Donnerstag, 8. August 2013

The Eagle has landed - Ein Tag im Wildpark

Tierparks, ganz besonders Wildparks, sind eine Einrichtung, die mich schon seit vielen Jahren fasziniert. Selbst ein Landei, das noch nie in einer Großstadt lebte, sondern Zeit seines Lebens auf dem flachen Land, fühle Ich mich in Gottes freier Natur einfach am wohlsten. Natürlich ist bei uns im Spessart Rotwild heimisch, welchem Ich des öfteren bei meinen nächtlichen Fahrten zur Arbeit begegne. Das mag auch der Grund dafür sein, daß mich Rot- und Damwild, Sikahirsche usw. in Tierparks nicht so sehr interessieren. Doch andererseits finden Wölfe, Greifvögel, Luchse oder Wisente meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Am Mittwoch war es mal wieder soweit. Gemeinsam mit Kirsten, Sohn und Tochter zeigten sich nicht interessiert, fuhr Ich knapp 150 Kilometer in die Gegend von Coburg, wo - von Schweinfurt kommend rund 10 Kilometer vor der Stadt - der Wildpark Schloß Tambach liegt. Seit mehr als 200 Jahren im Besitz der Grafen zu Ortenberg, wurde im 19. Jahrhundert ein  Landschaftspark nach englischem Vorbild angelegt, welcher, mehr als 50 ha groß, seit 1970 als Tierpark dient.

Schon an der Eintrittskasse bekamen wir einen ersten Eindruck davon, wie nett und sympathisch die Angestellten des Parks sind. Egal wo, ob wie gesagt an der Kasse, am Kiosk, wo man sich für vergleichsweise wenig Geld mit Essen, Trinken, Souveniers etc versorgen kann oder bei den Fütterungen mit den Tierpflegern: die Menschen hier in Schloß Tambach sind freundlich und lächeln immer. Hier sah man kein einziges mürrisches Gesicht.



Wir waren rechtzeitig zur Fütterung der Luchse und Wölfe gekommen. Patrick, ein junger Slowake, der im Park eine Ausbildung zum Tierpfleger macht, zeigte uns erst die pinselohrigen Luchse. Ein Gangsterpärchen, wie er meinte, heißen die beiden doch Bonnie und Clyde. Während Clyde allerdings in der Gabelung eines Baumes lag und sich auch durch die von Patrick angebotenen Chicken Wings nicht nach unten locken ließ, kam Bonnie mit ihren beiden Ende Mai geborenen Welpen von einem Steinhaufen, der als Sicht- und Regenschutz dient, nach vorne an den Zaun. Die beiden Jungtiere sind bereits der dritte Wurf von Bonnie und Clyde. Irgendwann werden die Jungtiere an andere Parks oder Zoos weiterverkauft. Die Eltern aber werden wohl auch 2014 wieder für Nachwuchs sorgen.

Gleich nebenan lebt das Wolfsrudel. 22 Tiere in einem Rudel. Das ist deutlich mehr als in freier Wildbahn. Doch bei europäischen Wölfen geht das. Timberwölfe zum Beispiel, leben in Rudeln mit einer Stärke von sechs bis acht Tieren. Bei Polarwölfen sind es meist noch weniger. Die Wölfe, angeführt von ihren Alphatieren Ronja und Nico, kamen aus dem dichten Waldstück heraus auf eine Lichtung, wo sie ihre Leckerlis entgegen nahmen. Von einem erhöhten Aussichtspunkt aus konnte man auch die Welpen, sechs an der Zahl in diesem Jahr, sehen. Kirsten und Ich (Wölfe sind meine Lieblingstiere) hatten uns längst mit Patrick verratscht. Er stammt aus dem slowakischen Teil der Karpaten, wo Wölfe noch wild leben. Trotzdem hat auch er in der Heimat niemals einen gesehen. Es sind nunmal scheue Tiere, die den Menschen fürchten. Der böse Wolf - dieses Ammenmärchen müsste endlich mal raus aus den Köpfen der Leute. Rotkäppchen, der Wolf und die sieben Geißlein - übler hätte man diesen wundervollen Tieren nicht mitspielen können.



Nach dieser Fütterung war etwas Zeit bis zur Flugshow der Greifvögel. Kirsten und Ich genehmigten uns ein Bierchen im Biergarten, der - ebenso wenig wie der gesamte Wildpark - nicht von Menschen überlaufen war. Trotz Ferien in Bayern wurde man hier nicht tot getrampelt. Ein weiterer Punkt, der den Besuch in Schloß Tambach als erfreulich erscheinen lässt.

Als kurzweilig und humorig erwies sich die Flugshow mit den beiden Falknern. Zuerst ließen sie einen Lannerfalken fliegen. Wie üblich bei solchen Vorführungen flog Oda, so der Name des Vogels, auch knapp über die Köpfe der Besucher, die auf der Holztribüne Platz genommen hatten. Es folgte ein Sakerfalke, der vorführte, wie er im Fluge Beute schlägt.
Als nächstes wurde ein Weißkopf Seeadler präsentiert. Der Wappenvogel der Vereinigten Staaten von Amerika flog ebenfalls nur ganz knapp über die Menschen hinweg. Er zeigte auch, wie er sich sein Futter aus dem Wasser holt. Beeindruckend, auch wenn der kleine Teich nicht gerade der Pazifik ist. Nach dem Adler kamen die Geier an die Reihe. Ein Zwerggänsegeier und ein Schneegeier, der eine Flügelspannweite bis zu 310 cm erreichen kann, wurden dem staunenden Publikum vorgeführt. Lustig: Der Schneegeier kam direkt unter meinen Füßen aus der Tribüne heraus marschiert. Kirsten und Ich hatten ganz unten gesessen. Da ist das Hallo natürlich groß, wenn dann plötzlich so ein großer Vogel unter dir auftaucht.



Nach den Vögeln war wieder eine Fütterung angesetzt. Diesmal führte uns Patrick zu den Wildkatzen und den Fischottern. Letztere ließen sich allerdings nicht blicken. Denen war es wohl zu warm. Kein Wunder wenn man 50.000 Haare auf einem Quadratzentimeter aufzuweisen hat. Der Mensch hat im Vergleich dazu etwa 300 Haare auf einen qcm. Wenn überhaupt. Zudem sind Fischotter eigentlich auch nachtaktive Tiere, so ist es zu verstehen, daß wir sie nicht zu sehen bekamen.

So entschieden wir, uns auf den Rückweg zu machen. Unterwegs kauften wir noch Käse, Schinken, Wurst und Bauernbrot ein um diesen Tag mit einem rustikalen Vesper  abzuschließen. Alles ganz einfach, kein großer Aufwand, aber ein wunderschöner Tag.  


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