österreich weit verbreitete Discountmarkt Kette, einige Besorgungen gemacht, ging es über Fieberbrunn, St. Johann in Tirol und viele kleine Orte auf einer kurvenreichen Strecke wieder nach Kufstein, wo wir wieder auf die in Österreich A12, in Deutschland A93 genannte Inntal Autobahn kamen, schließlich über A8, den Autobahnring A99 und die A9 bei Nürnberg wieder auf die A3 fuhren und um kurz vor 22 Uhr wieder zurück in Wiesthal waren. 19 Stunden unterwegs, davon rund elf im Auto, mehr als sieben Stunden im Biathlonstadion bei Eis, Schnee und Wind - ja, so ein Trip ist anstrengend. Aber auch sowas von geil. Hochfilzen hat uns alle drei vollends überzeugt. Und beim nächstenmal bleibe ich auch länger dort. Ist nämlich echt schön da. 

Ach ja: Nach dem zweiten Rennen hätte ich beinahe Martina Beck, ehemals Glagow, umgerannt. Wenn sie aber auch so zierlich ist...    


Sonntag, 24. November 2013

Leaves' Eyes - Symphonies of the Night

Mit "Symphonies of the Night" legt das deutsch - norwegische Gothic / Symphonic Metal Schlachtschiff Leaves Eyes sein fünftes Full Length Album seit seiner Gründung 2003 vor. Und diesesmal kommen ihre epischen Hymnen mit einem deutlichen Plus an Härte und Bombast um die Ecke. Wie Sängerin Liv Kristine bestätigt, sei dies ein "völlig natürlicher Prozess, denn wir wollten endlich einfach richtig losrocken."

Das gelingt ihr und ihrer formidablen Truppe auf "Symphonies of the Night" über das gesamte Album hinweg. Schon der vorab als Appetizer veröffentlichte und im Sommer auf Festivals bereits live erprobte Opener "Hell to the Heavens" macht unmißverständlich klar, wohin die Reise geht. Neben Liv Kristine's über allem thronenden Sopran setzt ihr Ehemann Alex Krull mit seinen Gothic typischen Growls entsprechende Highlights. 

Als ich das Album auf einer nächtlichen Autofahrt durch dunkle Wälder zum ersten Mal hörte, brannte sich fast jeder Titel augenblicklich in meinem Gehörgang fest. Fast darum, weil mir das zweite Stück des Longplayers, "Fading Earth" zunächst etwas abzufallen schien. Ein Eindruck, der sich nach mehrmaligem Hören ad absurdum führen ließ, denn der Song lebt nicht zuletzt von seinen raffinierten Gitarrenläufen.   

Bei "Maid of Lorraine" stellen sich die ersten Folk Elemente des Albums ein. Die Wechsel zwischen dem feinsinnigen Gesang der Norwegerin und Alex' Growls sind excellent aufeinander abgestimmt und lassen den Track in Verbindung mit dem treibenden Rhythmus zu einer akustischen Orgie erster Güte aus den Boxen donnern.



Doch wer nun glaubt, Leaves' Eyes hätten damit ihr Pulver verschossen liegt komplett falsch. Auch das nächste Lied, "Galswintha" startet folkig und steigert sich alsbald zu einer Hymne, die das Zeug zu einem echten Live Kracher hat.

Heldinnen aus der Sagenwelt oder dem Mittelalter ziehen sich als Thematik wie ein roter Faden durch die neuen Songs. Auch der Titelsong "Symphony of the Night" folgt diesem Konzept, dem Liv Kristine mit viel Tiefgang und Poesie Leben einhaucht. Die Dramatik nicht nur dieses Tracks wird vom wohl dosiert eingesetzten Orchester perfekt untermalt.

Das getragene und mit keltischen Pipes aufgepeppte "Saint Cecilia" könnte ebensogut aus der Feder eines Tuomas Holopainen stammen. Und der ist sicherlich nicht die schlechteste Referenz für synphonischen, epischen Metal.

Glaubt der geneigte Hörer, der verhaltene, textlich in norwegisch gehaltene, Beginn von "Hymn to the lone Sands" sei ein Indiz dafür, daß der Band Mitte des Albums plötzlich die Power ausgeht, wird von den urplötzlich einsetzenden zupackenden Riffs von Sander van der Meer mit einem Schlag wieder in die Realität geholt. Ungewöhnlich auch das Gitarrensolo, welches ich eher im Set einer Power Metal Band verorten würde. Eine gelungene Überraschung.

"Angel and the Ghost" scheint mir der kommerziellste Track des Albums zu sein, dem Ich ohne die Growls sogar Chartchancen einräumen würde. Doch davor schreckt das deutsche Mainstream Radio ja zurück.

Mit viel Drive wird die Geschichte von "Eleonore de Provence" erzählt, ein weiteres Meisterwerk der Produktion, die den einzelnen Werken ihre Ecken und Kanten läßt, ihnen jedoch auch den passenden Feinschliff verordnet, um Band und Musik in ihrem Fluß nicht zu beschneiden.

Bei "Nightshade" fahren Leaves' Eyes das Tempo noch einmal ein wenig zurück, um mit "Ophelia" einen Rausschmeißer zu präsentieren, der alle Trademarks der Band und ganz besonders dieses Albums, noch einmal auf höchstem Level vereint und den Hörer begeistert - fasziniert zurück läßt.

Doch dieser hat ja die Möglichkeit, sich die Symphonien der Nacht gleich noch einmal durch die Gehörgänge zu jagen. Keine Frage: Leaves' Eyes haben mit diesem Opus ihr bisheriges Meisterwerk abgeliefert. Schwächen sind auch nach tagelangem, mehrmaligem durchhören nicht auszumachen. Ein wahrer Meilenstein im Schaffen von Leaves' Eyes.

Tracklist:
01. Hell To The Heavens
02. Fading Earth
03. Maid Of Lorraine
04. Galswintha
05. Symphony Of The Night
06. Saint Cecelia
07. Hymn To The Lone Sands
08. Angel And The Ghost
09. Éléonore De Provence
10. Nightshade
11. Ophelia


Release Date: 15.11. 2013  -  Napalm Records

Punkte: 10 / 10  

Review by MC Lucius

Freitag, 1. November 2013

Wolfsnächte 2013 - Powerwolf zelebrieren die Messe der Nacht

Wolfsnächte - unter diesem Motto tourt die Metal Band Powerwolf in einem Package, also mit in diesem Falle drei weiteren Bands, durch Europa. Powerwolf sind dabei der Headliner. Die Saarländer schafften es im Sommer dieses Jahres mit ihrem aktuellen Longplayer "Preachers of the night" auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Im August sah ich die Formation auf dem Summerbreeze in Dinkelsbühl zum ersten Mal live ( http://habemus-lucius.blogspot.de/2013/08/menschenmassen-met-und-metal.html). Seither bin ich ein Fan von Powerwolf. Und nun gastierten sie im nur gut 120 Kilometer von Wiesthal entfernten Geiselwind. Keine Frage, das durften sich mein Junior Hendrik und ich nicht entgehen lassen.

