Dienstag, 16. Oktober 2012

Der "Pellminator" on Tour - Axel Rudi Pell live

Im Juli gab der Wattenscheider Melodic Metal Gitarrist Axel Rudi Pell die Termine für die Herbsttour 2012 bekannt. Ich schätze mal, ich war der Erste, der Tickets für den Tourauftakt Gig im Aschaffenburger Colos Saal orderte. Denn gleich, nachdem auf der Facebook Seite des Live Musik Clubs dieser Termin gepostet wurde, bestellte Ich über die Homepage des Colos Saal meine Tickets. Fortan mußte ich noch 14 Wochen warten, bis es dann soweit sein sollte.

Letzten Freitag also war nun dieser Tag. Um kurz vor sieben Uhr abends fand ich mich am Roßmarkt ein. Doors open war für 20:00 Uhr angesetzt. Daß der Colos Saal voll werden würde, konnte man dem letzten Newsletter des Clubs entnehmen. Pünktlich um acht wurden die wartenden Fans denn auch eingelassen. Zusammen mit Hendrik enterte Ich erst einmal den Merchandise Stand um mir ein Tour T-Shirt zu sichern.

Gemeinsam mit dem Kerbinator Bavaria, wie sich einer meiner Arbeitskollegen im Netz nennt und mit dem Ich für diesen Abend verabredet war, zischte Ich erst einmal ein Bierchen. Kurz bevor die Vorgruppe Mad Max um zehn nach Neun loslegte, traf Ich im Flur noch einen weiteren Wiesthaler, Jörg, der eben auch weiß, was gute Musik ist. Schließlich stieß, für den Kerbinator und mich etwas überraschend, mit Peter noch ein weiterer Arbeitskollege zu uns. Den hatten wir nun nicht auf der Rechnung, wußten wir doch nicht, daß auch er auf Heavy Metal steht.



Mad Max, ein Hard Rock- und Melodic Metal Vierer aus Münster, wurden 1982 gegründet und können somit auf eine 30jährige Karriere zurückblicken. In ihrem 50minütigen Anheizer Programm fanden sich auch einige Stücke aus ihren 1980er Jahre Alben "Rollin' Thunder", "Stormchild" und "Night of Passion". Daß die Band um Sänger Michael Voss bis heute aktiv ist, unterlegten Songs aus ihrem brandneuen Longplayer "Another Night of Passion". Stimmlich voll auf der Höhe mußte Voss auch in die Saiten greifen, was im Metal Bereich eher unüblich für einen Sänger ist. Handwerklich war das, was die Westfalen auf die Bühne brachten, absolut okay. Es fehlte aber ein Aufhänger. Etwas, was nachhaltig im Gedächtnis bleiben würde. Und sei es nur ein Riff.      

Mad Max spielten bis 22:00 Uhr, danach gab es eine gut halbstündige Umbaupause, ehe zu den Klängen von "The Guillotine Suite" der "Pellminator" Axel Rudi Pell gemeinsam mit seiner Band, bestehend aus Keyboarder Ferdy Doernberg, Bassist Volker Krawczak und Drummer Mike Terrana die Bühne betrat. Als letzter kam Johnny Gioeli, Sänger und Frontman aus NYC raus, um gleich wie ein Flummi jeden Quadratzentimeter der viel strapazierten Bretter die die Welt bedeuten auszunutzen. Mit "Ghost in the Black" starteten die Fünf fulminant in ihr Set.

Johnny, der von einigen Mädels angehimmelt wurde, und dies sichtlich genoß, indem er seinerseits die Girls anmachte (You're my Party Chicks. I wanna make love to you") war nicht nur bester Laune, sondern auch in blendender Verfassung. Weitere Tracks aus dem im März 2012 veröffentlichtem Album "Circle of the Oath" folgten mit "Run with the Wind" und "Before I Die", doch auch älteres Material wurde zum Vortrage gebracht.

Was Ich ganz besonders an der Musik von ARP liebe, sind seine epischen, ausufernden 9-, 10- oder 12 Minuten Tracks, denen auch in Aschaffenburg reichlich Platz eingeräumt wurde. Was mich dabei ganz besonders freute, war daß neben "Carousel" oder dem Titelsong der letzten CD auch "Oceans of Time", seines Zeichens Namensgeber des 1998er Albums, und mein absoluter Lieblingssong des Wattenscheiders, in der Setlist auftauchte. Auch "The Masquerade Ball" und "Casbah", wie gewohnt in einem ultralangen Medley zusammengefasst und diesmal um "Tear down the Walls" angereichert, fanden sich im bestens zusammengestellten Programm wieder. Natürlich durften auch Uptempo Kracher wie "Strong as a Rock" nicht fehlen. Dazwischen bekamen Schlagzeugtier Mikey und Ferdy an den Keys ihre Solominuten, wobei besonders Terrana mit einer ca. 7minütigen Einlage das Publikum im Colos Saal anfeuerte.



