Sonntag, 22. April 2012

Ein genußvoller Abend im Keller

Vor wenigen Wochen sah ich beim Schlendern durch unser ehemaliges Kreisstädtchen Lohr am Main im Fenster eines Feinkostladens die Ankündigung für ein Whiskytasting. Es wurden fünf Single Malts von der Insel Islay zum Verkosten ausgelobt - die Whiskyinsel schlechthin. Ich also flugs rein in den Laden und gleich für den 21. April angemeldet. Und gestern Abend war es dann also soweit.



Um kurz vor 18 Uhr war Ich an Ort und Stelle. Vor dem Eingang in den Gewölbekeller unter dem Feinkostladen Barrique standen bereits einige Herren, die ebenfalls auf den Einlaß warteten. Der erfolgte auch recht bald und über eine altertümliche Treppe (Achtung Kopf einziehen) kletterte man eher als daß man stieg in das uralte Gewölbe. Gerade einmal zwei Glühbirnen erleuchteten den Keller, der von einem Gasbrenner mit wohliger Wärme versorgt wurde. Schließlich ist es in einem solchen Gewölbe ja auch feucht, weshalb der Besitzer des Barrique dieses auch nicht als Lagerraum benutzen kann. Doch für ein Whiskytasting ist diese Umgebung geradezu wie geschaffen. Hier werden sonst auch mal Weinverkostungen oder ähnliche Veranstaltungen durchgeführt.

Vier Brauereigarnituren waren aufgebaut und wurden auch rasch von letztlich 19 Teilnehmern belegt. Es zeigte sich, daß einige der Probanden als Stammgäste bei Veranstaltungen des Barrique bezeichnet werden dürfen, andere, wie Ich, waren zum ersten Mal dabei. Dank der zwanglosen Atmosphäre ergaben sich jedoch alsbald erste Gespräche, besser noch: Fachsimpeleien, auch über die Tische hinweg. Richard Bogar, Inhaber des Ladens und Veranstalter des Tastings, stellte sich kurz vor und begann dann auch schon, den ersten Malt des Abends einzuschenken.

Dabei handelte es sich um einen 18jährigen Bruichladdich, Single Cask Abfüllung mit 43%Vol. Mein Tischnachbar und Ich waren uns allerdings schnell darüber einig, daß dieser wenig getorfte Laddy nicht das hielt, was er versprach. 108.- € pro Flasche erschien uns daher als zuviel.

Als nächstes wurde ein gerade einmal sechs Jahre junger Bunnahabhain, ebenfalls Single Cask und 43%Vol, verkostet. Honigsüss zeigt sich dieser Malt verspielt auf der Zunge und deutlich intensiver am Gaumen. Die 44,80 € Ladenpreis sind hier ein mehr als fairer Preis.

Whisky Nummer drei war ein 40prozentiger Caol Ila, 12y. Der erste Eindruck auf der Zunge war äußerst weich, oder wie mein Tischnachbar sagte, fast wie Wasser. Doch der torfige Caol Ila überzeugt vollends beim Abgang, wo er sich als bestens geeignet für einen heimeligen Abend im Schaukelstuhl am offenen Kamin empfehlen konnte. Läßt man ihn sich im Laden abfüllen, zahlt man 8,70 € pro 100 ml.


Nach drei Malts wurde eine (Trink)Pause eingelegt, in der den Teilnehmern ein Kesselgulasch angeboten wurde, vom Maestro selbst zubereitet und geschmacklich vollends überzeugend. Danach ging es an die beiden angekündigten Single Malts in Cask Strength, also Fassstärke. Zunächst wurde ein Lagavulin, 12 Jahre, Limited Edition, abgefüllt 2011, eingeschenkt. Die 57,5%Vol. (Ladenpreis 65,80 € / 70cl) sind für den ein oder anderen Whiskyfreund sicher nur mit ein, zwei Tropfen Wasser genießbar. Ich allerdings bevorzuge meine Malts pur, ohne alles, auch - und gerade - einen Whisky in Fassstärke. Der einen Eindruck von kaltem Rauch entwickelnde Lagavulin gibt sich an Nase, Zunge und Gaumen erfreulich torfig. Ein Lebenswasser ganz nach meinem Geschmack.

Nun war es Zeit für den Höhepunkt des Abends, den torfigsten Whisky der Welt. Sicher eine vollmundige Ankündigung, die jedoch durch die Angabe 167 PPM belegt wird. PPM steht für parts per million und wird für den millionsten Teil verwendent, so wie Prozent für den hundertsten Teil steht. Ähnlich der Einheit Scoville, die für die Abschätzung der Schärfe zum Beispiel bei Chilischoten steht. Hier nun handelt es sich also um den Whisky mit dem meisten Torfgehalt weltweit. Der in diesem Fall 5jährige Octomore aus dem Hause Bruichladdich, ausgebaut in einem Bordeaux Fass, zeigt sich süß, irgendwo schmeckt man Weißweinaromen. Und natürlich Torf. Alles andere wäre für den torfigsten Vertreter seiner Spezies auch nicht angebracht. 118.- € werden für die Flasche mit 61%Vol. im Barrique Lohr aufgerufen. 

Damit war der offizielle Teil des Abends beendet, doch natürlich blieb es den Teilnehmern überlassen, noch ein wenig zusammenzusitzen und die Eindrücke des Abends Revue passieren zu lassen. Für mich war es die erste Teilnahme an einem Whiskytasting von Richard Bogar, doch sicher nicht die Letzte.      




  

2 Kommentare:

  1. Klingt gut, Mac. Der Caol Ila wäre mir wohl ein wenig "schwach auf der Brust", doch der junge Bunnahabhain und der Lagavulin waren bestimmt einen zweiten (oder dritten) Schluck wert. Bin schon gespannt auf Dein nächstes Tasting-Abenteuer.

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    1. Klingt nicht nur gut, sondern war es (natürlich) auch. Es war ein schöner Abend in netter Gesellschaft. Gerne wieder.

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