Doors open war für 18:00 Uhr angesetzt. Um ca. dreiviertel Sechs waren Hendrik und ich an der Halle. Allzu viele Leute standen noch nicht da, doch wir wussten, daß der Laden ziemlich voll werden würde. In der Halle, in der ich vor reichlich zwanzig Jahren schon das ein oder andere Mal abgefeiert hatte, steuerten wir einen Tisch mit vier Barhockern an. So ersparten wir es uns, die nächsten rund fünfeinhalb Stunden stehen zu müssen. Und ja, eines gleich vorweg: Man kann ein Metal Konzert auch sitzenderweise genießen. 



Um 19:00 startete die erste Band ihr Set. Wisdom aus Ungarn eröffneten den Abend mit ihrem Power Metal. Amtliches Headbanging war bei den Budapestern angesagt. Das besondere an ihrer Musik ist, daß sich die Texte ihrer Songs jeweils auf ein Zitat eines bekannten Denkers beziehen. Dazu haben sie eine Fantasy Figur namens "Wiseman" erschaffen, der sich als roter Faden durch ihre Alben zieht. Auch wenn ihr Auftritt nur 32 Minuten dauerte, schafften sie es doch, die 1.500 Metaller in der Music Hall auf dem Autohof Strohofer anzuheizen. Von ihnen hätte ich mir auch noch mehr angehört. Wisdom waren richtig gut, aber im Rahmen eines solchen Abends müssen sich die Künstler, ähnlich wie auf Festivals, an einen klar definierten Zeitplan halten.

Nach nur elf Minuten Umbaupause enterten Battle Beast die Bühne. Hendrik und ich hatten die Finnen vor anderthalb Jahren schon einmal als Support für Nightwish in Düsseldorf gesehen. Damals noch mit einer Sängerin, von der man aus größerer Entfernung nicht sagen konnte, ob sie Männlein oder Weiblein war. Seit November 2012 aber haben sie eine neue Vokalistin und bei ihr gab es keinen Zweifel, welchem Geschlecht sie zuzuordnen ist. Doch nicht nur optisch eine Aufwertung, bringt dieses Mädel auch ein Organ mit, welches dem ihrer ebenfalls überzeugend shoutenden Vorgängerin, in nichts nachsteht. Angetrieben von der Double Bass Drum preschten der blonde Wirbelwind Noora und ihre Jungs über die Bühne und ließen ihren donnernden Heavy Metal, der durchaus in der Tradition von Gruppen wie Iron Maiden oder W.A.S.P steht, auf die begeisterten Metal Maniacs hernieder prasseln. Battle Beast standen 42 Minuten auf der Bühne und überzeugten uns anno 2013 deutlich mehr als im Vorjahr.

Es dauerte dann wiederum elf Minuten, bis der nächste Act sein Set starten konnte. Um 20:36 Uhr hieß es Bühne frei für Majesty. Ich habe kürzlich ihr aktuelles Werk für ein Metal Webzine rezensiert (http://habemus-lucius.blogspot.de/2013/10/majesty-thunder-rider-meine-zweite.html) und war darum besonders an ihrer Live Performance interessiert. Bandgründer und Frontmann Tarek und seine Band sind Verteter des True Metal, gelten als deutsche Version von Manowar. Aus dem benachbarten Baden Württemberg stammend, hatten Majesty in Geiselwind eine Art Heimspiel und das zeigte sich auch daran, daß sie, neben Powerwolf natürlich, die größte Fangemeinde hinter sich hatten. Majesty wurden für ihre Fantasy Epen gnadenlos abgefeiert. Selbst ein Track wie "Metal Union", der auf dem Album vor allen wegen seines reichlich banalen Refrains eher verzichtbar wirkt, überzeugte hier in einer Art und Weise, daß ich mich fragte, warum manche Titel sich nur live entfalten können, auf CD jedoch jegliche Zugkraft vermissen lassen. "Metal Union" stand am Ende des Gigs von Majesty und beim großen Finale wurden die drei Streitäxte (Bass, zwei Gitarren) in der Bühnenmitte übereinander gekreuzt, was ein theatralisches Schlußbild abgab. Um 21:19 Uhr ging dieser Gig zu Ende. Fazit: Majesty live kann ich ruhigen Gewissens empfehlen.



Nun sollte es eine halbe Stunde dauern, bis die Priester der Nacht zu ihrem Intro "Lupus Daemonis" ihre Messe zu zelebrieren begannen. Tosender Beifall der anderthalb tausend Powerwolf Jünger brandete durch das nahezu ausverkaufte Auditorium, als Attila Dorn, Falk Maria Schlegel, Charles und Matthew Greywolf sowie Roel van Helden auf die Bühne kamen und mit "Sanctified with dynamite" gleich mächtig los powerten. Nach "Prayer in the dark" gab es mit "Amen and Attack" den ersten Song des aktuellen Albums "Preachers of the night", welches neben "Bible of the Beast" und "Blood of the Saints" meines Ermessens nach der stärkste Output der fünf Wölfe ist. An den Titeln merkt nun auch der letzte Laie, daß die Kirche das zentrale Thema in der Powerwolf Musik darstellt. Dabei verdammen sie den Klerus ebenso wenig wie sie ihn glorifizieren. Die Kreuzzüge beispielsweise stehen auf "Preachers..." im Mittelpunkt, doch Powerwolf schaffen es, das Thema nicht zu beurteilen, sondern einfach ihre Sicht auf die Dinge darzustellen. Der sakrale Sound, getragen von kirchlichen Orgelklängen und Chören, ist ein unverwechselbares Wiedererkennungsmerkmal von Powerwolf.

Über "All we need is Blood" und "Sacred and wild" kamen Powerwolf zu den beiden Tracks, die nichts mit Kirche am Hut haben, sondern mit dem männlichen Geschlecht. "Resurrection by Erection" (Auferstehung durch Erektion) und "Coleus sanctus" (Heiliger Hodensack) zitieren dennoch kirchliche Begriffe wie Hallelujah oder Ave Maria. Nach dem obligatorischen Drum Solo ihres holländischen Trommlers präsentieren Powerwolf den einzigen deutschsprachigen Track ihres Katalogs, "Kreuzfeuer". Auf dem Summerbreeze noch mit einem drei Meter hohen brennenden Kreuz auf der Bühne dargeboten, müssen Band und Fans bei Hallenshows darauf leider verzichten. 



Vor "Werewolves of Armenia" interagieren Attila und Falk rund fünf Minuten mit dem Publikum, wie man überhaupt sagen muß, daß gerade der rumänisch stämmige Sänger sehr viel mit den Fans spricht. Mindestens eine halbe Stunde ihres 99minütigen Sets geht dafür drauf. Vielleicht stört sich der ein oder andere daran, mir aber gefällt das. "Dead boys don't cry", "We drink your blood" (einer meiner Favoriten in der Setlist) und "Lupus Dei" beenden schließlich das reguläre Set, aber natürlich kommen die Wölfe nicht ohne Zugaben davon.

