Freitag, 17. August 2012

Dem Ötzi auf der Spur

Das Ötztal - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2012. Dies sind die Abenteuer der Familie Ehrlich, die mit ihrer 3 Mann starken Besatzung vier Tage lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtsekunden von der Heimat entfernt, dringt die Familie in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. 
(Logbuch Captain Ehrlich, Sternendatum 170812)

Okay, der letzte Satz stimmt so nicht, denn die Galaxie Ötztal haben schon viele Menschen vor uns gesehen. Für uns aber war es der erste Trip in dieses langgezogene Tal zwischen Reschenpass und Brenner in Tirol.

Los ging es montags früh um 2 Uhr 40. Nachtfahrten machen Spaß und so starten wir solche Exkursionen immer um diese Zeit. Über die A3 ging es am Kreuz Biebelried auf die A7, auf welcher wir bis kurz vor Füssen blieben. In der Stadt besorgten wir uns ein Pickerl, die Autobahnvignette für Österreich, welche im Gegensatz zum Vorjahr um 10 Cent auf exakt 8 Euro verteuert wurde. Allerdings brauchten wir das Pickerl zunächst nicht, da wir über den Fernpaß nach Imst fuhren, also keine Autobahn benutzten.

Von Imst aus ist es nicht mehr weit ins Ötztal. Über den namensgebenden Ort Oetz nach Sölden, bekannt als Auftaktstation des alpinen Ski Weltcups, fuhren wir nach Vent, ein 150 Seelen Bergsteiger Dorf auf 1.900 Meter Meereshöhe. Da es zum einchecken noch zu früh war, ging es durch fünf Tunnels wieder hinunter nach Sölden (1.370 m), wo wir in einer der zahlreichen Apres Ski Bars ("Die Alm") einkehrten und uns erstmal mit einem typischen Topfenpalatschinken auf unser Gastgeberland einstimmten. Zahlreiche Touristen waren an diesem Vormittag schon unterwegs, die meisten in Wanderer Outfit, welches in dem 3.000 Seelen Ort in ich-weiß-nicht-wie-vielen Sport - und Outdoor Shops zu überhöhten Preisen, und das trotz "Sale", wie es so schön auf neudeutsch heißt, feilgeboten wird.    



Mittlerweile war es Zeit, im Hotel Gasthof Weißkugel in Vent, 19 Kilometer von Sölden entfernt, einzuchecken. Nachdem wir unser Zimmer mit Balkon im dritten Stock bezogen hatten, brachen wir zu unserer ersten Unternehmung auf. Timmelsjoch hieß das Ziel, wobei hier eher der Weg das Ziel ist. Das Timmelsjoch ist eine Paßstraße, die von Hochgurgl im Tiroler Ötztal nach St. Leonhard (San Leonardo) im Südtiroler Passeiertal (Val Passeria) über 49 Kilometer führt. An der Mautstation in Hochgurgl zahlt man 18.- € für ein Hin - und Rückfahrt Ticket, das heißt, auf italienischer Seite muß man keine Gebühr entrichten (die ist in den 18 Euro schon drin) und kann sich dann zwei Monate mit der Rückfahrt Zeit lassen. Das taten wir natürlich nicht, wir mußten ja am gleichen Tage wieder zurück im Ötztal sein. 

Die Fahrt über den Pass auf 2.509 Meter Höhe bietet Panoramen, die dem ein oder anderen im wahrsten Sinne des Wortes den Atem rauben, denn die Luft da oben ist natürlich sehr dünn. Auf dem Gipfel verläuft die Grenze zwischen Österreich und Italien und wenn man unten im Passeiertal angekommen ist, bietet sich noch ein Abstecher nach Meran (Merano) an. Diese Möglichkeit nahmen wir wahr und kehrten in der zweitgrößten Stadt Südtirols in einem Straßencafé ein. Die Rückfahrt ins Ötztal bescherte uns noch einmal die wundervollen Ausblicke entlang des Passo Rombo, wie das Timmelsjoch auf italienisch heißt. Passo Rombo - Donnerpass!



Nach der Rückkunft in Vent, am Fuße des höchsten Berges Tirols, der Wildspitze (3.774 m), machten wir uns zum Abendessen zurecht. Bodenständig, deftig und einfach nur schmackofatzig lecker - der Eindruck des ersten Abendessens im Gasthof Weißkugel, so benannt übrigens nach dem mit 3.738 Metern zweithöchsten Berg des Ötztals, sollte sich in den folgenden Tagen bestätigen. Hier versteht man es zu kochen.