Zwischendrin glänzte Gioeli immer wieder mit seinen gewohnt witzigen, manchmal flapsigen Sprüchen ("Axel Rudi's first album back in 1942...") und der Maestro himself zitierte auf der Gitarre auch schonmal das 1948 komponierte und besonders durch Johnny Cash populär gewordene "GhostRiders in the Sky", woraufhin Johnny und Mike gleich mit einstimmten. Sie sind nun mal Amerikaner und kennen auch ihre Country Music.

Nach gut anderthalb Stunden war das reguläre Set vorüber und die Fünf verließen die Bühne. Nach etwa vier Minuten waren sie, angeführt von Axel Rudi in persona, allerdings wieder da und spendierten den ca. 550 Metalheads mit einer Altersspanne von 13 bis an die 60 (würde Ich mal schätzen) noch eine Viertelstunde, in der auch "Rock the Nation", ein Meilenstein im Live Programm von ARP, nicht fehlen durfte. Einen Song vermisste Ich dann aber doch ein wenig. Der Rainbow Klassiker "Temple of the King" war im Vergleich zum Januar 2011, als Ich die Band ebenfalls im Colos Saal erlebte, aus der Setlist geflogen. Doch das konnte den "fucking great night" Charakter dieses Abends, welcher musikalisch um fünf Minuten vor halb eins endete, nicht trüben.

Axel Rudi Pell hatten den Freitag Abend in Aschebersch gerockt. Und das wie es sich gehört. Ein geiler Abend mit starker Mucke und vielen gleichgesinnten Musikfreunden. Und somit ein perfekter Start ins Wochenende. Nur schade, daß die Band 2013 Pause machen wird. Kein neues Album, keine neue Tour. Dann sehen wir uns halt in 2014 wieder!             

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Die Bayern3 Kinopremiere: Angels' Share

Der Radiosender Bayern3 gibt seinen Hörern seit 15 Jahren die Möglichkeit, neue Kinofilme schon vor dem offiziellen Start im Kino sehen zu können. In der sogenannten Bayern3 Kinopremiere. In dieser Woche gab es nun die 200. Kinopremiere des Senders. Mehr als 400.000 Kinokarten wurden seither verschenkt. Denn das ist das Besondere an diesen Events. Die Zuschauer holen sich ihre Kinokarten einen Tag zuvor an der Kinokasse ab - zahlen aber nichts dafür. Im Falle von Angels' Share gab es sogar noch eine Gratis Eintrittskarte für die Distillerie Slyrs am Schliersee als Beigabe.

Zum ersten Mal überhaupt erlebte Ich also am Dienstag eine Bayern3 Kinopremiere. Klar, ein Film, in dem es um schottischen Single Malt Whisky geht, ist natürlich wie gemacht für mich. Also wappnete Ich mich mit einem mit Laphroaig (für Nicht-Whisky-Kenner: das spricht sich Lafroyg) gefüllten Flachmann und besuchte am Dienstag Abend das Programmkino Casino in der Aschaffenburger Innenstadt. Daß Ich nicht der einzige Kinobesucher mit einem "wee dram" (schottisch für "einen kleinen Schluck) sein sollte, würde sich später noch herausstellen. Doch dazu mehr an geeigneter Stelle.

Eine Bayern3 Kinopremiere hat den Vorteil, daß man nicht mit Werbung und Trailern anderer Filme zugemüllt wird. Lediglich eine kurze Einführung seitens der (in diesem Fall) lokalen BR Redakteurin mit Wissenswertem zum Film geht der Aufführung voraus. Und dann heißt es auch schon "Film ab".   

Um eins vorweg zu nehmen: Angels' Share ist keine romantisierende, mit wunderschön fotografierten Landschaftsaufnahmen der Highlands gespickte Liebeserklärung an Schottland. Eine Liebeserklärung ist es aber doch. Der Film springt zwischen den Genres Komödie und sozialkritischer Studie hin und her. Und wird dadurch niemals langweilig. Und keine Angst: Unterhaltsam ist Angels' Share zu jeder Zeit. 