Das energiegeladene "Raise your fist, Evangelist" und das auch an einem Donnerstag funktionierende "Saturday Satan" gingen der letzten Zugabe "In the name of god (Deus Vult)" voraus, einem perfekten Rausschmeißer, der die Powerwolf Jünger, also auch Hendrik und mich, zufrieden in die Nacht entließ. Nachdem wir am Merch Stand erfahren hatten, daß die Band nicht zur Autogrammstunde eben dorthin kommen würde, entschlossen wir uns direkt nach Hause zu fahren. Nach einer störungsfreien Fahrt von 70 Minuten waren wir um kurz vor ein Uhr nachts wieder daheim. Die Messe war gesungen.      

Hier geht's zur Setlist von Powerwolf in Geiselwind und zu Links zu den Setlists der dei anderen Acts.

Die Bilder auf dieser Seite zeigen ausschließlich Powerwolf on stage. An dieser Stelle entschuldige ich mich dafür, daß ich nun wahrlich kein Konzertfotograf bin. Im übrigen hat die Pics mein Junior Hendrik geschossen. Sind halt nur Smartphone Fotos.
  

Donnerstag, 31. Oktober 2013

On the loose - SAGA im ausverkauften Colos Saal

Anfang der 1980er Jahre entdeckte ich als Teenager die kanadische Neo Prog Band SAGA für mich. Vor allem die Alben "World's Apart" und "Heads or Tales" hatten es mir angetan. Daß es rund 30 Jahre dauern sollte, bis ich die Jungs um Michael Sadler mal live sehen durfte, hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen. Aber jetzt war es endlich soweit. Zum wiederholten Male gastierten sie im Aschaffenburger Colos Saal und endlich war auch ich mal dabei. Begleitet wurde ich von meinem Kumpel Ralf und meinen Sohn Hendrik.

Um kurz nach 19:00 waren wir im Live Music Club des Jahres. Seit Wochen schon war das Konzert ausverkauft, aber wie immer im Colos Saal ist das Publikum gechillt genug um nicht schon mit Saalöffnung das Auditorium zu stürmen. So füllte sich der Saal erst nach und nach. Wir hatten uns für einen Platz etwa in der Mitte entschieden.



Pünktlich um acht Uhr begann die Vorgruppe ihr Set. Erst knapp zwei Wochen vor dem Termin wurden Felidae Trick als Support Act bestätigt. Ursprünglich eine israelische Band residieren Sänger Omer Liechtenstein und seine drei Musiker mittlerweile in Deutschland. Musikalisch jedoch sind sie im Großbritannien der 80er Jahre beheimatet. New Wave ist das Schlagwort für die Musik des Quartetts. Neben Omer verkörpert vor allem Gitarrist Julian den Zeitgeist jenes Jahrzehnts auch äußerlich. Immer wieder kam mir der Name einer damals typischen englischen New Wave Band, nämlich A Flock of Seagulls, in den Sinn. An jene erinnerten mich die Jungs vor allem wegen ihrer Frisuren. Vermischt mit ein wenig Indie Rock und - wer mag es ihnen bei ihrer Herkunft verdenken - dem ein oder anderen orientalischen Touch, boten Felidae Trick in ihrem 29minütigem Set neun kurze, druckvolle Songs, die live gespielt deutlich mehr Power hatten als die Clips, die ich mir im Vorfeld auf YouTube angesehen hatte. Damit war es dann aber auch gut. Felidae Trick hatten eine saubere Eröffnung gespielt, nicht mehr und nicht weniger.

Nach einer 20minütigen Pause ertönten dann ab 20:49 Uhr die ersten Töne von "Ice Nice" aus dem 1978er Debut Album von SAGA. Der Song startet etwas verhalten, steigert sich aber mit dem Erscheinen von Gitarrist Ian Chrichton auf der Bühne in ein wahres Klang Abenteuer. Und dann feuern sie als zweites Stück mit "On the loose" einen ihrer größten und bekanntesten Hits ab. 700 Fans im picke packe vollen Colos Saal singen aus vollen Kehlen mit. Michael Sadler kann es dem Publikum überlassen, den Refrain zu singen. Das Ding kennt jeder in- und auswendig.

Danach wechseln sich alte ("How long?", "Mouse In a maze") mit neuen ("Anywhere you wanna go") Songs ab. Ein Unterschied läßt sich dabei nicht ausmachen. Die alten Dinger klingen ebenso frisch und unverbraucht wie die neueren Stücke, die ebenso Tiefgang haben wie die Klassiker. Sadler ist auch nach knapp vier Jahrzehnten in diesem Geschäft ein formidabler Sänger, der nicht nur stimmlich auf der Höhe ist, sondern auch als Frontmann vollends überzeugt. Wer SAGA zuvor schon einmal live erlebt hat oder ihre aktuelle DVD / Live Doppel CD "Spin it again...Live in Munich" kennt, weiß, daß der 59jährige (Respekt. Sieht man ihm nicht an) auch ausgezeichnet deutsch spricht. Er scherzt bilingual mit den Fans, was diese natürlich gebührend honorieren.



Über die unverwüstlichen "The Pitchman" und "You're not alone" geht es wieder in die Neuzeit zu "Spin it again" aus ihrem aktuellen Album "20 / 20" aus dem Jahre 2012. Danach verschwinden vier der fünf Musiker von der Bühne und überlassen diese ihrem erst im vorigen Jahr zur Band gestoßenem Drummer Mike Thorne für ein ca. vierminütiges Drum Solo. Dieses markiert das Ende des ersten Teiles des Sets. Allerdings machen SAGA keine Pause, sondern es geht nahtlos mit "Time's Up" weiter. Wieder so ein Achtziger Kracher, der das gesamte Publikum lauthals mitsingen läßt. Und erneut überläßt Sadler hier den Chorus voll und ganz den Fans. 

Gekonnt steuern SAGA das Schiff durch weitere Klassiker ihrer Geschichte bis Keyboarder Jim Gilmour seinen großen Auftritt hat und mit der lautstarken Unterstützung des Publikums sein ganz und gar nicht nur an der Oberfläche kratzendes "Scratching the surface" zum Besten gibt. In der hintersten Ecke der Bühne platziert, nimmt man ihn während des gesamten Konzertes ansonsten gar nicht so richtig wahr. Michael Sadler, während "Scratching..." offstage, kehrt danach wieder ins Rampenlicht zurück und mit "Wind him up" lassen die Kanadier eine weitere Rakete ihres Programms vom Stapel. Und wer darf wieder den Refrain singen? Richtig, die Hundertschaft an SAGA Jüngern im Saal. Mit "Tired World (Chapter 6") beendet die Neo Prog Institution aus Toronto ihr reguläres Set unter tosendem Jubel und Beifall der Menschen im Colos Saal.