Den nächsten Tag begannen wir mit einer Fahrt mit dem Sessellift von der Talstation Vent auf den Stablein (2.365 m) von wo aus man fantastische Blicke ins Ventertal Richtung Sölden, aber auch auf die Gletscher fast rundherum hat. Wer mag, kann von hier aus die Breslauer Hütte auf 2.844 Metern erwandern und anschließend wieder nach Vent hinunter gehen. Prächtige Impressionen inclusive.

Am Nachmittag machten wir uns auf zu einem Besuch des Badesees in Umhausen, zwischen Sölden und Oetz gelegen. Zwar hatten wir uns das Areal größer vorgestellt, doch schließlich erwies sich der See mitsamt der gesamten Anlage wie Beachvolleyball Feld, Liegewiesen, Pizzeria und Kinderspielplatz als völlig ausreichend. Ein idyllisch gelegener See mit der imposanten Kulisse der Alpen um sich herum - da läßt sich das dolce vita bestens pflegen. Tirols höchster Wasserfall, der Stuibenfall, sowie ein "Ötzi-Dorf" genanntes Freilichtmuseum schließen sich an den Badesee an, so daß sich ein Urlaubstag hier locker und leicht verbringen läßt.



Das Abendessen im Weißkugel rundete auch diesen gelungenen Tag ab und später fielen wir wieder todmüde in unsere Betten. Die Bergluft fordert eben ihren Tribut.

Umso ausgeschlafener waren wir am dritten Tag. Dafür hatten wir uns eine Fahrt in die Hauptstadt Tirols, Innsbruck, ausgesucht. Rund einhundert Kilometer muß man dafür bewältigen und endlich machte sich auch unser Pickerl bezahlt, denn der schnellste Weg in die Olympiastadt führt über die A12. Mit rund 120.000 Einwohnern ist Innsbruck die fünftgrößte Stadt Österreichs. Zudem war die Stadt am Patscherkofel (2.246 m) bereits zweimal Ausrichter olympischer Winterspiele (1964 und 1976).

Wir parkten unser Auto in einer Tiefgarage am Inn und schlenderten durch die Altstadt. Das Goldene Dachl, Wahrzeichen der Stadt, die Hofburg, der weltberühmte Juwelier Swarovski, das Tiroler Landestheater und einiges mehr - Innsbruck steckt voller Kultur. Stellenweise fragte ich mich, ob ich denn tatsächlich in Innsbruck war - oder nicht doch in Wien. Einen geplanten Besuch der Bergisel Schanze, jährlich dritte Station der Vierschanzentournee, mussten wir ausfallen lassen, da die Schanze zur Zeit leider geschlossen ist.



Nachdem wir wieder in Vent waren, schalteten wir auf Entspannungsmodus bis zum Abendessen. Ein Grillabend war diesmal angesagt und wiederum hatte das Küchenteam des Weißkugel alle Voraussetzungen für einen perfekten kulinarischen Tagesausklang geschaffen. Die Grillwürstl oder der Schweinebauch - eine Sensation. Dazu Folienkartoffeln, Kräuterbaguette oder frische Salate - hmmm. Unter hinterher frisches Obst. Herz, was willst Du mehr?


Nach dem Frühstück am Donnerstag hieß es für uns leider die Heimreise anzutreten. Für diese Fahrt hatten wir uns eine andere, etwas längere Strecke als bei der Anreise zurechtgelegt. Kurz vor Innsbruck bogen wir ab nach Seefeld, einem weiteren sehr bekannten Wintersportort in Tirol und vor wenigen Wochen Gastgeber für das Trainingscamp des englischen Meisters Manchester City. Bei Scharnitz ging es über die nicht vorhandene Grenze nach Deutschland zurück. Nach Abstechern nach Mittenwald und Wallgau, der Heimat von Magdalena Neuner, ging es via Garmisch Partenkirchen entlang der B2 auf die A95, die uns nach München führte, wo wir über die A96 und die A99 auf die A8 kamen. Da wir die potentiell staugefährdeten A9 und A3 möglichst meiden wollten, fuhren wir vorbei an Augsburg Richtung Stuttgart, um am Kreuz Ulm / Elchingen wieder auf die A7 zu fahren. Zwar kommt einem die A8 wie eine einzige riesige Baustelle vor, doch zumindest floß der Verkehr hier flüssig und auf der A7 waren eh keine Verspätungen zu befürchten.

Tja, und so landeten wir um kurz nach fünf am Nachmittag wieder in der Heimat, mit rund 250 Metern über Normal Null rund zehnmal tiefer gelegen als das Timmelsjoch. Aber genau für solche Momente und Erfahrungen fährt man ja auch in den (Kurz)Urlaub. 

Hier gibt es noch mehr Bilder vom Ötztal Trip     


       

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