Erzählt wird die Geschichte von Robbie. Robbie ist ein kleinkrimineller Twen aus Glasgow, der die Sonnenseite des Lebens noch nie gesehen hat. Und vermutlich auch nie sehen wird. Der einzige Grund, warum er nach seiner letzten Schandtat nicht im Bau landet, ist die Tatsache, daß er in wenigen Tagen Vater wird. Robbie wird zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Beim Tapeten von der Wand abkratzen und säubern öffentlicher Parkanlagen in Glasgow lernt er den wahrscheinlich einzigen Sozialarbeiter mit Herz, Harry, sowie die anderen gescheiterten Existenzen Albert, der immer etwas länger braucht um etwas zu raffen, die kleptomanisch veranlagte Mo, die immer und überall was mitgehen lassen muß, und Rhino, der vom Typ her wohl noch am ehesten auf seiner - Robbie's - Linie liegt, kennen.

Das Leben der Vier würde wohl ewig auf der Verlierer Seite weitergehen, würde Harry, der Sozialarbeiter, seine Schutzbefohlenen nicht eines schönen Tages in eine Whisky Distillerie chauffieren. Dabei offenbart sich, daß Robbie ein feines Näschen für hochgeistige Destillate mitbringt.

Daraufhin fahren die Fünf zu einem Whisky Tasting nach Edinburgh. Angesichts des Edinburgh Castle, welches Albert noch nie gesehen hat und daraufhin fragt, was das da oben auf dem Hügel sei, sieht sich Harry genötigt zu fragen, wo Albert denn bislang gelebt habe. In einem Schrank? Hier zeigt sich, daß Touristen das Land Schottland vermutlich besser kennen, als die Einheimischen. Auch Highlander müssen für blöde Sprüche herhalten, ähnlich wie die "Bayern-Seppls" für manchen "nördlich-des-Weißwurscht-Äquators" lebenden Deutschen.

Ausblende aus dem Film, dafür eine Momentaufnahme aus dem Publikum beleuchtend: Als zum erstenmal im Film ein Single Malt verkostet wird, regt sich auch im gut besuchten Kinosaal etwas. Von verschiedenen Stellen hört man ein "plop". Nicht nur Ich war also mit einem guten Schluck ausgestattet ins "Casino" gekommen. Sláinte mhath. (Gälisch für Prost; sprich: sloontsche waah).

Zurück zum Film: Als den drei Jungs und dem Mädel klar wird, daß es in den Highlands ein Faß des wohl seltensten Whiskys der Welt gibt, machen sie sich - mittlerweile in Kilts gehüllt - auf gen Norden, um der Auktion dieses hochpreisigen Geistes beizuwohnen - und ihn auf nicht ganz legale Weise zu ihrem Eigen zu machen. Dabei offenbart sich vor allem Albert als der schottischen Tradition nicht gerade entsprechender Großstädter.



Ich möchte an dieser Stelle das Ende des Films nicht vorweg nehmen. Darum gehe Ich noch einmal auf Reaktionen seitens des Kinopublikums ein. Das Premierenpublikum in Aschaffenburg setzte sich, wahrscheinlich ebenso wie in den sieben anderen bayerischen Städten die in den Genuß der Preview kamen, aus vorwiegend Schottland- und Whiskyerfahrenen Frauen und Männern zusammen. Darum gab es öfter herzhafte Lacher und Kommentare zu hören. Allein schon deshalb muß man sich den Film noch mindestens einmal mehr reintun, um auch wirklich jeden Dialog verstanden zu haben. Rein akustisch natürlich. Denn der Film lebt von seiner Atmosphäre, die es brilliant versteht, Unterhaltung mit erhobener-Zeigefinger-Pseudo-Studie zu verbinden.

Regisseur Ken Loach setzte bei seiner augenzwinkernden Komödie in erster Linie auf Laiendarsteller - und dem Vernehmen nach wurde Paul Brannigan, Darsteller des Protagonisten Robbie, danach vom Fleck weg für eine Rolle neben Scarlett Johannson verpflichtet.  

Mein - positives - Fazit lautet also: Schottland- und (vor allem) - Whisky Fans: Reingehen. Tut Euch diesen Film an. Fernab von jeglicher Rosamunde Pilcher Romantik zeichnet er ein Bild des wahren Schottland, läßt aber dennoch genügend Raum für ein Traumland im nördlichen Teil Großbritanniens.    

Prädikat: 10 von 10 wee drams ;)

Hier berichtet das ZDF heute journal über den Film

Hier geht's zur offiziellen Website des Films

Hier lang zu einem älteren Blog von mir über ein Whisky Tasting