Zur ersten Zugabe "Humble Stance" übernimmt Sadler den Bass seines Kollegen Jim Crichton, welcher an eines der drei Keyboards wechselt. An dieser Stelle sei einmal gesagt, daß ich ja mehr auf Gitarren als auf Keyboards und Synthesizer stehe, aber bei SAGA sehe ich darüber hinweg. Denn ihr Sound ist alles andere als synthetisch oder künstlich. Mit "Don't be late (Chapter 2"), der zweiten Zugabe, geht nach 102 Minuten ein Gig zu Ende, welcher zu den Highlights in meinem persönlichen Konzert Jahr 2013 zählt. 2014 gehen SAGA mit ihren englischen Prog Kollegen "Magnum" auf Double Headliner Tour. Sollte man sich dick im Kalender anstreichen.

Apropos Prog Kollegen: Unmittelbar vor "Scratching the surface" spricht Sadler einen jungen Mann im Auditorium an, der ein T - Shirt von SAGAs kanadischen Prog Kollegen "Rush" trägt. "Hey, das ist ein Rush Shirt. Wir sind aber SAGA. Du bekommst jetzt sofort von mir ein SAGA Shirt, wenn du auf der Stelle das Rush Shirt aus- und unseres anziehst." Der Typ zögert natürlich keinen Augenblick und wechselt vom Rush ins SAGA Shirt, welches der Sänger ihm sogleich zuwirft. So kommt man auch an ein neues Tour Shirt.        


Mittwoch, 9. Oktober 2013

Majesty - Thunder Rider. Meine zweite Rezension

Nach meinem Einstieg als Reviewer bei metalfields.net mit "Black Masquerade" von Rainbow kommt hier nun meine zweite CD Besprechung "Thunder Rider" von Majesty.



Nach einer zwischenzeitlichen Umbenennung in MetalForce zwischen 2008 und 2011 firmiert die True Metal Band aus dem Süden der Republik mittlerweile wieder unter ihrem ursprünglichen Namen Majesty. Nach einer Best of Compilation 2011 erfreut der Fünfer seine Fans anno 2013 mit dem ersten regulären Majesty Studioalbum seit sieben Jahren.

Erfreut? Zumindest ungeteilt dürfte die Freude nicht sein. Zu eng ist das Korsett geschnürt, welches man sich selbst verpasst hat. Klar, die typischen Trademarks des True Metal, ganz im Stile von Manowar, den großen Idolen von Bandleader Tarek Maghary, sind augenblicklich herauszuhören. Epische, knallige Fantasynummern, die bestens zum heroischen Layout des Albumcovers passen, stehen auf der Habenseite von "Thunder Rider". Besonders "Warlords of the Sea", "Metalliator" und "Rebellion of Steel", von der Doublebassdrum vorangetrieben, feuern Salven ab, die den geneigten Hörer von Anfang an mitreißen.

Doch auf der anderen Seite stehen auch Tracks, die bei mir den Eindruck erwecken, als seien es lediglich Demos. Da platzt keine Bombe, da explodiert nichts, es tut sich einfach viel zu wenig. Zu brav und zu uninspiriert kommen Stücke wie "Make some noise" und die letztlich verzichtbare Ballade "Asteria" daher. Diese hätte sogar das Potenzial, zu Höherem berufen zu sein, doch zuviel Zuckerguß in Form von Streichern in Verbindung mit der zu glatten Produktion verhindern dies.



Ganz reizvoll kommt hingegen "Raise the Beast" daher, das mit Tempiwechsel und einem göttlichen Gitarrensolo aufwartet. Als knackiger Rocker präsentiert sich "New Era", der sich vom ersten Hören an in den Gehörgängen festsetzt und in bester True Metal Manier auch seinen epic moments Auftrag erfüllt.

Mehr versprochen hatte Ich mir nach der Ankündigung im Pressetext allerdings vom Schlußtitel des Albums, "Metal Union". Hier bekommt der Fan neben Tarek eine ganze Reihe illustrer Gastsänger geboten. Sven D´Anna (Wizard), Hannes Braun (Kissin' Dynamite), Mat Sinner (Primal Fear / Sinner), Patrick Fuchs (Ross the Boss), Andreas Babushkin (Paragon) und Marta Gabriel (Crystal Viper) geben sich die Ehre, können die ohne Kanten produzierte und mit einem doch recht banalen Refrain (Metal Union, together one by one, we sing that mighty song, we keep on fighting / Metal Union, united we all stand, from all over the land, now we are rising) versehene Nummer jedoch auch nicht vor dem Absturz retten. 

So stehen gelungene True Metal Hymnen neben Stücken, die bei etwas mehr Tiefgang durchaus zu langlebigen Ohrwürmern hätten werden können. Im Großen und Ganzen zwar ein Album, welches den eingefleischten Majesty Fans all das bietet, was sie sich davon erhofft, mindestens aber erwartet, haben. Um damit neue Anhänger zu rekrutieren, müssten diese allerdings der Band schon vorab wohlgesonnen sein.

Da bei aller Kritik jedoch letztlich mehr gelungene als schwache Songs auf dem Album enthalten sind, kommt "Thunder Rider" schließlich doch noch zu einer positiven Bewertung. Doch auch am Hofe seiner Majestät wird man wissen, daß man in der Vergangenheit schon Überzeugenderes abgeliefert hat. 

Tracklist:
1. Thunder Rider
2. Warlords Of The Sea
3. Anthem Of Glory
4. Make Some Noise
5. Metalliator
6. Raise The Beast
7. New Era
8. Asteria
9. Young And Free (Special Edition Bonus Track)
10. Rebellion Of Steel
11. Metal Union

VÖ: 04.01.2013  -  Noiseart Records

Punkte: 7 / 10

Review by MC Lucius   

Dienstag, 8. Oktober 2013

Rainbow - Black Masquerade. Eine Review von Lucius

Nach langer Zeit des Überredens hat es der Macher von metalfields.net nun geschafft, mich als Reviewer für sein Webzine zu gewinnen. Das erste Album welches Ich rezensiert habe, ist die aktuelle Doppel Live CD Black Masquerade von Ritchie Blackmore's Rainbow, eine Band, die ich schon als Teenager toll fand.

Nachdem sich Ritchie Blackmore 1993 endgültig von Deep Purple verabschiedet hatte, reanimierte er seine zuvor bereits von 1975 bis 1984 aktive Band Rainbow. Allerdings versammelte der Saitenhexer dabei keine früheren Bandkollegen um sich, sondern holte - zum damaligen Zeitpunkt - eher unbekannte Musiker.

Mit dem 1995 veröffentlichten Album "Stranger In Us All" ging Rainbow auf ausgedehnte Welttournee, in deren Rahmen der WDR ein Konzert in der altehrwürdigen Phillipshalle in Düsseldorf für seine legendäre Konzert Reihe "Rockpalast" übertrug. Das damals mitgeschnittene Material ist nun, fast 20 Jahre später, als Doppel Live CD, ebenso wie als DVD / BlueRay, erhältlich.

Nach dem Intro legt die Band mit Sänger Doogie White, der auch das vorige (und damit letzte) Studioalbum eingesungen hatte, mit "Spotlight Kid" einem Song aus der Joe Lynn Turner Ära, befreit und vor Kraft strotzend los. Schon an den ersten Tönen ist zu hören, mit welcher Spielfeude sowohl der Meister höchstselbst, als auch seine Mitstreiter, bei der Sache sind.

Mit dem nächsten Track "Too late for tears" stellen Rainbow einen von insgesamt sechs Songs von "Stranger In Us All" vor, darunter auch die Adaption von Edvard Grieg's "In der Halle des Bergkönigs" "Hall of the Mountain King". Als herausragend darf dabei auch das von Blackmore und seiner damaligen Muse und heutigen Ehefrau komponierte mystische "Ariel" bezeichnet werden, bei dem die 1995 noch als Backgroundsängerin fungierende Candice Night erstmals in den Vordergrund rückt.



Neben dem neuen Material werden natürlich auch Rainbow Klassiker wie "Man on the silver Mountain", "Temple of the King" (aus der Dio Ära) oder "Since you been gone" (aus der Zeit mit Graham Bonnet als Leadsänger) zu Gehör gebracht. Der Schotte Doogie White jedenfalls hat seine Hausaufgaben gemacht, interpretiert er das Material all seiner Vorgänger doch souverän und mit einer eigenen Note versehen.  

Seine Vergangenheit bei Deep Purple jedenfalls läßt Blackmore auch anno 1995 nicht unberührt und so darf sich das enthusiastische Publikum auch an deren Monster Hits wie "Burn", "Black Night" oder dem ebenso unverwüstlichen wie unvermeidbaren "Smoke on the Water" erfreuen.

Hört man mit welcher Energie, welcher Begeisterung Blackmore, Night, White sowie die weiteren Musiker Paul Morris (keys), Greg Smith (bs) und Chuck Burgi (dr) die, bis auf Burgi, auch schon das "Stranger..." Album zusammen eingespielt hatten, dieses Rockpalast Highlight absolvieren, fragt man sich, warum der Maestro sich danach aus der Rockmusik verabschiedete und fortan als "Blackmore's Night" gemeinsam mit Candice Night der mittelalterlichen Renaissance Musik frönte. In der Form der Jahre 1994 / 1995 hätte man sich noch zahlreiche weitere Rainbow Alben und Tourneen vorstellen können. Oder lag es wirklich daran, daß Blackmore seiner Musik keine echte Chance gegen den damals in seiner Blütezeit stehenden Grunge einräumte?

Tracklist:
CD 1:
  1. Intro / Over the Rainbow
  2. Spotlight Kid
  3. Too late for Tears
  4. Long live Rock'n Roll / Black Night
  5. Hunting Humans
  6. Wolf to the Moon / Difficult to Cure
  7. Keyboard Solo
  8. Still I'm Sad
  9. Man on the Silver Mountain
CD 2:
  1. Temple of the King
  2. Black Masquerade
  3. Ariel
  4. Since You've Been Gone
  5. Perfect Strangers
  6. Greensleeves
  7. Hall of the Mountain King
  8. Burn
  9. Smoke on the Water

Release Date: 23 August 2013 - Eagle Records


Punkte: 9 / 10
Review von MC Lucius


 


Donnerstag, 22. August 2013

Menschenmassen, Met und Metal - Summerbreeze 2013

Summerbreeze, Sommerbrise - was Hendrik und Ich vor Wochenfrist erlebten, war mehr als nur ein laues Lüftchen. Summerbreeze ist eines der größten Heavy Metal Festivals in Deutschland. Nicht so groß wie Wacken, aber 32.000 Metalheads sind doch auch eine klare Ansage. Über hundert Bands, vier Tage die volle Dröhnung und das alles auf einem 130 Hektar großen Open Air Gelände. 130 Hektar. Das sind quasi 200 Fußballfelder. Auf denen schließlich 60 Tonnen Müll hinterlassen werden. 

Für Hendrik und mich ging es mittwochs früh um fünf Uhr los. Nach rund zehn Kilometern Fahrt war ein Treffpunkt mit Jonas, Helge, Dorian, Sascha, Felix und Darius vereinbart. Von dort aus ging es im Drei - Wagen - Konvoi über die A3 bis hinter Würzburg auf die A 7 Richtung Ulm. Dinkelsbühl, wo das Summerbreeze statt findet, liegt gerade noch so in Mittelfranken, streift aber schon hart Baden Württemberg. 



Etwa fünf Kilometer vor dem Festivalgelände ging es nur noch in meistens etwa 400 Meter langen (oder kurzen) Etappen voran, denn ab 10:00 Uhr am Mittwoch Morgen öffnet das Campinggelände und da wollen natürlich alle hin. Aber erst einmal muß man sich an den Kontrollschleussen sein Bändchen anlegen lassen, schließlich werden die Autos gefilzt und dann geht es nochmal im Stop and Go auf den Zeltplatz.

Zu diesem Zeitpunkt sind die ersten Bierchen natürlich längst gezischt, was man teilweise auch beim Aufbauen der Zelte merkt. Aber Spaß muß sein und außerdem will man die nächsten Tage und Nächte doch völlig ungezwungen erleben. Wie sagte Anna, die wir auf dem Open Air kennen lernten, doch so treffend? "Das ist doch ein Metal Festival. Da ist alles erlaubt, Hauptsache es macht Spaß". Wie recht sie doch damit hat.

Unterm Pavillon sitzend und die ersten Nachbarn bereits kennengelernt, schlürften wir die nächsten Kaltgetränke alkoholischen Inhalts, als wir feststellten, daß wir die erste Band, die sich ein Teil von uns ansehen wollten, bereits verpasst hatten. Sei's drum, an den vier Tagen der metallischen Sommerbrise warteten noch jede Menge Top Acts auf uns, die wir am frühen Abend endlich komplett waren. Mit Katha hatten wir nun endlich auch ein Mädel in unseren Reihen. Acht Typen und eine holde Maid? Keine Angst, Katha ist nicht auf den Mund gefallen, die besteht auch unter lauter Männern.



Am Nachmittag waren wir zum ersten Mal auf dem Festivalgelände, welches am inoffiziellen Mittwoch noch aus den beiden kleineren Bühnen (Party Stage und Camel Stage) besteht und erst ab donnerstags seine wahre Größe offenbart. Mit der Main - und der Pain Stage und der Merch Mile, so eine Art verfrühter Weihnachtsmarkt für Metalheads. Für Essen und Getränke ist aber natürlich schon an diesem Warm Up Tag bestens gesorgt. Bier, Met, Whisky (sogar schottischer Single Malt), Pizza, Döner, Bratwürste, Krakauer, holländische Pommes frites, Baguettes - hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Und Metal. Viel Metal. Hart. Laut. Schnell. Für jeden was dabei. Nach einem Boxenstop am Zeltplatz versammelten wir uns abends erneut vor den Bühnen, Helge und Ich genehmigten uns auch zwei leckere "wee drams", Whiskies bei den freundlichen Menschen von alleswhisky.de. 

So nach und nach fanden wir uns alle wieder am Zeltplatz ein, der Abend und die Nacht waren doch recht frisch. Nach dem ein oder anderen Absacker krochen wir in unsere Zelte und die Schlafsäcke. Also jeder in seinen. Mollig warm und kuschelig war es aber auch so.

Nach dem Frühstück, welches von seiner zeitlichen Ausdehnung her eher einem Brunch glich, stellten Hendrik, Helge und Ich uns für den Shuttle Bus nach Dinkelsbühl (das Breeze selbst liegt zwischen den Stadtteilen Sinbronn und Illenschwang etwa fünf Kilometer außerhalb des Stadtkerns) an. Der Bus hält genau am Aldi, der in den Tagen des Festivals eigentlich MetAldi heißen müsste. Hier kann man für Nachschub sorgen. Ein Müller, ein kik, ein Getränkemarkt usw finden sich hier ebenfalls. Und nach knapp zehn Minuten Fußmarsch ist man auch in der Stadt, wo es weitere Märkte, einen extra auf die Metaller eingerichteten Biergarten und einen Mäckes gibt. 



Zurück auf dem Festival versammelten wir uns am Nachmittag vor der Pain Stage für den ersten Höhepunkt der Tage von Dinkelsbühl. Alestorm aus Schottland rockten die zweitgrößte Bühne des Breeze mit ihrem Folk Power Metal, der sich inhaltlich an der Geschichte der Wikinger orientiert. Die Jungs um Christopher Bowes machten ordentlich Alarm. Etliche Crowd Surfer wurden über die Fans getragen und an anderer Stelle pogten die Jungs und Mädels in Mosh Pits. Einfach nur fett.

Wenn ich es mir im Nachhinein so recht überlege, war mein persönliches Highlight an diesem langen Metal Weekend am Donnerstag Abend Powerwolf. Mit ihrem neuen Werk Preachers of the Night stürmten sie gerade von Null auf Eins der deutschen Album Charts. Der sakrale, bombastische Powermetal der Saarländer packte mich - und ließ mich nicht mehr los. Attila, der charismatische Sänger der Wölfe, verstand es ausgezeichnet, die tobende Menge zu seinem Instrument zu machen. Gigantisch.

Gleich nach Powerwolf starteten auf der Main Stage Sabaton aus Schweden, einer der Hauptacts des Summerbreeze. Sänger Joakim glänzte mit vielen Deutsch Kenntnissen. Die tobende Menge skandierte ein ums andere Mal "Noch ein Bier" und Joakim ließ sich nicht lange bitten und leerte die erste Dose Gerstensaft auf Ex. Wiederum eine Power Metal Band ließen "Eisenschuh", was Sabaton übersetzt bedeutet, absolut nix anbrennen. Überrascht hat mich (und Hendrik ebenso) an diesem Tag Der W. Zugegebenermaßen hatten wir beide uns noch nicht mit ihm beschäftigt, aber er legte eine erstklassige Performance hin, die uns beide restlos überzeugte.



Hendrik und Ich versuchten in dieser Nacht noch, am offiziellen Summerbreeze Merchandise Stand T Shirts zu ergattern, aber dafür muß man schon viel Geduld mitbringen. Sehr viel Geduld. Wir beschlossen, das Unterfangen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Zum Beispiel gleich nach Öffnung des Festival Geländes am Freitag, also um 11 Uhr. Kurz nach Elf waren wir da, brachen unsere Bemühungen allerdings nach einer dreiviertel Stunde Wartezeit ab. In dieser Zeit waren wir kaum einen Meter vorangekommen. 

Unser dritter Anlauf sollte schließlich von Erfolg gekrönt sein. Und was soll ich sagen? Diesmal dauerte es keine zehn Minuten, bis wir unsere Shirts hatten. Na also, geht doch.

Ein weiteres Highlight für mich spielte ab kurz nach drei Uhr auf der Pain Stage: Leaves' Eyes. Die norwegisch - deutsche Band um die großartige Sängerin Liv Kristine und ihren grunzenden Ehemann Alexander Krull wurde während ihres Gigs sogar von Gus G. (Firewind, Ozzy Osbourne) unterstützt. Gus war mit seiner griechischen Band Firewind ebenfalls auf dem Breeze zu Gast.

Weitere "must sees" an diesem Tag waren Eisbrecher mit "Checker" Alex Wesselsky am Mike und die frivol - frechen Mittelalterfolkrocker von Feuerschwanz. Mit schmissigen Weisen vom Schlage "Met und Miezen" oder "(Bück dich Fee) Wunsch ist Wunsch" nahmen sie die Menge im Handumdrehen. Zimperlich darf man bei Feuerschwanz allerdings nicht sein, allzu zarte Gemüter nehmen sicherlich Schaden an ihrem Geisteswesen. Aber die haben auf dem Breeze sowieso nichts zu suchen.   



War der Mittwoch von den Temperaturen her der kühlste Tag, brannte "der Planet" an den drei anderen Festivaltagen erbarmungslos vom Firmament. Schatten gibt es auf dem gesamten Gelände kaum und so kann ein vierter harter Tag hintereinander schonmal eine Art Belastungstest darstellen. Ich jedenfalls hatte am Samstag meinen Tiefpunkt. Aber Sonnenbrand und krachende Gräten mussten sich noch gedulden. Erst mal war Bembers angesagt. Der Nürnberger Hardcore Comedian lockte so viele Leute vor die Camel Stage wie wohl kein anderer Act. So derb treibt's sonst keiner, aber genau das erwarten die Menschen bei ihm ja auch. Gegen ihn mussten sich selbst Van Canto auf der Main Stage strecken um nicht unterzugehen.

Als nächstes enterten Fiddler's Green die Pain Stage. Die Erlanger sind in beiden Welten zuhause: Folk und Metal. Ich habe sie auf einem Folkfestival gesehen und nun auch auf einem Metalfest. Sie begeistern die Massen hier wie da. Da sie eine Folk Rock Band sind, hat man ihnen - nach eigener Aussage - die "Wall of Death" aberkannt. Was soll's, dann initiieren sie eben die "Wall of Folk". Und die nimmt sich nicht minder spektakulär aus. Die Franken sind immer wieder ein Erlebnis. Egal in welchem Rahmen.

Nach den Fiddlers gingen wir zurück zum Zeltplatz um das Lager abzuschlagen. Fast alle unter uns hatten mittlerweile entschieden, noch in der Nacht nach Hause zu fahren und nicht erst am Sonntag. So kamen Hendrik und Ich frühs um halb vier in der Heimat an. Allerdings pilotiert von einem KFZ Meister, der meinen Kuga auf einem Autoanhänger in den Spessart schleppte. Aber das ist eine andere Geschichte...
       

Donnerstag, 8. August 2013

The Eagle has landed - Ein Tag im Wildpark

Tierparks, ganz besonders Wildparks, sind eine Einrichtung, die mich schon seit vielen Jahren fasziniert. Selbst ein Landei, das noch nie in einer Großstadt lebte, sondern Zeit seines Lebens auf dem flachen Land, fühle Ich mich in Gottes freier Natur einfach am wohlsten. Natürlich ist bei uns im Spessart Rotwild heimisch, welchem Ich des öfteren bei meinen nächtlichen Fahrten zur Arbeit begegne. Das mag auch der Grund dafür sein, daß mich Rot- und Damwild, Sikahirsche usw. in Tierparks nicht so sehr interessieren. Doch andererseits finden Wölfe, Greifvögel, Luchse oder Wisente meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Am Mittwoch war es mal wieder soweit. Gemeinsam mit Kirsten, Sohn und Tochter zeigten sich nicht interessiert, fuhr Ich knapp 150 Kilometer in die Gegend von Coburg, wo - von Schweinfurt kommend rund 10 Kilometer vor der Stadt - der Wildpark Schloß Tambach liegt. Seit mehr als 200 Jahren im Besitz der Grafen zu Ortenberg, wurde im 19. Jahrhundert ein  Landschaftspark nach englischem Vorbild angelegt, welcher, mehr als 50 ha groß, seit 1970 als Tierpark dient.

Schon an der Eintrittskasse bekamen wir einen ersten Eindruck davon, wie nett und sympathisch die Angestellten des Parks sind. Egal wo, ob wie gesagt an der Kasse, am Kiosk, wo man sich für vergleichsweise wenig Geld mit Essen, Trinken, Souveniers etc versorgen kann oder bei den Fütterungen mit den Tierpflegern: die Menschen hier in Schloß Tambach sind freundlich und lächeln immer. Hier sah man kein einziges mürrisches Gesicht.



Wir waren rechtzeitig zur Fütterung der Luchse und Wölfe gekommen. Patrick, ein junger Slowake, der im Park eine Ausbildung zum Tierpfleger macht, zeigte uns erst die pinselohrigen Luchse. Ein Gangsterpärchen, wie er meinte, heißen die beiden doch Bonnie und Clyde. Während Clyde allerdings in der Gabelung eines Baumes lag und sich auch durch die von Patrick angebotenen Chicken Wings nicht nach unten locken ließ, kam Bonnie mit ihren beiden Ende Mai geborenen Welpen von einem Steinhaufen, der als Sicht- und Regenschutz dient, nach vorne an den Zaun. Die beiden Jungtiere sind bereits der dritte Wurf von Bonnie und Clyde. Irgendwann werden die Jungtiere an andere Parks oder Zoos weiterverkauft. Die Eltern aber werden wohl auch 2014 wieder für Nachwuchs sorgen.

Gleich nebenan lebt das Wolfsrudel. 22 Tiere in einem Rudel. Das ist deutlich mehr als in freier Wildbahn. Doch bei europäischen Wölfen geht das. Timberwölfe zum Beispiel, leben in Rudeln mit einer Stärke von sechs bis acht Tieren. Bei Polarwölfen sind es meist noch weniger. Die Wölfe, angeführt von ihren Alphatieren Ronja und Nico, kamen aus dem dichten Waldstück heraus auf eine Lichtung, wo sie ihre Leckerlis entgegen nahmen. Von einem erhöhten Aussichtspunkt aus konnte man auch die Welpen, sechs an der Zahl in diesem Jahr, sehen. Kirsten und Ich (Wölfe sind meine Lieblingstiere) hatten uns längst mit Patrick verratscht. Er stammt aus dem slowakischen Teil der Karpaten, wo Wölfe noch wild leben. Trotzdem hat auch er in der Heimat niemals einen gesehen. Es sind nunmal scheue Tiere, die den Menschen fürchten. Der böse Wolf - dieses Ammenmärchen müsste endlich mal raus aus den Köpfen der Leute. Rotkäppchen, der Wolf und die sieben Geißlein - übler hätte man diesen wundervollen Tieren nicht mitspielen können.



Nach dieser Fütterung war etwas Zeit bis zur Flugshow der Greifvögel. Kirsten und Ich genehmigten uns ein Bierchen im Biergarten, der - ebenso wenig wie der gesamte Wildpark - nicht von Menschen überlaufen war. Trotz Ferien in Bayern wurde man hier nicht tot getrampelt. Ein weiterer Punkt, der den Besuch in Schloß Tambach als erfreulich erscheinen lässt.

Als kurzweilig und humorig erwies sich die Flugshow mit den beiden Falknern. Zuerst ließen sie einen Lannerfalken fliegen. Wie üblich bei solchen Vorführungen flog Oda, so der Name des Vogels, auch knapp über die Köpfe der Besucher, die auf der Holztribüne Platz genommen hatten. Es folgte ein Sakerfalke, der vorführte, wie er im Fluge Beute schlägt.
Als nächstes wurde ein Weißkopf Seeadler präsentiert. Der Wappenvogel der Vereinigten Staaten von Amerika flog ebenfalls nur ganz knapp über die Menschen hinweg. Er zeigte auch, wie er sich sein Futter aus dem Wasser holt. Beeindruckend, auch wenn der kleine Teich nicht gerade der Pazifik ist. Nach dem Adler kamen die Geier an die Reihe. Ein Zwerggänsegeier und ein Schneegeier, der eine Flügelspannweite bis zu 310 cm erreichen kann, wurden dem staunenden Publikum vorgeführt. Lustig: Der Schneegeier kam direkt unter meinen Füßen aus der Tribüne heraus marschiert. Kirsten und Ich hatten ganz unten gesessen. Da ist das Hallo natürlich groß, wenn dann plötzlich so ein großer Vogel unter dir auftaucht.



Nach den Vögeln war wieder eine Fütterung angesetzt. Diesmal führte uns Patrick zu den Wildkatzen und den Fischottern. Letztere ließen sich allerdings nicht blicken. Denen war es wohl zu warm. Kein Wunder wenn man 50.000 Haare auf einem Quadratzentimeter aufzuweisen hat. Der Mensch hat im Vergleich dazu etwa 300 Haare auf einen qcm. Wenn überhaupt. Zudem sind Fischotter eigentlich auch nachtaktive Tiere, so ist es zu verstehen, daß wir sie nicht zu sehen bekamen.

So entschieden wir, uns auf den Rückweg zu machen. Unterwegs kauften wir noch Käse, Schinken, Wurst und Bauernbrot ein um diesen Tag mit einem rustikalen Vesper  abzuschließen. Alles ganz einfach, kein großer Aufwand, aber ein wunderschöner Tag.  


Montag, 17. Juni 2013

Sich einen Helden ausleihen - auch sonntags kein Problem ;)

Wobei die Überschrift nicht so ganz stimmt. Denn eigentlich geht es sogar darum, sich sechs Helden auszuleihen. Und auch das geht völlig ohne Probleme. Doch diese Worte mögen dem einen oder der anderen nun ein wenig kryptisch vorkommen. Darum hier die Erklärung. Am Sonntag besuchte Ich, zusammen mit Filius Hendrik, einen Auftritt der hessischen Cover Rock Band Rent a Hero und diese Band besteht aus sechs Leuten und sie haben das englische Wort für Helden im Bandnamen. Ach so ja: Daß "rent" was mit Ausleihe zu tun hat, weiß spätestens seit "Rent a car" wohl auch der weniger im Englischen bewanderte. Capito?  

Kennengelernt, zumindest virtuell, habe Ich Rent a Hero über Tatjana, eine junge Frau aus unserem Ortsteil (mittlerweile im Raum Darmstadt lebend), deren Angetrauter, ebenfalls aus unserer näheren Umgebung stammend, als Gitarrist bei Rent a Hero auf der Bühne steht. Ein gutes Jahr lang klappte es einfach nicht, daß Ich mal einen Gig der Band besuchen konnte. Rent a Hero spielt überwiegend im Raum Frankfurt - Darmstadt - Hanau. Keine Weltreise, aber irgendwie kam eben immer etwas dazwischen.

Am Sonntag aber sollte es endlich einmal passen. Die fünf Jungs und das Mädel spielten beim Sommerfest einer Einrichtung für geistig Behinderte in Darmstadt. Und dieser Termin passte für mich prima. Also machten sich Hendrik und Ich am Morgen gemeinsam auf den Weg, damit wir um 11 Uhr, als das Fest und damit auch der Gig von Rent a Hero beginnen sollten, an Ort und Stelle sein würden. Wir fanden einen Parkplatz unmittelbar am Eingang zur Werkstätte und hörten schon beim Aussteigen aus dem Auto die ersten (Soundcheck) Töne von Life is a highway, einem flotten Country Rock Titel, den Rent a Hero kürzlich in einem Studio eingespielt  und ein wirklich gelungenes Video dazu erstellt hatten.  




Nachdem Tatjana an diesem Sonntag leider nicht vor Ort sein konnte, war Andy, ihr Mann, der einzige, den Hendrik und Ich kannten, hatten wir uns doch beim Avantasia Konzert zwei Monate zuvor in Fulda getroffen. Er winkte uns auch gleich von der Bühne aus zu. Kurz darauf kam er zu uns an den Stehtisch für einen ersten kurzen Small Talk. 

Der Festablauf unterlag einem strengen Zeitplan, Rent a Hero sollten dreimal je eine Stunde spielen (11 bis 12 Uhr, 13 bis14 Uhr, 15 bis 16 Uhr). Ihr erstes Set eröffneten sie gegen 11 Uhr 15. Zunächst stiegen sie mit einigen ruhigen Nummern ein. Sie wussten natürlich auch, daß sie an diesem Sonntag für ein schwieriges Publikum spielen sollten. Erstens Laufkundschaft, denn bei einem solchen Event herrscht zweitens natürlich ein ständiges kommen (zuerst einmal) und gehen (später dann). Doch auch als sie den Lautstärkeregler nach oben zogen, verwöhnten sie das Publikum mit einem satten, glasklaren Sound. Metallica's Powerballade Nothing else matters war einer der ersten Höhepunkte auf der Playlist. Apropos Sound: Ich habe es zum ersten Mal erlebt, daß ein Soundmixer seine Arbeit über ein iPad verrichtet. Warum auch nicht? In der heutigen Zeit ist eine App für ein Mischpult doch keine Utopie, sondern völlig selbstverständlich. Oder?

Nicht zu vergessen aber Stücke wie I love Rock'n'Roll von Joan Jett & the Blackhearts. Hier schlägt die große Stunde von Lisa, der ebenso hübschen wie stimmgewaltigen Sängerin der Helden. Während dieses ersten Sets hatte Lisa auch die ein oder andere Pause, in der sie nicht auf der Bühne stehen muß. Also kam sie auf Hendrik und mich zu und meinte "Ich stell mich einfach mal zu Euch". Aber natürlich doch, gerne. Ich nutzte die Gelegenheit und sprach sie auf das Life is a highway Video an und schon waren wir im Gespräch. "Hi, Ich bin die Lisa". Sollte es jemals irgendein Eis, welches man zum schmelzen hätte bringen sollen, gegeben haben, so war es mit dem ersten Moment geschmolzen. Zur Erinnerung: wir waren uns bis zu diesem Moment noch nie begegnet. Aber gleich auf einer Ebene. Sowas ist doch toll.



Nach diesem ersten Set kamen mit Andy, Silas und Rene drei weitere Heroes an unseren Bistro Tisch und es entwickelte sich ein ungezwungenes, humorig - lockeres Gespräch. Rent a Hero mussten ja nun eine Stunde Pause machen, denn in dieser Zeit wurde die ein oder andere Rede gehalten und anschließend gab es noch eine Tanzeinlage.

Um 13 Uhr starteten die Helden dann ihren zweiten Auftritt. Hier stand Lisa eindeutig im Mittelpunkt. Eine ganze Reihe von Liedern populärer Sängerinnen wie Adele, Avril Lavigne oder Alannah Myles wurden zum Besten gegeben. Teilweise singt Lisa auch Parts, die im Original von Männern gesungen werden. Darum stand sie fast permanent auf der Bühne und im Spotlight. Aber auch Silas, der männliche Leadvocalist von Rent a Hero, kommt nicht zu kurz. Lisa hatte Hendrik und mir schon vorab von Silas' Interpretation von Turn the Page (Metallica) vorgeschwärmt und sie sollte nicht zuviel versprochen haben. 

Daß bei einem Gig in einer Behinderten Einrichtung auch geistig Benachteiligte (ist die Bezeichnung okay?) zum Publikum gehören, versteht sich von selbst. Einige von ihnen standen vor der Bühne und gingen total in der Musik auf. Daraufhin bekamen sie von der Band aufblasbare Gitarren (Luftgitarren im wahrsten Sinne des Wortes) überreicht, woraufhin sie glückselig auf ihren Instrumenten mit den Musikern mitjammten. Andy schenkte einem von ihnen sogar noch ein Plektron (O - Ton:"Jetzt bin Ich pleite").



In diesem zweiten Set zeigten Rent a Hero mit drei unplugged Nummern ein weiteres Mal, daß sie auch feinfühlig können. Ob straight nach vorne gerockt oder auf die romantische Art - die Helden und ihre Heldin verstehen ihr Handwerk. Davon konnten wir uns an diesem sonnigen Tag in Darmstadt restlos überzeugen. Leider konnten wir uns den dritten Teil ihres Gigs nicht mehr reinziehen (zu gerne hätte Ich Life is a highway gehört), aber die Heroes haben am Sonntag ja nicht ihren letzten Auftritt gehabt. Demnächst gebe Ich mir mehr davon. Und dann abends...           

Hier geht es zum RaH Videoclip zu Life is a highway

Hier erleben wir Lisa und die Jungs mit Avril Lavigne's Nobody's home (von mir gefilmt)

Und hier Rent a Hero in Trio Besetzung mit Lisa, Silas und Andy